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Brandnacht (German Edition)

Brandnacht (German Edition)

Titel: Brandnacht (German Edition)
Autoren: Robert Brack
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hast du doch?«
    »Allein fühl ich mich da nicht wohl …«
    »Na ja.« Ich zog eine Don-Muller-Visitenkarte hervor und hielt sie ihm hin. »Jetzt lass uns mal ein paar Fakten rekapitulieren. Du hast von Kunden gesprochen, die dir merkwürdig vorkamen, haben die dich bedroht?«
    Mechanisch nahm er die Karte, ohne einen Blick darauf zu werfen. »Also, Kunden kann man die gar nicht nennen. Da ist einmal dieser alte Knacker da drüben.« Er deutete mit der Hand zu einem Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite. »Zweiter Stock, da drüben, wo diese komischen Vorhänge sind, siehst du, da, die mit den Tarnfarben …«
    »Vorhänge mit Tarnfarben?«
    »Er behauptet, er sei mal beim Bund gewesen, aber ich habs ihm nie geglaubt, und wenn, haben sie ihn bestimmt unehrenhaft entlassen. Er kommt immer rein und macht seine Witzchen mit mir. Am Anfang war das ja noch ganz lustig, aber mit der Zeit wurde er ganz schön penetrant, ich meine, er fragt immer nach dem gleichen Scheiß und weiß doch ganz genau, dass ich dieses Zeug nicht habe. Immer das gleiche Schema: Erst will er ein Landser-Heft, dann hab ich es nicht, dann will er es bestellen, dann sag ich, dass das nicht geht, dann kommt er mir mit irgend so einer Militaria-Zeitschrift, dann mit dem Waffen-Digest und dann mit der Panzer-Revue, schließlich mit Jane's Defense, und wenn das alles nichts hilft, weil ich es ablehne, so einen Schrott zu bestellen, macht er sich lustig und verlangt Jerry-Cotton-Hefte und Kommissar X und verspricht mir Revanche, wenn ich ihm sage, die gibts nur im Internet, und da kann er sie verdammt nochmal selber bestellen. Ich hab schon jeden Tag Bammel, dass er wieder reinkommt und mich und meine Kunden nervt.«
    »Was sagt denn der Stadtteil-Bulle dazu?«
    »Er sagt: Den knöpf ich mir vor. Aber dann geht er ihm immer aus dem Weg.«
    »Dann muss ich ihn mir wohl vorknöpfen«, sagte ich. »Und wen noch?«
    »Der Typ von der Frühstücksstube, ein paar Meter die Straße weiter unten.«
    »Diese Bude, die von außen wie eine Skihütte aussieht …?«
    »Von innen auch, alles holzvertäfelt.«
    »Wieso hat der denn was gegen dich? Weil du Kaffee an deine Kunden ausschenkst?«
    »Ich mach kaum noch Kaffee, weil ich ihn nicht mehr so gut vertrage, meistens gibts Tee, die Leute trinken auch gern mal einen Tee, und ich sowieso …«
    »Okay, was hat er gegen dich?«
    »Er ist so 'n militanter Tierschützer.«
    »Na und?«
    »Wegen ihm hab ich mein Terrarium abgeschafft.«
    »Was denn für ein Terrarium?«
    »Ich hatte mal eins mit afrikanischen Schlangen hier. Es sah ein bisschen gefährlich aus, das passte ganz gut zum Ladenimage.« Heiner lächelte müde und warf einen traurigen Blick in den verkohlten Laden. »Sie wurden mit Mäusen gefüttert.« Der Anflug eines rattenhaften Grinsens huschte über sein Gesicht. »Beides gefiel ihm nicht.«
    »Beides?«
    »Dass die Schlangen eingesperrt waren und die Mäuse ihnen zum Fraß vorgeworfen wurden. Außerdem passten ihm einige Bücher nicht, die ich ins Schaufenster gestellt habe – Katzenkrimis.«
    Ich dachte, er wollte mich auf den Arm nehmen.
    »Katzenkrimis, hm?«
    »Ja, echt wahr. Er kam und verlangte, dass ich die Katzenkrimis aus dem Angebot nehme.«
    »Der Tierschützer mag keine Katzenkrimis«, stellte ich verdutzt fest.
    »Weil die Viecher darin vermenschlicht werden und das ein völlig falsches Bild von den Tieren vermittelt. Und wegen dieses falschen Bilds begegnet der Mensch seinen animalischen Brüdern auf pervertierte Art, und das alles gipfelt in Schlachthöfen und Tierversuchsanstalten, also Folter, Mord und Totschlag.«
    »Wahnsinn.«
    »Dieses eine Buch von dem geklonten Kater, der zum Serienkiller wird, hat ihn fuchsteufelswild gemacht.«
    »Und? Hast du die Dinger aus dem Schaufenster genommen?«
    »Nee, die Katzenkrimis liegen alle noch da.« Er deutete auf das Schaufenster. »Es sind die einzigen Bücher, die unbeschädigt geblieben sind.«
    »Dann kann er's nicht gewesen sein.«
    »Oder er hat gepfuscht.«
    »Oder das.«
    »Und dann ist da noch dieser kleine Skinhead.«
    »Ein kleiner Skinhead?«
    »Ja, es gibt auch kleine.«
    »Was ist mit dem?«
    »Der kam rein und wollte von mir wissen, ob ich Anarchist sei, weil der Laden ganz in Rot und Schwarz gehalten ist – oder war.«
    »Und?«
    »Ich hab ihm gesagt, wer mit vierzig noch nicht Anarchist ist, sollte sich selbst an die Wand stellen …« Es klopfte an der Tür, die gar nicht verschlossen war. »… seitdem läuft er
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