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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks
Autoren: Sara Paretsky
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das heißen solle, daß ich ihm Elena unangemeldet ins Haus schickte. Er denke nicht daran, seine Kinder einer solchen Schlampe auszusetzen, er habe kein Gästezimmer, er habe schon vor Jahren deutlich gemacht, daß er niemals –
    »Ja, ja.« Ich brachte den Wortschwall schließlich zum Versiegen. »Ich weiß. Eine Frau wie Elena paßt einfach nicht nach Mission Hills. Die dortigen Säufer werden jede Woche manikürt. Ich verstehe.«
    Nicht die allerbeste Eröffnung für eine Bitte um Finanzhilfe. Nachdem er sich ausgetobt hatte, erklärte ich ihm das Problem. Die Nachricht, daß Elena noch in Chicago war, sorgte, anders als ich gehofft hatte, nicht dafür, daß er ihr aus der Klemme half.
    »Auf keinen Fall. Das habe ich ihr das letzte Mal unmißverständlich klargemacht, damals, als sie Mutters Haus bei diesem bescheuerten Investmentprojekt durchgebracht hat. Vielleicht erinnerst du dich daran, daß ich ihr einen Anwalt beschafft habe, der dafür gesorgt hat, daß sie beim Verkauf noch etwas übrigbehielt. Das war’s. Das letzte Mal, daß ich mich um ihre Angelegenheiten gekümmert habe. Es wird Zeit, daß du dieselbe Lektion lernst, Vic. Ein Alki wie Elena zapft dich an, bis du trocken bist. Je früher du das begreifst, desto leichter wird dein Leben.«
    Das Echo meiner finstersten Gedanken von seinen arroganten Lippen zu hören, brachte mich dazu, daß ich auf dem Stuhl herumrutschte. »Wenn ich mich richtig erinnere, Peter, hat sie den Anwalt selbst bezahlt. Sie hat dich nie um Geld gebeten, oder? Wie auch immer, ich habe nur eine Dreizimmerwohnung. Es geht nicht, daß sie bei mir wohnt. Ich will nur soviel Geld, daß sie einen Monat lang die Miete für eine anständige Wohnung bezahlen kann, während ich ihr bei der Suche nach einer Unterkunft helfe, die ihren Möglichkeiten entspricht.«
    Sein Lachen war unangenehm. »Genau das hat deine Mutter gesagt, als Elena damals in eurem Haus in Südchicago aufgetaucht ist. Weißt du noch? Nicht mal Tony hat es ertragen, daß sie dort war. Tony! Der Nachsicht hatte für alles und jedes.«
    »Im Gegensatz zu dir«, kommentierte ich trocken.
    »Ich weiß, daß du mich damit beleidigen willst. Aber ich fasse es als Kompliment auf. Was hat dir Tony hinterlassen, als er gestorben ist? Das schäbige Häuschen in der Houston Street und seine Pension.«
    »Und einen Namen, auf den ich stolz bin«, fuhr ich ihn an, gründlich verärgert. »Und wenn wir schon dabei sind, ohne seine Hilfe wäre nie etwas aus deiner Hackfleischfabrik geworden. Tu also zum Ausgleich etwas für Elena. Ich bin mir sicher, wo immer Tony jetzt ist, er würde das für einen gerechten Tausch halten.«
    »Ich habe Tony den letzten Cent zurückgezahlt.« Peter war eingeschnappt. »Und ich schulde weder ihm noch dir einen Furz. Und du weißt verflucht genau, daß es Würstchen sind, kein Hackfleisch.«
    »Ja, du hast ihm den letzten Cent zurückgezahlt. Aber ein kleiner Gewinnanteil oder auch nur Zinsen hätten dich nicht umgebracht, oder?«
    »Probier diesen sentimentalen Scheißdreck nicht an mir aus, Vic. Da fall ich nicht drauf rein, dazu hab ich schon zu viele Kilometer auf dem Buckel.«
    »Genau wie ein Gebrauchtwagen«, sagte ich bitter.
    Die Leitung war tot. Das Vergnügen, daß ich das letzte Wort gehabt hatte, entschädigte nicht für den verlorenen Kampf. Warum zum Teufel hatten aus der Familie meines Vaters Elena und Peter überlebt? Warum hatte nicht Peter sterben und Tony weiterleben können? Freilich nicht in dem Zustand, in dem er in seinen letzten Jahren gewesen war. Ich schluckte Galle und versuchte, das Bild meines Vaters in seinem letzten Lebensjahr zu verdrängen, dieses aufgeschwemmte Gesicht, diese unkontrollierbaren Hustenanfälle, die seinen Körper erschütterten.
    Ich preßte die Lippen zusammen und schaute auf meinen Schreibtisch, auf den Stapel unbeantworteter Post und nicht abgelegter Akten. Vielleicht wäre es an der Zeit, daß ich mich im zwanzigsten Jahrhundert einfand, ehe es in zehn Jahren zu Ende gehen würde. Zeit, daß ich mit meiner Arbeit soviel Erfolg hatte, mir wenigstens eine Sekretärin leisten zu können, die mir den Papierkram abnahm. Einen Assistenten, der einen Teil der Lauferei erledigte.
    Ich wühlte ungeduldig in den Papieren, bis ich schließlich die Seiten fand, die ich für meine bevorstehende Präsentation brauchte. Ich rief bei Visible Treasures an, um zu hören, bis wann ich meine Vorlagen bringen konnte, damit die Dias noch über Nacht entwickelt
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