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Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks

Titel: Brandstifter - Paretsky, S: Brandstifter - Burn Marks
Autoren: Sara Paretsky
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den ich nicht loswerden konnte, seit ich ihre Geschichte gehört hatte. Das Indiana Arms Hotel – Durchreisende willkommen, Zahlungen täglich oder monatlich – hatte es den anderen Prachtschuppen dieser Straße gleichgetan und den Betrieb eingestellt, endgültig. Ich ließ den Wagen stehen und überquerte die Straße, um das Gerippe näher zu betrachten.
    Als ich um das Gebäude herum auf die Nordseite ging, entdeckte ich einen Mann mit Sportjackett und Helm, der im Schutt herumstocherte. Hin und wieder holte er mit einer Zange etwas zwischen den Trümmern hervor und verwahrte es in einem Plastikbeutel. Ehe er seine Untersuchung fortsetzte, markierte er den Beutel und brummte etwas in ein Taschendiktafon. Er sah mich, als er sich nach Osten wandte, um in einem vielversprechenden Haufen herumzustochern. Er hob noch etwas auf und beschriftete den Beutel, bevor er zu mir herüberkam.
    »Sie haben hier etwas verloren?« Der Ton war freundlich, aber die braunen Augen blickten mißtrauisch.
    »Nur Schlaf. Eine Bekannte hat bis gestern nacht hier gewohnt – sie ist am frühen Morgen in meine Wohnung gekommen.«
    Er schürzte die Lippen und dachte über meine Geschichte nach. »Und dann, was wollen Sie jetzt hier?«
    Ich hob die Schulter. »Ich nehme an, ich wollte es mit eigenen Augen sehen. Ob die Pension wirklich abgebrannt ist. Bevor ich mich abrackere und ihr eine neue Unterkunft suche. Und wenn wir schon dabei sind: Was tun Sie hier? Ein argwöhnischer Mensch könnte glauben, Sie reißen sich Wertsachen unter den Nagel.«
    Er lachte, und ein Teil des Mißtrauens wich aus seinem Gesicht. »So jemand hätte recht – in gewisser Hinsicht tue ich genau das.«
    »Sind Sie von der Feuerwehr?«
    Er schüttelte den Kopf. »Versicherungsgesellschaft.«
    »War es Brandstiftung?« Ich hatte mich in den Familienbanden so verfangen, daß ich mich nicht einmal gefragt hatte, wie der Brand entstanden war.
    Er war wieder auf der Hut. »Ich sammle nur ein paar Sachen ein. Die Diagnose bekomme ich vom Labor.«
    Ich lächelte. »Es ist richtig, daß Sie vorsichtig sind – man weiß nie, wer sich nach so einem Brand hier herumtreiben könnte. Ich heiße V. I. Warshawski. Wenn ich nicht nach einer Notunterkunft suche, bin ich Privatermittlerin. Und ich arbeite von Zeit zu Zeit für die Ajax-Versicherung.« Ich zog eine Karte aus der Handtasche und gab sie ihm.
    Er wischte sich die rußige Hand an einem Kleenex ab und schüttelte die meine. »Robin Bessinger. Ich gehöre zur Abteilung für Brandstiftung und Versicherungsbetrug bei der Ajax. Es überrascht mich, daß ich Ihren Namen noch nie gehört habe.«
    Mich überraschte das nicht. Ajax beschäftigte rund um den Erdball sechzigtausend Menschen – niemand konnte den Überblick über sie alle behalten. Ich erklärte, ich hätte für Ajax Fälle von Schadenersatz und Weiterversicherung bearbeitet, und nannte ein paar Namen, die er eigentlich kennen mußte. Er taute noch mehr auf und ließ mich wissen, daß alles auf Brandstiftung hindeute.
    »Ich könnte Ihnen zeigen, wo Brandbeschleuniger verschüttet worden sind, aber ich möchte nicht, daß Sie ohne Helm hineingehen. Dauernd fallen Putzbrocken herunter.«
    Ich zeigte angemessenes Bedauern darüber, daß mir dieses Vergnügen versagt wurde. »Der Besitzer hat in letzter Zeit wohl hohe Zusatzversicherungen abgeschlossen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht – ich habe die Policen nicht gesehen. Ich habe bloß den Auftrag bekommen, mich an die Arbeit zu machen, ehe Plünderer zu viele Beweise verderben. Ich hoffe, Ihre Freundin hat ihre Sachen retten können – der Brand hat nicht viel übriggelassen.«
    Ich hatte vergessen, Elena zu fragen, ob jemand schwer verletzt worden war. Robin sagte, falls jemand gestorben wäre, hätte die Mordkommission die Beamten von der Feuerpolizei verstärkt.
    »Dann hätten Sie ohne triftigen Grund gar nicht in der Nähe des Gebäudes parken dürfen – die Lebenserfahrung sagt, daß Brandstifter gern zurückkommen, um zu sehen, ob sie ganze Arbeit geleistet haben. Niemand ist umgekommen, aber ein gutes halbes Dutzend ist mit Verbrennungen und Rauchvergiftung ins Michael Reese gebracht worden. Im allgemeinen achten Brandstifter darauf, ob ein Gebäude geräumt werden kann – sie können sich vorstellen, daß es bei einer Ermittlung in einer alten Bruchbude wie der hier nicht besonders gründlich zugeht, wenn kein Mordverdacht dazukommt, der die Bullen scharfmacht.« Er schaute auf
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