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Brandhei

Brandhei

Titel: Brandhei
Autoren: Shalvis Jill
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dass er, Jake, so etwas tun würde.
    Die Presse hatte die Bemerkung weidlich ausgeschlachtet, und Billys Mutter hatte daraufhin beschlossen, Jake zu verklagen, da er ihren Sohn in der Presse verunglimpft habe. Das alles hatte Jake mehr Publicity verschafft, als ihm lieb war.
    Joe blickte sich im Zimmer um und betrachtete die vielen Blumen, die Jake geschenkt bekommen hatte. »Ein Fan-Club?«
    »Besser als der Stapel unangenehmer Faxe, die im Schwesternzimmer auf mich warten.« Wegen des Medikaments klang seine Stimme ein wenig undeutlich. »Es gibt einen Haufen Leute, die tatsächlich glauben, dass ich den Jungen verletzt habe, und mich deshalb fertigmachen wollen.«
    »Und es gibt einen Haufen Frauen, die dich unbedingt aufbauen wollen.« Joe klappte eine Karte auf, die an einem Rosenstrauß befestigt war. Rosen sind rot, blau die Veilchen, ruf mich an, wenn’s dir besser geht, und wir treffen uns auf ein Weilchen . »Ruf sie doch an«, schlug er vor. »Lass dich eine Weile von ihr von hinten bis vorne verwöhnen.«
    Es war ein geflügelter Scherz unter seinen Kollegen, dass Jake ein Jahr lang jeden Abend mit einer anderen Frau ausgehen konnte, ohne sich wiederholen zu müssen. Aber keine dieser Frauen würde sich im Augenblick für ihn interessieren, keine Einzige. Es war zwar traurig, sich dies einzugestehen, aber in all den Jahren, in denen er für andere da gewesen war, die meisten davon Wildfremde, hatte
er wenig echte Freunde gewonnen. Und jetzt brauchte er ein wenig Hilfe, um zu verschwinden, vielleicht auch noch ein paar zusätzliche Streicheleinheiten, aber ihm fiel niemand ein, den er anrufen konnte.
    Nicht eine Menschenseele.
     
    Drei Wochen später starrte Jake auf die Gewichte, die er sich, auf Anweisung seines Physiotherapeuten, auf die Brust hinabzuziehen versuchte, und fühlte sich dabei wie hundertzwei statt zweiunddreißig. Psychisch wie körperlich erschöpft, hatte er begonnen, wegen seiner Schulter zu verzweifeln – und auch weil er nicht so weit genesen war, wie er sich erhofft hatte. Die Ärzte hatten ihn gewarnt, dass eine operierte Schulter keine Kleinigkeit sei, doch er hatte ihnen nicht geglaubt.
    Er hatte auch einiges andere nicht glauben können, so zum Beispiel, wie schwierig es war, sich den neugierigen Reportern bei seinem Haus an der Steilküste von Del Mar zu entziehen, oder wie kribbelig es ihn machte, nichts zu tun zu haben, außer sich vom Fernsehprogramm langweilen zu lassen.
    »Mach doch eine Kreuzfahrt«, schlug Joe vor, der auf der Workout-Bank neben ihm saß. Er kam zu den Sitzungen von Jakes Physiotherapie, sooft er konnte, und lieferte Jake Unterstützung und schmutzige Witze, je nachdem, was benötigt wurde.
    Aber eine Kreuzfahrt war finanziell nicht drin. Firefighter schwammen nicht gerade in Geld, und Jake hatte im vergangenen Jahr seinen letzten Penny in die Anzahlung für sein Haus gesteckt, so dass er jetzt stolzer Besitzer einer Hypothek und bis über beide Ohren verschuldet war.
    »Ein Familientreffen?«, fragte Joe.
    »Nein.« Jakes Mutter genoss es momentan, mit ihren
Reizen ihren sechsten oder siebten Ehemann aus seinem Rentnerdasein zu locken, und würde ihn nicht willkommen heißen. Jakes Vater – Ehemann Nummer zwei – war vor zwei Jahren gestorben. Richard Rawlins hatte Jake seine Gästeranch vererbt, Blue Flame, die im tiefsten Nirgendwo in Arizona lag, wo die Leute arbeiteten wie Pferde, auf steinigen Böden zelteten und für dieses »Vergnügen« auch noch zahlten. Als Städter, den es nicht in den großen Wilden Westen zog, hatte Jake die Ranch mehr oder weniger sich selbst überlassen.
    Das Gelände hatte eine Fläche von fast dreizehn Hektar und war umgeben von zwölfhundert weiteren Hektar offenem Land im Dragoon-Mountains National Forest, von dem es hieß, er sei eine der schönsten Gegenden in Arizona, was Jake vielleicht begeistert hätte hinsichtlich des Werts der Ranch – wenn sie denn etwas eingebracht hätte. Tatsächlich aber erwirtschaftete sie in den meisten Monaten höchsten eine Null vor dem Komma, und häufiger noch nicht einmal das. »Vielleicht kann ich mich ja nach Blue Flame zurückziehen.«
    Joe lachte, wurde aber ernst, als Jake keine Miene verzog. »Aber du kannst Campen doch nicht ausstehen.«
    »Das stimmt.« Und er hasste es auch, dass sein Vater, der sich zu seinen Lebzeiten nie um Jake gekümmert hatte, ihn nach seinem Tod mit einer Ranch belastet hatte, mit der ihn nichts verband. »Und wenn ich nun einfach wieder bei
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