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Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Titel: Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd
Autoren: Luc Deflo
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schwarze Holzluke schwang nach oben. Bosmans lehnte sich leicht zurück und leuchtete in den Schacht. Herabrieselnder Schutt und Staubpartikel tanzten im Schein der Taschenlampe. Vorsichtig stieg Bosmans die steile Kellertreppe hinunter. Frische Fußabdrücke auf den Stufen. Es roch feucht und muffig. Der Gewölbekeller war bis zur Decke mit Krempel vollgestellt. Bosmans arbeitete sich wachsam vorwärts, bis in die Mitte des Kellers. Ein Gitter. Zwei Feldbetten. Plötzlich spürte Bosmans einen Windzug an der Wange. Hastig lief er zum hinteren Bereich des Kellers und fluchte. Der Kellereingang stand sperrangelweit offen.
    *
    Die Bilder waren so lebendig, dass Vereecken fast glaubte, sie berühren zu können: Bert Hermans’ hassverzerrtes Gesicht. Der erhobene Arm. Ein Sausen und dann ein Klirren. Jede Nacht … jede gottverdammte Nacht sah er diese Bilder wieder vor sich.
    Vereecken streckte den Arm aus, konnte den Knopf zum Öffnen des Kofferraums aber nicht erreichen. Dann tasteten seine Hände über die dreckige Fußmatte. Und seine Finger fanden die Brechstange, die Pierre dort immer aufbewahrte. Für alle Fälle.
    Während der Regen ihm ins Gesicht peitschte, schob Walter Vereecken die Brechstange unter den Kofferraumdeckel des Mondeo. Mit einem Ruck sprang der Kofferraum auf. Das Knacken der Zweige auf der anderen Straßenseite hörte Vereecken nicht. Als er den Reservereifen zur Seite schob, leuchteten seine Augen auf.
    Ab dem Moment geschah alles Schlag auf Schlag: Bert Hermans schaute zu seinem Wagen. Einen Sekundenbruchteil hielt er inne. Dann überquerte er mit großen Schritten die Jubellaan. Vereecken drehte sich um und hatte das Gefühl, als würde sein Herz einen Schlag aussetzen. Der Mann im Priestergewand kam direkt auf ihn zu. In seiner rechten Hand blitzte ein Messer. Hastig rollte Vereecken seinen Rollstuhl vor die Fahrertür des Corolla.
    »Bleib stehen, du Dreckskerl.« Die Worte dröhnten durch die kalte Nachtluft und schienen Hermans einen Moment aus der Fassung zu bringen. Er hielt inne. Die beiden Männer starrten einander an. In Bert Hermans’ Augen zeichnete sich ein Hauch von Erkennen ab.
    »Ja, ganz richtig: Ich bin’s. Ich lebe noch«, stieß Vereecken hervor.
    Das Messer bewegte sich hin und her. Hermans neigte den Kopf zur Seite. Ein abstoßendes Grinsen umspielte seine Lippen. Sein Kopf sank auf die andere Seite. Spähende Augen. Hermans’ Blick wanderte über den Rollstuhl. Rauf und wieder runter.
    »Das hast du mir angetan«, sagte Vereecken leise, und dann fest entschlossen: »Zeit, um abzurechnen. Du bist verhaftet.« Walter Vereecken lächelte grimmig.
    Hermans’ schallendes Lachen schien das gesamte pechschwarze Universum zu füllen. Das Messer bewegte sich als Erstes. Dann setzte sich sein Körper in Bewegung. Hermans riss den Arm hoch, bereit, zuzustechen. Doch als die nasse Decke wie eine riesige Fledermaus auf ihn zuflog und sich um seinen Körper wickelte, stürzte Hermans rücklings auf die Straße. Den rechten Arm noch immer hoch erhoben, zerrte er an der Decke. Sein Kinn sank auf seine Brust, und verwundert starrte er auf den blutroten Fleck, der sich auf dem Gewand rasch ausbreitete. Und erst in diesem Moment spürte er den Schmerz. Der kurze, kräftige Pfeil der Armbrust hatte sein Brustbein durchbohrt. Mit der linken Hand packte Hermans den Schaft und riss daran. Dann stürzte er auf Vereecken zu, der reglos in seinem Rollstuhl saß, Pierres Wettkampf-Armbrust in den Händen.
    Reflexartig drehte Vereecken sich zur Seite, doch durch die abrupte Bewegung kippte der Rollstuhl um. Als Vereecken sich keuchend auf den Rücken rollte, sah er, wie das Messer auf ihn herabsauste. Sofort packte er mit beiden Händen das Handgelenk seines Gegners. Das hassverzerrte Gesicht kam immer näher. Hermans drückte mit aller Kraft, aber Vereecken umklammerte sein Handgelenk wie ein Schraubstock. Das Messer bewegte sich keinen Millimeter. Vereecken war stärker. Seine Oberarmmuskulatur war hart wie Beton, gestählt durch zwei Jahre im Rollstuhl.
    Plötzlich schrie Vereecken laut auf, als sich Hermans’ Zähne tief in seine Wange bohrten. Der Beamte wollte die Knie anziehen und mit den Füßen um sich treten, aber seine Muskeln gehorchten ihm nicht. Verzweifelt spannte er die Nackenmuskulatur an und drehte ruckartig den Kopf, so dass Hermans’ Gesicht über den Asphalt schürfte.
    Knurrend ließ dieser seine Beute los. Vereecken riss den Kopf herum und schüttelte ihn wie wild
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