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Brandnacht (German Edition)

Brandnacht (German Edition)

Titel: Brandnacht (German Edition)
Autoren: Robert Brack
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wolle.«
    »Ich dachte, er wollte mich verhaften?«
    »Davon ist er abgekommen. Er ist jetzt auf einem ganz anderen Trip. Lungert ständig vor dem Laden rum, als hätte er Angst um mich.«
    »Seltsam. Aber er hat Recht, du musst die Sache abblasen, da kommen doch eine Menge Leute, wenn da was passiert …«
    »Du bist mein Sicherheitsoffizier.«
    »Heiner … das ist Blödsinn.«
    »Die Presse und alles, es wurde schon viel drüber geschrieben, ich kann doch jetzt nicht einfach alles abblasen. Außerdem brauch ich das, ich will nicht kneifen, Mann, wenn ich jetzt absage, bin ich ein Feigling und kriege erst richtig Angst, verstehst du?«
    »Nein.«
    »Oh, da geht die Tür auf!«
    »Was?«
    »Die Tür geht auf, komisch, wer ist denn …?«
    »Mach das Licht aus! Duck dich!« Krachende Geräusche im Hörer. »Heiner!«
    Elektronisches Rumpeln und Krächzen. »He, Don? Bist du noch dran?«
    »Ja, was ist denn?«
    »Eva ist gekommen, hatte ich ganz vergessen. Sie will, dass ich die Bierflaschen von ihrem Bett räume. Ich muss jetzt aufhören. Wir sehen uns morgen, okay? Dann erzählst du mir von deinen Ermittlungen.«
    Ich sah Carol und Sandra an. »Noch ein Bier?«, fragten sie wie aus einem Mund.
    Ich nickte müde. »Ihr seid alle gegen mich.«
    »Im Gegenteil«, sagte Carol, »wir verstecken dich vor der Polizei.«
    »Genau«, sagte Sandra.
    »Aber da ist noch ein Problem, mit dem Fest«, sagte ich und hasste mich für diese Retourkutsche, während ich es sagte. »Yvonne wird auch da sein.«
    Sandra sah mich entgeistert an. Carol schüttelte traurig den Kopf.
    Ich musste doch in der Werkstatt übernachten. Allein, schutzlos und mit Gewissensbissen.
    Heiner, die Kamikaze-Ratte, fand den Zettel mit der Drohung nicht mehr wieder. Eigentlich hatte er vorgehabt, den Text als Begrüßung der Gäste vorzulesen, aber daraus wurde jetzt nichts.
    Der Loft, in dem die Veranstaltung stattfand, lag nicht weit von seinem ausgebrannten Buchladen entfernt. Er nahm den fünften Stock eines schmucklosen Gewerbegebäudes ein, in dem sich Firmen befanden, die alle das Wort Kommunikation in ihrem Namen führten. Man konnte sich über eine Betontreppe nach oben quälen oder, wenn man einen Schlüssel hatte, mit dem Aufzug nach oben fahren. Ich ging notgedrungen zu Fuß. In jedem Stockwerk war ein Plakat aufgehängt, wahrscheinlich, um die Gäste auf dem endlosen Weg nach oben bei Laune zu halten.
    Erst jetzt stellte ich fest, dass meine beiden Lieblingsautoren Jackie Adenauer und Herb Perls heute lesen sollten. Die beiden Lokalmatadoren. Jackie war eine Frau, hieß eigentlich Jacqueline, und ihren Nachnamen hatte sie sich zugelegt, als sie mal als DJane eine Neue-Deutsche-Welle-Retro-Nacht veranstaltet hatte. Sie schrieb leicht brutalisierte romantische Storys über asoziale Taugenichtse wie du und ich. In Wahrheit kam sie aus gutem Hause und war blond wie ein Kornfeld im August. Herb Perls war das Großmaul unter den Hamburger Krimi-Autoren. Er sah aus wie einer, der zu viel auf die Mütze bekommen hat, obwohl er es immer war, der austeilte. Ansonsten schrieb er hochkomplizierte Geschichten, wie die vom Taxifahrer, der den Tod eines Freundes rächen will und im Laufe endloser Nachtfahrten herausfindet, dass er selbst der Mörder ist.
    Für die musikalische Gestaltung des Abends sollten »Hank Bullock and the Dean Martins« sorgen, eine Art Bluesband, angeführt von einem langhaarigen Brillenträger, der aussah wie der verschollene Bruder von »The Big Lebowski«.
    Phil, der Inhaber des Lofts, stand im Designer-Smoking neben der stählernen Eingangstür und begrüßte seine Gäste persönlich. Er war Arzt, hatte ständig Nachtdienst und blinzelte aus müden Augen wie eine Boa constrictor, die gerade vom Baum gefallen ist. Er war das, was man früher einen langen Lulatsch genannt hätte, und schüttelte mir so kräftig die Hand, dass ich sogar aus einer Vollnarkose aufgewacht wäre.
    »He, Don Muller. Freut mich, dich zu sehen. Wie gehts mit deinen Ermittlungen voran?«
    »Ich hab 'ne Menge rausgekriegt, aber immer das Falsche. Wo ist Heiner?«
    »Noch nicht da. Du weißt doch, dass er seine Veranstaltungen immer so gut vorbereitet, dass dann alles ohne sein Zutun wie von selbst abläuft. Du sollst den Conférencier machen.«
    »Ich denke, ich bin für die Sicherheit verantwortlich.«
    »Nimm erst mal ein Bier. Ich führ dich rum, damit du einen Eindruck bekommst.« Er nahm mich am Arm und zog mich in den Raum. Der riesige Loft war genau in
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