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Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Titel: Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd
Autoren: Luc Deflo
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sah, versuchte er, die Haustür zuzudrücken, aber es war bereits zu spät. Ein schwerer Stiefel steckte in der Tür. Der Niederländer wich erschrocken zurück und riss abwehrend die Arme vor die Brust.
    Doch der Landstreicher schien ihn gar nicht wahrzunehmen. Er lief einfach geradeaus und stieß mit dem Fuß die Wohnzimmertür auf. Die betagte Dame auf dem Sofa zuckte erschrocken zusammen, und ihre Teetasse fiel klirrend zu Boden. Als der Mann direkt auf sie zukam, sprang sie hastig auf.
    »Mein Sohn. Wasser. Wasser, bitte!« Der Mann hob das Bündel von seiner Schulter und legte es vorsichtig auf das Sofa. Die Decke war aufgegangen, und der nackte, junge Mann bewegte mühsam den Arm, der steif neben seinem Kopf lag, als könnte er ihn nicht mehr nach unten nehmen. Der heruntergekommene Mann hockte sich vor den Jungen und drückte ein Ohr an dessen murmelnde Lippen.
    »Danke, Pa. Pass auf dich auf.«
    »Rob, hast du irgendetwas von deiner Ma gehört? Hast du sie gesehen? Was ist passiert? Junge, was ist passiert?«
    »Ich weiß es nicht, Pa. Ich kann mich an nichts erinnern. Und ich hab Ma nicht gesehen.« Der Junge stöhnte und bewegte mühsam die Oberarme.
    Die ältere Dame, die noch immer wie angewurzelt dastand, bemerkte breite Schürfwunden an den Handgelenken des Jungen. An beiden Handgelenken. Hässliche rote Striemen. Blutrot und tief in die Haut geschnitten.
    »Wasser! Und ein Telefon. Wo ist das Telefon?«, schrie der Mann.
    Wortlos zeigte die Frau auf einen Beistelltisch in einer Ecke des Wohnzimmers.
    »Wasser, bitte. Mein Sohn hat Durst.« Die letzten Worte klangen nicht mehr aggressiv, sondern flehentlich.
    Widerstrebend lief die Frau in die Küche, dicht gefolgt von ihrem Mann.
    Als Deleu das Leitungswasser rauschen hörte, hastete er zum Telefon und wählte den Notruf. Während er händeringend – den Hörer zwischen Wange und Schulter geklemmt – auf das Zustandekommen der Verbindung wartete, fiel sein Blick auf den Zettel, der an Robs Penis gebunden war.
    Dieselbe kindliche Handschrift.
     
    Hast du Jesus gefunden? Prima. Dann darfst du nun zur Eucharistiefeier kommen. Dieser besondere Gottesdienst beginnt um ein Uhr. Sei pünktlich.
    Dein Freund Jozef

[home]
    20
    J os Bosmans unterbrach seine rastlose Wanderung, blieb vor Behermans Schreibtisch stehen und versuchte, seine Gedanken zu ordnen.
    Dirk Deleu war unauffindbar. Der Scanner hatte kein Lebenszeichen von sich gegeben, als man ihn mit den Daten von Deleus Mobiltelefon gefüttert hatte. Das konnte nur bedeuten, dass das Handy, welches mit GPS ausgestattet war, vernichtet worden war.
    In der Zwischenzeit hatte die Spurensicherung das Haus der Familie Poulders gründlich auf den Kopf gestellt.
    Blut in Schalen, streunende Katzen und eine Reihe bizarrer Pfeile und Symbole auf dem Boden.
    Das Blut war tierischen Ursprungs – die Bestätigung dafür hatte Bosmans auf dem Weg zur Praxis von Beherman erhalten. Nun galt es nur noch, die Analyse der Fingerabdrücke abzuwarten.
    Der Untersuchungsrichter fuhr sich erschöpft durch die Haare. Diese Analyse war eigentlich überflüssig: Es lag auf der Hand, dass Hermans dort seinen Plan durchgeführt hatte. Offenbar hatte er in dem Haus ein perfides Spiel getrieben. Mit Deleu und seinem Sohn in den Hauptrollen. Rob lag im Krankenhaus, mit Anzeichen von Austrocknung. Der Junge musste Stunden in diesem Schrank gehangen haben.
    Von Mendonck und Barbara fehlte dagegen jede Spur.
    Jos Bosmans war von Spoelstra direkt zur Praxis gefahren. Spoelstra hatte nicht viel zu erzählen gehabt. Das Einzige, woran der Niederländer sich erinnerte, war die Tatsache, dass Deleu wie ein Irrer mit dem Moped davongerast war. Mit offenem Sakko. Nach rechts. Er war nach rechts abgebogen.
    Mit seiner Weisheit am Ende, war Bosmans schließlich zu Behermans Praxis gefahren. Allein. In der Hoffnung, hier doch noch irgendeinen nützlichen Hinweis zu finden. Alle beide waren hier gewesen: Nadia und Dirk. Sie waren hier gewesen und kurz darauf verschwunden.
    *
    Bis auf einen einsamen Bulldozer, der inmitten des Abraums verloren herumstand, hatte der Bauunternehmer sämtliches schwere Gerät von der Baustelle geholt. Ein schwarz-gelb-gestreiftes Band flatterte im Wind, und das losgerissene Ende klatschte gegen einen Haufen ordentlich gestapelter Steine. Ansonsten lag das Gelände verlassen da. Unordentlich, trostlos und mit riesigen Wasserpfützen.
    Dirk Deleu richtete seine Taschenlampe auf den Boden und arbeitete sich
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