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Brandhei

Brandhei

Titel: Brandhei
Autoren: Shalvis Jill
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nicht mehr anrufen«, sagte sie. »Firefighter Rawlins möchte weder mit Times noch Gazette , People oder US Weekly sprechen. Mit niemandem. Kapiert?« Sie knallte den Hörer auf und spielte durchaus überzeugend die Empörte, schenkte Jake ein absolut goldiges Lächeln und blies sich ihre allzu langen Haare aus dem Gesicht. »Also. Das sollte Ihnen fünf Minuten Ruhe verschaffen. Soll ich das Telefon mitnehmen?«
    »Nein, am Ende geben die doch auf.«
    »Das bezweifle ich.« Sie strich ihm beruhigend über den Arm und verabreichte ihm intravenös ein starkes Schmerzmittel, das er seit der Operation an der Schulter vom Vortag benötigte. Erstaunlicherweise hatte er außer der zertrümmerten Schulter nur eine Gehirnerschütterung und
ein paar Verbrennungen zweiten Grades am Rücken erlitten. Gar nicht schlecht, wenn man die Umstände bedachte. Das von dem opiathaltigen Medikament hervorgerufene Glücksgefühl setzte ein, und Jake begann zu schweben. Mal war er bei Bewusstsein, dann wieder nicht...
    Irgendwann später kam er wieder zu sich – und befand sich anscheinend mitten in einem Gespräch mit seinem guten Freund, Brandmeister Joe Walker. Walker beugte sich über Jakes Krankenhausbett mit einer Miene, die Jake zuletzt gesehen hatte, als sie Danny vor einem halben Jahr bei diesem grauenvollen Gebäudebrand verloren hatten. »Ich lebe noch«, sagte Jake rasch und reckte den Hals, um seine Monitore zu sehen und die willkommenen Bewegungen auf dem Bildschirm zu verfolgen, die anzeigten, dass er in der Tat noch atmete.
    Über Joes Gesicht huschte der Schatten eines Lächelns. »Ja. Anscheinend hast du neun Leben.«
    »Also gut, dann hör auf, mich so anzusehen.«
    Als Joes Miene sich nicht veränderte, bekam Jake heftiges Herzklopfen. Scheiße. Was war denn los? Was verschwiegen sie ihm? Was hatte er verpasst, während ihn die Medikamente in einen Rauschzustand versetzt hatten? Immerhin, er konnte seine Zehen erkennen und sogar damit wackeln …
    »Sieh mal, Jake. Ich weiß, dass dir der Beruf alles bedeutet.« Joes Augen wirkten verdächtig feucht. »Mein Gott, wer wüsste das besser als ich? Ich erlebe es seit Jahren mit, wie du Kopf und Kragen riskierst. Ich hab doch bemerkt, wie sehr du es gehasst hast, als du im vergangenen Jahr nach deiner Verletzung in der Personalabteilung arbeiten musstest, statt Brände zu bekämpfen, aber...«
    Jake schloss die Augen, weil er den gequälten Tonfall in Joes Stimme nicht hören wollte. Jetzt bekam er nur noch
das ständige Piepsen seiner Monitore mit, das ihn nun aber nicht mehr beruhigte, denn was auch immer nicht in Ordnung war, war für ihn unsichtbar. Er blickte nicht mehr durch, denn eine andere, ebenfalls äußerst hübsche Krankenschwester hatte ihm soeben irgendein hervorragendes Medikament in die Vene gespritzt. »Sag mir einfach, worum es geht.«
    »Die da oben glauben, dass deine Tage als Firefighter gezählt sind.«
    Nein. Das waren sie nicht, konnten es nicht sein. Aber was, wenn doch? Vielleicht fühlte er ja nichts, weil man ihm den Arm amputiert hatte – er schlug mit der linken Hand auf die rechte Schulter. Worauf ihn ein jäher Schmerz durchzuckte und er keuchend auf sein Kopfkissen zurücksackte. Nein. Der Arm war noch da, nur taub von der Halsmanschette, die zusätzlich zur Betäubung nötig gewesen war. »Ich werde schon wieder gesund.« Er verzog das Gesicht und atmete tief durch, auch wenn ihm das wegen der Schmerzen gar nicht leichtfiel. »Ich werde wieder gesund und werde wieder arbeiten.«
    Das Mitgefühl in Joes Miene war viel furchteinflößender, als ein Zehnmetersturz in die Hölle es gewesen wäre. »Du brauchst Zeit«, sagte Joe. »Jede Menge Zeit, und zwar am besten weit weg von hier und von den Medien.«
    Ach ja, die Medien. Wie Jake gehört hatte, war der Arm des kleinen Billy tatsächlich gebrochen gewesen. Joe und der andere Brandmeister, der den Fall untersuchte, vermuteten, dass Billy sich den Arm beim Zündeln gebrochen hatte, aber der Junge behauptete, Jake sei grob zu ihm gewesen und habe ihm den Arm gebrochen, als er ihn auf dem Dach gepackt und geschüttelt habe.
    Zu allem Überfluss drohte Billys Mutter mit einer Klage gegen die Stadt, die Feuerwehr und Jake selbst – eine Situation,
die dadurch noch verschärft worden war, dass Jake eine Stunde nach der Operation benommen zum Telefon gegriffen und irgendeinem Reporter erzählt hatte, dass der Junge wohl auf Crack gewesen und auch noch pyromanisch veranlagt sei, wenn er glaube,
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