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Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Titel: Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd
Autoren: Luc Deflo
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schloss die Augen. Erst als er ein Murmeln hörte, riss er sie wieder auf.
    Hermans hatte den Knebel in Barbaras Mund mit einem Streich durchtrennt.
    »Du bist nie Kind gewesen.« Barbaras Stimme klang schwach. Fast wie ein Röcheln. »Wo ist deine Mutter?«
    Hermans erstarrte. Er wirkte wie eine Statue. Nur seine Augen schienen noch lebendig. Ein irres Glitzern funkelte darin. Barbaras Worte hatten ihn offenbar aus der Fassung gebracht. Plötzlich gellte ein durchdringender Schrei durch den Kirchenbau. Hermans’ Hände schossen nach vorn, legten sich um Barbaras Hals und drückten ihr die Kehle zu. Der Schrei verwandelte sich in ein dumpfes Röcheln.
    Deleu riss wie ein Verrückter an den Seilen, die ihm tief in die Haut schnitten.
    Ein unmenschlicher Schrei entrang sich Hermans’ Kehle, als Barbara ihm in den Handballen biss. Die Messerklinge glitzerte im Kerzenschein. Der Kelch schlug auf dem Altar auf. Die Kugel prallte vom Marmor ab und bohrte sich in das Holz des Lettners.
    Jos Bosmans schoss ein zweites Mal. Und schoss erneut daneben. Das flatternde Priestergewand verschwand hinter dem Altar. Bosmans stürmte darauf zu. Im nächsten Moment rutschte er aus, fiel flach auf den Bauch, rappelte sich auf und lief um den Altar herum. Sein Blick fiel in einen gähnenden, schwarzen Abgrund … der Hermans verschluckt zu haben schien.
    *
    In der Jubellaan, auf der Rückseite des Parks, standen nur zwei Wagen. Einer davon war ein Ford Mondeo, der Dienstwagen von Pierre Vindevogel, der trotz Bosmans’ Befehl wie ein kopfloses Huhn in den Park gestürmt war, als der erste Schuss fiel. Jos Bosmans’ Auto stand ein Stück weiter, am Leuven-Kanal.
    Walter Vereecken, der mit den Fingern nachdenklich über das Kennzeichen des Toyota Corolla strich, warf einen Blick zum dunklen Himmel und zog die Decke etwas höher. Die graue Decke, die der schielende Pierre in aller Eile aus dem Kofferraum geholt hatte, als Walter sich weigerte, im Wagen zu bleiben, bot kaum Schutz vor den peitschenden Regenböen.
    Ein Kombi.
    Als Vereecken den Rollstuhl seitlich neben den Toyota manövrierte und durch die Scheibe spähte, hörte er einen Knall. Und dann noch einen. Unverkennbar Pistolenschüsse.
    Reflexartig griff Vereecken nach seinem Schulterhalfter, musste aber feststellen, dass er keine Dienstwaffe bei sich hatte. Schließlich trug er seit seiner Ernennung zum Leiter des Innendienstes keine Waffe mehr. Vereecken schluckte. Er war auf sich allein gestellt. Es gab niemanden, der ihn beschützen konnte.
    Glücklicherweise war der Mondeo nicht verschlossen. Zwei weitere Schüsse peitschten durch die Nacht. Dieses Mal näher als vorhin. Vereecken wackelte mit dem Rollstuhl und griff nach der Kopfstütze des Beifahrersitzes, woraufhin der Rollstuhl nach vorn kippte. Hastig öffnete der Beamte das Handschuhfach. Drei zerknitterte Straßenkarten flogen in Richtung Lenkrad, gefolgt von ein paar Musikkassetten, einer Schachtel Zigaretten, zwei zerknautschten Einkaufstüten … Da war er. Er schimmerte matt im Mondlicht. Ein Colt. Pierres Reservewaffe. Nervös überprüfte Vereecken die Pistole. Das Magazin rutschte aus dem Kolben. Leer!
    *
    Deleus Körper sackte zusammen, als Bosmans, der sich gehetzt umschaute, endlich den Knoten an seinem rechten Handgelenk gelöst hatte. Deleu schlang den Arm um seinen Freund, und Bosmans hatte größte Mühe, das Gleichgewicht zu halten.
    »Jos. Jos, pass gut auf dich auf.«
    »Er kann nirgends mehr hin. Ich schnapp ihn mir.«
    »Unter dem Pfarrhaus gibt es einen Keller. Geh nicht allein, Jos. Geh auf keinen Fall allein …«
    Im nächsten Moment hörten sie ein Geräusch. Bosmans wirbelte herum und hätte fast geschossen. Doch es war nur Pierre Vindevogel, der mit gezückter Walther PPK auf sie zugerannt kam.
    »Sie bleiben hier, Pierre. Sie gehen hier nicht weg. Unter keinen Umständen. Helfen Sie Dirk. Und dann den Frauen.«
    Bevor Pierre Vindevogel auch nur reagieren konnte, war der Untersuchungsrichter bereits verschwunden. Das schwarze Loch hinter dem Altar leuchtete im Schein seiner Maglite auf. Bosmans bog um eine Ecke. In gebückter Haltung, eine Schulter dicht an der Wand, schlich er durch den Tunnel. Der Gang war kaum einen Meter breit und endete ein kurzes Stück weiter abrupt. Eine Sackgasse. Als Bosmans einen Schritt darauf zumachte, dröhnte es unter seinen Füßen hohl.
    Holz. Ein Keller. Deleu hat recht.
    Der Untersuchungsrichter bückte sich, packte den Metallring und zog daran. Die
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