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Brandnacht (German Edition)

Brandnacht (German Edition)

Titel: Brandnacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Brack
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nur schnell Bescheid.«
    Die Tür ging wieder zu.
    »Mitnehmen?«, wiederholte ich. »Verhaften?«
    »Ich hab dir doch gesagt, der Stadtteil-Cop hat eine Theorie, dass du das Feuer gelegt hast, vielleicht sogar mit dem Hintergedanken, mich dann retten zu können, Psychologie und so, jedenfalls wirds jetzt brenzlig …«
    »Schon wieder«, sagte ich und warf mir hastig die Jeansjacke über.
    Der Typ mit dem strahlenden Lächeln stürmte fröhlich ins Zimmer.
    »Kommissar Bernstein wird sich noch ein Minütchen gedulden müssen«, sagte er zufrieden.
    »Also dann«, sagte ich zu Heiner. »Ich will die Untersuchung nicht stören. Wir sehen uns dann später.«
    Ich schlüpfte durch die sich langsam schließende Tür in den Krankenhausflur. Rechts eine Flügeltür mit der Aufschrift »OP – Kein Zutritt!«. Links Kommissar Bernstein im legeren Anzug, jung, dynamisch und gut gelaunt wie immer. Ich ging forsch auf ihn zu, hob erst im letzten Moment den Blick, tat erstaunt, lächelte unsicher und rief: »Hallo, Herr Nachbar!«
    Elmar Bernstein wohnte nicht weit von meiner Werkstatt entfernt in derselben Straße. Ansonsten hatten wir nur in Bezug auf Frauen den gleichen Geschmack. Elmar starrte mich verblüfft an. Der schlaksige Uniformierte neben ihm hob die knochige Hand, in der er bereits die Handschellen hielt, und deutete auf mich.
    Aber noch bevor der Stadtteil-Cop aus dem Schanzenviertel »Das ist er!« gerufen hatte, war ich schon an ihnen vorbei und stürmte durch die sich gerade wieder schließende Automatiktür ins Treppenhaus und rannte, fünf Stufen auf einmal nehmend, nach unten.
    Das hinter mir her gebrüllte »Halt! Stehen bleiben!« erinnerte mich seltsamerweise an James Ellroy und seinen Kampfhund, aber da war ich schon unten angekommen, lief an Empfang und Notaufnahme vorbei nach draußen, die Rampe runter und dann die Straße entlang zum Buchladen, nur um festzustellen, dass mein Wagen weg war. Nach einem kurzen Blick in das verkohlte Innere des Buchladens machte ich mich auf den Weg zur nächsten Busstation und überlegte, wem ich mich jetzt wohl aufdrängen könnte. Die Antwort war nahe liegend.
    »Ich ruf Elmar an, das ist doch lächerlich«, sagte Carol, als ich sie am nächsten Morgen bat, die Rollos nicht hochzuziehen, damit mich niemand in der Bar sehen konnte.
    »Die Bullen standen gestern Nacht eine halbe Stunde mit Blaulicht vor meiner Werkstatt. Ich bin zur Fahndung ausgeschrieben oder so was.«
    »Sie sind nicht mal ausgestiegen und haben nicht einen Blick nach hier drüben geworfen. Dabei weiß Elmar ganz genau …«
    »Ja, ja.« Seitdem sie mit Kommissar Bernstein, auch Elmar genannt, bei »Buddy Holly« gewesen war, versuchte sie, uns zu verkuppeln. Wir seien doch beide echt nette Jungs und so, warum sollten wir dann nicht ab und zu ein Bier zusammen trinken?
    Ich konnte diesen aalglatten Heini einfach nicht ausstehen.
    »Also, soll ich ihn nun anrufen?« Carol stellte einen Teller mit Rührei und Speck vor mich hin und daneben eine Schale mit Körnern und einen Holzlöffel.
    »Was ist das denn?«
    »Roggen.«
    »Diese Körner, die in den Whiskey reinkommen?«
    »In Rye Whiskey, ja. Aber diese hier sind nur gekocht.«
    »Gekochter Roggen?«
    »Genau.« Sie schenkte mir einen großen Becher mit Kaffee voll.
    Sandra trat auf. Sie hatte ihre langen blonden Haare auf eine Seite gekämmt und dort einen Pferdeschwanz gebunden. Sah naturgemäß schräg aus. Wortlos huschte sie an mir vorbei und schnappte sich mit geübter Handbewegung die Körnerschale. Dann setzte sie sich in die Nische hinter mir.
    »Draußen ist es hell. Wir könnten das Tageslicht reinlassen und diese ungesunden Neonröhren ausschalten«, sagte sie zu ihrer Mutter, die gerade neue Bohnen in die Kaffeemühle schüttete.
    »Guten Morgen, Sandra«, sagte Carol. »Gut geschlafen?«
    Ich drehte mich um. »Guten Morgen, Sandra. Gut geschlafen?«
    Sie würdigte mich keines Blickes, sondern stocherte beherzt mit dem Holzlöffel in den Körnern herum.
    »Mutter, kannst du diesem Aushilfsmacho bitte mitteilen, dass ich in Ruhe frühstücken möchte?«
    Ich war verblüfft. »Wieso sagt sie Mutter zu dir? Ich denke, ihr steht auf einer Ebene und so.«
    »Sie lebt jetzt naturnah. Deshalb auch die Körner«, sagte Carol.
    »Mutter, ich möchte nicht, dass du mit einem fremden Mann über mich sprichst.«
    »Wieso«, sagte ich, »ist doch naturnah. Wenn wir nur mal sehr weit in der Geschichte zurückgehen …«
    Sandra stemmte den Holzlöffel

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