Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks
Autoren: Sara Paretsky
Vom Netzwerk:
würden. Sie sagten mir, wenn ich sie bis acht brächte, müßten sie für Satz und Dias das Doppelte des normalen Preises verlangen. Nach dieser Auskunft war mir wohler, es würde nicht ganz so schlimm kommen, wie ich befürchtet hatte.
    Ich tippte die Vorlagen auf der alten Olivetti meiner Mutter. Wenn ich mir schon keinen Assistenten leisten konnte, sollte ich wenigstens ein paar Tausender für ein Textverarbeitungssystem springen lassen. Aber hielt nicht die Kraft, die ich brauchte, um die Tasten der Olivetti anzuschlagen, meine Handgelenke stark?
    Kurz nach sechs war ich mit dem Tippen fertig. Ich durchsuchte meine Schubladen nach einem Aktendeckel für die Diagramme. Als ich keinen neuen fand, kippte ich einen Berg von Versicherungspapieren auf die Schreibtischplatte und schob die Unterlagen in den freigewordenen Ordner. Jetzt sah der Schreibtisch aus wie der Schuttabladeplatz der Stadt, wenn die Lastwagen ihre Ladung abgekippt haben. Ich sah es lebhaft vor mir, wie Peter auf die Platte starren würde und in seinem Gesicht die Fältchen mühsam unterdrückter Blasiertheit auftauchten. Vielleicht mußte man nicht unbedingt in einem Saustall arbeiten, wenn man sich der Wahrheit, der Gerechtigkeit und dem American Way verpflichtet fühlte.
    Ich steckte die Versicherungsunterlagen in den Aktendekkel zurück und trug sie hinüber zu den Aktenschränken, wo ich eine Mappe mit Geschäftsausgaben fand, zu denen sie halbwegs paßten. Mit der Befriedigung einer guten Tat steckte ich »Versicherung« zwischen »Unkosten« und »Werbungskosten«. Nachdem ich das vollbracht hatte, nahm ich mir die Post der letzten zwei Wochen vor, die auf meinem Schreibtisch lagerte, schrieb ein paar Schecks aus, legte Korrespondenz ab und warf Werbebriefe in den Papierkorb. Ziemlich weit unten im Stapel stieß ich auf einen dicken weißen Brief von der Größe einer Hochzeitseinladung, oben links prangte in Prägedruck »Frauen von Cook County für eine offene Regierung«.
    Ich wollte den Umschlag schon wegwerfen, als ich plötzlich begriff, um was es sich handelte – in einem Anfall von Schwachsinn hatte ich mich bereit erklärt, für einen Wahlkampf zu spenden. Marissa Duncan und ich hatten vor einer Ewigkeit zusammengearbeitet, als ich noch Pflichtverteidigerin für das County gewesen war. Sie gehörte zu den Menschen, die für die Politik leben und sterben, ganz gleich ob im Büro oder auf der Straße, und sie suchte sich ihre Themen sorgfältig aus. Zum Beispiel hatte sie aktiv an unserer Kampagne mitgearbeitet, die Behörde gewerkschaftlich zu organisieren, aber aus der Abtreibungsdebatte hatte sie sich völlig herausgehalten – sie wollte vermeiden, daß ihr irgend etwas Nachteile brächte, falls sie sich um ein öffentliches Amt bewarb.
    Aus dem Büro der amtlichen Pflichtverteidigung war sie vor etlichen Jahren ausgeschieden, um am katastrophalen zweiten Wahlkampf von Jane Byrne für das Amt des Bürgermeisters mitzuarbeiten. Jetzt hatte sie einen einträglichen Posten bei einer großen PR-Agentur, die sich auf den Verkauf von Kandidaten spezialisierte. Sie ruft mich nur an, wenn sie gerade eine große Kampagne organisiert. Kurz vor ihrem Anruf vor vier Wochen hatte ich einen schwierigen Auftrag für einen Kugellagerfabrikanten aus Kankakee abgewickelt. Sie erwischte mich, als ich in der Hochstimmung schwebte, die immer dann aufkommt, wenn man Kompetenz gezeigt und einen dicken Scheck erhalten hat.
    »Tolle Neuigkeiten«, sagte sie begeistert und setzte sich über meine lauwarme Begrüßung hinweg. »Boots Meagher sponsert eine Wahlspendenparty für Rosalyn Fuentes.«
    »Ich weiß es zu schätzen, daß du mich ins Bild setzt«, sagte ich höflich. »Da brauch ich mir schon morgen früh den
Star
nicht mehr zu kaufen.«
    »Du hattest schon immer einen ganz besonderen Sinn für Humor, Vic.« Politiker müssen vermeiden, jemandem direkt zu sagen, daß sie ihn für eine Nervensäge halten. »Aber das ist
wirklich
ungeheuer aufregend. Boots hat sich noch nie öffentlich für eine Frau ins Zeug gelegt. Er gibt eine Party in seinem Haus in Streamwood. Eine hervorragende Gelegenheit, die Kandidatin kennenzulernen und ein paar von den Leuten im County Board. Alle Welt kommt dorthin. Vielleicht sogar Rostenkowski und Dixon.«
    »Beim bloßen Gedanken daran hüpft mir das Herz. Für wieviel verkaufst du die Eintrittskarten?«
    »Fünfhundert pro Sponsor.«
    »Zu happig für mich. Außerdem hast du doch gesagt, daß Meagher sie sponsert«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher