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Brandnacht (German Edition)

Brandnacht (German Edition)

Titel: Brandnacht (German Edition)
Autoren: Robert Brack
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sagte ich.
    »James?«
    »Ellroy.«
    »Ellroy?«
    »Liest du keine moderne Literatur?«
    »Bin bei Shakespeare-Verfilmungen hängen geblieben.«
    »Ellroy ist der kleine Bruder von Shakespeare.«
    »Ich mag keine kleinen Männer.«
    »Okay, also die andere Nachricht.«
    »Von Heiner aus dem Buchladen. Er sagt, das Krimi-Fest findet statt. Der kleine Mann aus USA kommt auch, Ellroy, meine ich. Soll am zweiten Tag lesen, am ersten stehen Lokalmatadoren auf dem Programm.«
    »Na toll, hoffentlich überlebt er das.«
    »Außerdem hat er uns engagiert. Wir machen das Catering.«
    »Kommt gar nicht in Frage!«
    Carol stand jetzt am Tresen und wischte mit dem Lappen über die Theke. Sie sah Sandra an. Sandra sah sie an. Beide mit einem Anflug von hämischem Grinsen.
    »Ich hab gewonnen«, sagte Carol.
    Die beiden lachten.
    »Häh? Was ist?«
    Sie schüttelten sich vor Lachen. »Das war die Bonusfrage«, sagte Sandra.
    Die beiden gingen mir auf die Nerven.
    »Ich hab gewettet, dass du sagen wirst: ›Kommt gar nicht in Frage!‹« Jetzt machte sie auch noch meine Stimme nach. »Sandra meinte, du würdest eher so was sagen wie: ›Du, irgendwie finde ich das nicht gut, lass uns noch mal drüber reden.‹ Die Softie-Version.«
    »Aber bei der Bonusfrage hab ich gewonnen«, sagte Sandra.
    Ich zuckte resigniert mit den Schultern.
    Sandra legte den Kopf schief. »Häh? Was ist?«
    »Ihr geht mir auf die Nerven.«
    Ich nahm einen Schluck von meinem Corona. »Und überhaupt, das Fest soll übermorgen losgehen. Wie wollt ihr denn das Catering so schnell auf die Beine stellen?«
    »In diesem Loft, wo es stattfindet, gibt es eine große Küche, sagt Heiner. Wir nehmen einfach alles mit, schließen die Bar für einen Tag und kochen dort.«
    »Fest entschlossen, hm?«
    »Ja«, sagte Sandra. »Ist mal was anderes.«
    »Ein Akt der Solidarität«, sagte Carol ernsthaft.
    »Und ich sorge dafür, dass die Veganer genug zu essen bekommen«, sagte Sandra.
    »Ich ruf jetzt erst mal Heiner an«, sagte ich.
    Er meldete sich in der Wohnung von Eva und klang verdächtig energiegeladen.
    »Heiner, du musst die Veranstaltung abblasen«, sagte ich.
    »Das Gegenteil ist der Fall«, sprudelte er los. »Ich werde wie Phönix aus der Asche steigen und keinen Fingerbreit zurückweichen. Es ist nämlich so, dass Ellroy sich gemeldet hat, und er ist ziemlich begeistert, weil er es geschafft hat, seinen Hund miteinzuchecken. Die Quarantäne und so hat er schon hinter sich, und das bedeutet, er kann eine Supershow abziehen, und wir werden ganz schön Aufsehen erregen. Außerdem habe ich den Eintrittspreis verdreifacht, weil es jetzt eine Benefizveranstaltung ist, ich muss ja den Laden wieder hinkriegen. Das Ganze heißt nun ›Brandnacht‹, und es kostet 35 Euro, Getränke und Essen inklusive, ist das ein Angebot? Ich finde schon, das kann man doch machen, oder findest du das jetzt irgendwie komisch oder was?«
    »Heiner, ich sorge mich um dein Leben, nicht um deine Geschäfte.«
    »Ja, klar, ich weiß, find ich auch voll in Ordnung, ich muss dir nur noch mal den Drohbrief zeigen, der gestern kam.«
    »Drohbrief.«
    »Na ja, so ähnlich, ein Liebesbrief wars ja nicht, eher eine Mahnung. Stand sogar oben drüber: Mahnung. Moment mal, ich habs hier irgendwo rumliegen.«
    »Heiner, ich riech die Fahne durchs Telefon bis hierher.« Es raschelte nur. »Heiner, du bist wieder bei deinem Italiener gewesen und hast diesen gepanschten Grappa getrunken. Aber den Killer wird das nicht beeindrucken.«
    »Scheiße, ich finde den Zettel jetzt nicht, na egal. Das ist schon lustig, du, dass du in die gleiche Kerbe schlägst wie mein Cop.«
    »Dein Kopf hat eine Kerbe?«
    »Der Stadtteil-Bulle, du weißt schon. Er will auch unbedingt, dass ich die Veranstaltung absage. Ist sogar hier vorbeigekommen, um mir ins Gewissen zu reden. Bei der Gelegenheit hat er mir noch seine ganze Lebensgeschichte erzählt. Wie sie ihn bei der Mordkommission degradiert haben, weil er angeblich am Tod eines Kollegen schuld sein soll. Dem ist es schlechter ergangen als mir, der ist tatsächlich verbrannt.«
    »Heiner, das ist jetzt nicht das Thema. Ich finde, du handelst verantwortungslos.«
    »Ja, ja!«, schrie er begeistert. »Genau das hat er auch gesagt. Er will unbedingt, dass ich die Sache abblase, meint, es gäbe da einen Irren, der, von dunklen Kräften getrieben, das Allerschlimmste vorhätte, murmelte was von einem Mann mit Maske, und dass ihm keiner von den Kollegen glauben
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