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Brandnacht (German Edition)

Brandnacht (German Edition)

Titel: Brandnacht (German Edition)
Autoren: Robert Brack
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aufrecht auf die Tischplatte, blickte mich finster an und sagte: »Jakob, du nervst.«
    »Was ist das eigentlich für ein Löffel?«, fragte ich.
    Carol kam mit einem großen Glas Milch und stellte es neben Sandras Körnerschale.
    »Keine Milch, bitte«, sagte Sandra.
    »Die ist aber bestimmt naturnah.«
    »Eben.«
    Carol warf mir einen verblüfften Blick zu.
    »Ich bin jetzt Veganerin.« Sandra nahm einen Löffel voll Körner in den Mund.
    »Ach du Scheiße«, sagte Carol.
    »Invasion von der Vega«, fiel mir dazu ein.
    »Es steht uns Menschen nicht an, Tiere zu töten, um sie dann kannibalisch zu verwerten. Überhaupt ist alles Tierische für den Menschen nicht geeignet.«
    »Ihr neuer Freund«, erklärte Carol, »ist makrobiotischer Veganer.«
    »Donnerwetter«, sagte ich, »dann gehört er ja einer kulturellen Minderheit an.« Dann dämmerte mir etwas. »Wieso Freund? Wieso neu?«
    Sandra setzte eine hochnäsige Miene auf. »Was glaubst du denn? Dass ich ein Mauerblümchen bin? Oder so verklemmt wie du?«
    »Verklemmt?«
    »Ich habe jedenfalls keine nackten Männer im Schrank hängen.«
    »Das wäre auch gar nicht veganisch.«
    »Scheiße«, rief Sandra und schob ihre Körnerschale beiseite. »Du bist doch krank im Kopf.«
    Sie stürmte aus dem Lokal und trampelte die Treppe nach oben in den ersten Stock.
    »Na großartig«, sagte Carol. »Da verstecke ich dich vor der Polizei, und dir fällt nichts Besseres ein, als meine Tochter vom Frühstück abzuhalten.«
    »Findest du das gut, dass sie einen Veganer als Freund hat?«
    »Für einen Außerirdischen sieht er ganz nett aus. Nickelbrille und so. Ich finds gut, dass sie sich für Gleichaltrige interessiert …«
    »Und nicht für …?«
    »… ältere Herren, die auf mich anziehend wirken.«
    Plötzlich saß Carol vor mir auf der Tischplatte.
    »Ältere Herren?«
    Sie rückte näher.
    »Nur ein bisschen älter.«
    Jetzt saß sie praktisch auf meinem Schoß.
    »Du meinst solche Typen wie Bernstein.«
    Schon zum Frühstück trug sie immer diesen eng anliegenden Hausanzug, der ein wenig zu knapp geraten war.
    »Der ist doch zwei Jahre jünger als du.«
    Ich hielt es nicht mehr aus und warf die Kaffeetasse um.
    Carol sprang auf und griff nach einem Lappen neben dem Spülbecken.
    »Soll ich Elmar nun anrufen?«, fragte sie, nachdem sie mir den Lappen zugeworfen hatte.
    »Das ist mir zu kompliziert. Ich werde mich lieber mal selbst um die Sache kümmern.«
    »Du willst wieder dieses Don-Muller-Ding durchziehen.«
    »Heiner ist ziemlich nervös. Es ist ja nicht zum ersten Mal passiert. Genau eine Woche vorher hat jemand einen Brandsatz geworfen, aber der ist an der Tür abgeprallt und im Ladeneingang abgebrannt. Er hat mir die Namen von ein paar Typen genannt, die ihm schon immer komisch vorkamen.«
    »Kunden?« Carol begann jetzt, die Rollos an den Fenstern hochzuziehen.
    »Typen aus dem Viertel.«
    »Und zu denen gehst du hin und fragst, ob sie neulich Abend einen Molotow-Cocktail geworfen haben.«
    »Die Bullen meinen, jemand sei erst eingebrochen und habe dann mit Brandbeschleuniger gearbeitet.«
    »Mit Brandbeschleuniger gearbeitet? Das klingt, als würde man einem Handwerker bei der Arbeit zusehen.«
    »So sind die Bullen. Sie haben Respekt vor ihrem Gegner.«
    »Respekt vor einem gemeingefährlichen Spinner ist ja wohl nicht angebracht.«
    »Meinst du, es war ein Irrer?«
    »Klar. So einer, der sich eine Freddy-Krueger-Maske überzieht und Spaß am Zündeln hat.« Sie stand neben mir und begann das letzte Rollo hochzuziehen.
    Ich sah sie verstört an. »Freddy Krueger? Wie kommst du denn darauf?«
    »Lief doch gerade im Fernsehen.«
    Ich schob mich aus der Fensternische heraus vorsichtig an ihr vorbei.
    Sie blickte nach draußen. Zwei Lastwagen rumpelten die Straße entlang in Richtung Lkw-Parkplatz auf dem ehemaligen Bahngelände. Der eine Fahrer winkte ihr zu.
    »Kundschaft«, sagte Carol.
    Ich warf einen Blick nach draußen auf den Parkplatz, wo die schweren Laster zischend zur Ruhe kamen.
    »Veganer?«
    »Nein, diese Fleisch fressende Spezies stammt von einem kleinen Planeten am Rande des Universums.«
    »Eisenharte Burschen«, stellte ich fest, als ein Arnold-Schwarzenegger-Klon aus dem einen Führerhaus kletterte. »Genau das Richtige für dich.«
    »Harte Männer tanzen nicht«, murmelte Carol.
    Sie war erstaunlich belesen.
    Ich schlich in die Werkstatt, um mir einen Zweitwagen zu holen, und machte mich mit dem metallic-blauen Camaro auf den Weg ins
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