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Brandnacht (German Edition)

Brandnacht (German Edition)

Titel: Brandnacht (German Edition)
Autoren: Robert Brack
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Yvonne war nicht irgendein Model, sogar nur mit einem Fetzen Seide leicht bedeckt, sah sie aus wie die stahlgeborene Venus – so hatte sie mal ein Journalist genannt.
    Sandra war zuerst der Mund offen geblieben, als sie das Bild entdeckte. Dann hatte sie losgeprustet.
    »Mach den Spind zu!«, hatte ich gesagt und dann versucht, ihr zu erklären, wer Yvonne war.
    Aber sie lachte immer mehr und immer gekünstelter.
    »Hör auf zu kichern, was ist denn so lustig?«
    »Ich stell mir nur gerade vor, wie du hier stehst und dir einen runterholst.«
    Da hab ich ihr eine gescheuert. In null Komma nichts war sie raus aus der Werkstatt. Kein Wunder, dass sie mich jetzt umbringen wollte.
    Carol stellte den Hamburger vor mich hin.
    »Ich hoffe, der ist saftig genug.«
    Das Telefon wimmerte. Carol hob ab und reichte es mir, nachdem sie dreimal Ja gesagt hatte.
    »Hallo?«
    »Don, bist du's? Hier ist Heiner.«
    »Was gibts Neues?«
    »Ich brauch deine Hilfe, jemand hat versucht, meinen Wagen abzufackeln.«
    »Den T-Bird?« Seit er mit seinem Laden so richtig Erfolg hatte, fuhr Heiner einen nagelneuen Ford Thunderbird mit allen Extras. »Es sind schwere Lackschäden zu beklagen.«
    »Wenns nur das ist.«
    »Der Lack wurde in Schriftform abgefackelt«, sagte Heiner.
    »Wie bitte?«
    »Es wurde eine Botschaft eingebrannt: ›Farewell, my lovely‹.«
    »Na, solange sie dir kein brennendes Kreuz vor den Laden stellen.«
    »Das war letzte Woche«, sagte Heiner. »Kannst du mal kommen und dir den Wagen ansehen?«
    Ich sagte zu und legte auf.
    Carol sah mich fragend an. »Was ist passiert?«
    »Heiner hat Probleme mit seinem Wagen.« Ich packte den Hamburger im Genick und biss rein.
    »Was soll denn der Quatsch mit dem brennenden Kreuz.«
    »Kein Quatsch«, sagte ich mit vollem Mund. »Vor seinem Laden.«
    »Ach, du Scheiße«, sagte Carol, »der Ku-Klux-Klan im Schanzenviertel?«
    Ich ging rüber in die Werkstatt und überlegte, ob ich den Camaro oder den Cougar nehmen sollte. Über die Diskussion mit mir selbst verging einige Zeit. Außerdem klingelte ab und zu das Telefon, und irgendwelche Typen versuchten, meine Tarife runterzuhandeln, bevor ich ihren Wagen überhaupt gesehen hatte. Das längste Gespräch hatte ich mit einem Redakteur von »Chrom & Flammen«, der mich dazu überreden wollte, einen 1920er Packard Twin Six im Stil seiner Zeitschrift umzuspritzen. Ich lehnte ab, obwohl die Durchführung dieses barbarischen Aktes mich für kurze Zeit reich gemacht hätte. Aber eine ehrwürdige Limousine zu einem Comic-Mobil umzurüsten ging mir gegen den Strich.
    Vielleicht bummelte ich auch so lange herum, weil ich hoffte, Sandra würde noch reinschneien und alles käme wieder ins Lot, aber sie kam nicht.
    Also mühte ich mich eine Weile mit dem Verdeck meines grünen 1967er Mercury Cougar ab und fuhr dann gegen zweiundzwanzig Uhr los Richtung Schanze.
    Seit Heiner mal mit seinem nagelneuen T-Bird vorbeigekommen war, um die Stoßstange gerade ziehen zu lassen, waren wir Freunde geworden, obwohl er seine Rechnungen immer in alten Paperbacks begleichen wollte. Bei Krimis bin ich allerdings wählerisch. Außer Klassiker wie Latimer und Thompson, die je nach Gemütslage zum Einsatz kommen, lese ich nur den Hypertrash von Jackie Adenauer und Herb Perls.
    Der Krimi-Buchladen »Heiner K.« lag in der Weidenallee, war also nur noch Rand-Schanze im Übergang zu Eimsbüttel. Eine gute Lage, denn die Straße war breit genug für einen mittelprächtigen Straßenkreuzer. Außerdem konnte man einen US-Oldtimer jederzeit auf dem Taxenstand vor dem Laden parken und von den Taxifahrern bestaunen lassen. Heute stand überhaupt kein Taxi vor dem Buchladen, und die Straße machte auch sonst einen ziemlich verlassenen Eindruck. Vielleicht lags daran, dass die Ami-Kneipe »R & B« ihre Südstaatenflagge eingeholt hatte und zwei Straßenlampen ausgefallen waren.
    Das schwarz-rote Ladenschild wurde von einem Halogenscheinwerfer angestrahlt, ein zweiter beleuchtete den Eingang, um Kriminelle vom Diebstahl krimineller Literatur abzuschrecken. Ich parkte, stellte den Motor ab und starrte auf die schwarzen Rauchwolken, die aus der zerschlagenen Scheibe der Ladentür quollen.
    Plötzlich puffte es, und dann züngelten Flammen an den im Dunkeln stehenden Bücherregalen hoch. Genau dort, wo die englischen Ausgaben von Latimer und Thompson standen, brannte es lichterloh. Der Rauch verfärbte sich ungesund ins Grünliche, die Flammen sahen auch nicht so aus wie ein
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