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Brandnacht (German Edition)

Brandnacht (German Edition)

Titel: Brandnacht (German Edition)
Autoren: Robert Brack
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freundliches Kaminfeuer und verbreiteten sich in Windeseile.
    Wo war Heiner?
    Ich stieg aus dem Cougar und lief zur Eingangstür. Mit angehaltenem Atem spähte ich nach innen. Ich roch Benzin. Es puffte wieder, und neue Stichflammen schossen nach oben. Ich prallte zurück und rief: »Heiner!«, und noch mal: »Heiner!« Aber Heiner war nirgends zu sehen und auch nicht zu hören.Er ist im Keller, dachte ich. Vielleicht brennts da auch. Oder er kommt nicht raus, weil ihm der Weg versperrt ist. So ein Schwachsinn, in einem Keller zu wohnen, der keinen Hinterausgang hat!
    Ich renne zum Auto und öffne den Kofferraum. Mit dem winzigen Feuerlöscher werde ich nicht viel ausrichten können, aber immerhin. Ich renne zur Tür zurück und zerschlage die restliche Scheibe so weit, dass ich durchsteigen kann, ohne mich zu verletzen. Die Regale brennen jetzt lichterloh. Einen Moment lang habe ich diese blödsinnige Vision und sehe Freddy Krueger hinter der Ladenkasse stehen, wo er sich die Rasierklingenfinger an den Digitaltasten schärft. Er grinst mich an und sagt: »Heiß hier im Hochofen, was?« Das kommt davon, wenn man sich diese Trivialscheiße im Fernsehen ansieht. Aber noch ehe ich antworten kann, pufft es wieder neben mir, und weitere Stichflammen schlängeln sich über den Fußboden.
    Ich springe darüber hinweg zur Kellertür. Sie ist offen. Die Betontreppe brennt ebenfalls, offenbar ist ein Teil der entzündbaren Flüssigkeit hinunter in den Keller getropft. Es riecht erbärmlich nach verschmurgeltem Plastik. Ich haste die Treppe nach unten, laufe prompt in die falsche Richtung und lande in der Waschküche.
    Umdrehen und zurückrennen, um drei Ecken und in den Wohnbereich. Erster Blick auf die Kaffeemaschine, das rote Licht leuchtet, er hat vergessen, die Kaffeemaschine abzustellen. Zweiter Blick aufs Bett. Da liegt Heiner und hat etwas an, das so ähnlich wie ein Sumoringer-Kittel aussieht. Scheiße, ein Kimono, wo hat er den denn her? Eine Stehlampe in der Ecke erhellt die Szenerie. Ich muss husten, kriege keine Luft. Heiners Gesicht ist rosig verfärbt. Sieht gesund aus, ist aber eine Kohlenmonoxidvergiftung. Schnell, mach das Fenster auf, Blödsinn, es nützt nichts, oben wird uns der Weg versperrt, hier unten kommen wir nie raus. Schnapp dir den Typen, wirf ihn über die Schulter, er hat wirklich das Gewicht eines Sumoringers, Scheiße, der Gürtel bleibt an einem Wandstrahler hängen, reiß das Ding mit raus, ist doch egal jetzt! Und hoch die Treppe, Stufe für Stufe, noch ein Schritt und noch ein Schritt, Gleichgewicht halten. Schwindelig? Mir ist nicht schwindelig! Mir ist scheißschlecht, ich bin einer Ohnmacht nahe, verdammtes Kohlenmonoxid!
    Dann wieder vorbei an Freddy Krueger, der jetzt mit einem Flammenwerfer arbeitet und so tut, als sei es ein Parfümzerstäuber, mit dem er sich die Achselhöhlen deodoriert, und er flüstert leise vor sich hin: »Siebenundvierzigelf kawumm!!«
    Endlich draußen auf der Straße, und da steht ein Taxi, der Fahrer kommt rausgesprungen und sagt: »Ist das Heiner?« Und ich krächze: »Krankenhaus!« Der Fahrer bugsiert uns rein und hebt ab mit kreischenden Reifen, alarmiert per Funk die Feuerwehr, zerrt uns wieder aus dem Wagen.
    Dann stehe ich im grellen Licht der Notaufnahme des Elim-Krankenhauses und registriere, wie ein muskulöser Weißkittel auf mich zugerannt kommt, mich hochhebt und auf eine Trage wuchtet. Ich schließe die Augen. Freddy Krueger lüftet den Hut, entblößt einen verbrannten Kahlschädel und spuckt mir einen Feuerball entgegen. Dann bin ich ganz weg.
    Als ich aufwachte, saß Heiner auf meiner Bettkante und sah mich mit dem aufmerksamen Blick eines fürsorglichen Nagetiers an. Normalerweise wirkte er mit seiner spitzen Nase, den hektischen Gesten, seinem unruhigen Blick und den stets schwarzen Klamotten wie eine Anarcho-Ratte aus dem Schanzenviertel, auch wenn seine coole Wampe davon kündete, dass er den Überlebenskampf längst gewonnen hatte. Aber nun, in Patientenweiß und mit tiefen Sorgenfalten hinter dem zotteligen Pony, wirkte er eher wie ein Eichhörnchen, dem jemand die Nüsse geklaut hat.
    »Was ist passiert?«, fragte ich noch leicht benommen.
    »Du bist in meinen Laden eingebrochen, hast Feuer gelegt und mich anschließend rausgeschleppt, weil Mord nicht dein Geschäft ist.«
    »Bitte?« Ich rappelte mich auf. Ich hatte eigentlich erwartet, dass er sich bei mir als seinem Lebensretter bedankt.
    »Das ist die Theorie des Stadtteil-Cops.
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