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Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd

Titel: Bosmans/Deleu 05 -Schnitzeljagd
Autoren: Luc Deflo
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Messer. Ein langes, scharfes Fleischermesser. An der Klinge klebte Blut. Deleu warf einen Blick in die Porzellanschale. Ein kleiner Rest Blut glitzerte ihm entgegen.
    Plötzlich raschelte es hinter seinem Rücken. Blitzschnell ging Deleu in die Knie und feuerte aus der Drehung in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Zwei Geschosse bohrten sich in die Wand. Große Kalksteinbrocken flogen durch die Gegend. Eine Katze sprang jaulend auf und floh mit eingeklemmtem Schwanz ins Wohnzimmer.
    Keuchend starrte Deleu auf den Lauf seiner Pistole, aus dem Rauchkringel aufstiegen. »Eine Katze. Fast hätte ich eine Katze erschossen.«
    Warmes Licht durchflutete das große, leere Wohnzimmer, als Deleus Finger den Lichtschalter ertasteten. Es verwunderte ihn kein bisschen. Denn er erinnerte sich an die Spielchen, die Hermans mit Maggie Uyttebroeck getrieben hatte. Damals hatten sie Hermans’ Fingerabdrücke sogar im Keller gefunden. Am Sicherungskasten.
    Hastig betrat Deleu das Wohnzimmer. Zwei, drei Katzen ergriffen die Flucht – eine versteckte sich im offenen Kamin, und die beiden anderen liefen in den Flur. Vor dem offenen Kamin stand eine Schüssel desselben Porzellanservice wie in der Küche, nur etwas größer und runder.
    Als Deleu näher herantrat und mit Grauen auf das braune Blut starrte, schoss plötzlich der Kater aus der Kaminöffnung hervor. Reflexartig machte Deleu einen Satz nach hinten und konnte so verhindern, dass die scharfen Krallen sein Gesicht zerkratzten. Allerdings trafen sie seinen Handrücken, und eine Pfote verfing sich in seinem Sakko. Blindlings schlug er mit dem Kolben der Pistole um sich. Als die Krallen des Katers ihm die Haut am Hals aufrissen, schrie er wütend auf und fiel der Länge nach auf den Rücken, während sich der Kater fauchend aus dem Staub machte.
    Hektisch sah Deleu sich um. Niemand im Wohnzimmer. Er stützte sich auf die Ellbogen und fuhr sich mit den Fingern über den Hals, der sich feucht und warm anfühlte. Verärgert betrachtete er das schimmernde Blut an seiner Hand. Dann setzte er sich auf, holte sein Taschentuch aus der Hosentasche und blieb minutenlang so sitzen, den Rücken an die Wand gedrückt, als bildeten die massiven Steine den einzigen, noch verbliebenen Halt. Der scharfe, stechende Schmerz ebbte langsam ab, doch das Blut rann weiter aus der Wunde. Schon bald war das Taschentuch blutgetränkt.
    Deleu rappelte sich auf, ging in die Küche und hielt seinen Kopf unter den Wasserhahn. Doch außer einem heiseren Gurgeln kam nichts. Kein Tropfen Wasser. Er schaute sich um. Die Katzen waren verschwunden. Während er sich bemühte, seine Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen, fragte er sich, was die Katzen so aggressiv gemacht hatte. Vielleicht das Blut? Ein Menschenhai, der Blut gerochen hat, wird zu einer gnadenlosen Killermaschine. Und wenn bestimmte Hunderassen erst einmal Blut gekostet haben, bleibt nichts anderes mehr übrig, als die Tiere zu töten. Deleu zermarterte sich das Hirn, konnte sich aber nicht mehr erinnern, welche Hunderassen davon betroffen waren. Und galt dasselbe auch für Katzen? Schließlich waren auch sie Raubtiere. Oder waren die Tiere einfach nur ausgehungert gewesen? Oder vielleicht eine Kombination von beidem?
    Plötzlich richtete Deleu sich kerzengerade auf. »Hermans!«
    Angenommen, er hat diese Katzen zu Nadia und Barbara gesteckt. Ausgehungert. Wo? Im Keller. Hier gibt es keinen Keller.
    »Oben … sie liegen oben. Aufgerissen und zerfetzt. Er hat sie gefesselt und verwundet. Und die Tiere haben dann den Rest erledigt.«
    Ehe er begriff, was er tat, lief er bereits über die Treppenstufen zum oberen Stockwerk. Ohne jede Vorsichtsmaßnahme. Ohne jede Deckung.
    Nach oben.
    Rauf.
    Die Tür des Badezimmers quietschte leise. Deleu warf einen Blick in die Wanne. Sie war leer.
    Das Schlafzimmer. Zwei aufflackernde Augen und ein Zischen, das in ein drohendes Fauchen überging. Deleu presste den Rücken gegen den Einbauschrank und schob sich Schritt für Schritt weiter. Fort von der Bedrohung. In Richtung Zimmermitte. Die Waffe auf das Tier gerichtet. Plötzlich sauste der Kater haarscharf an ihm vorbei aus dem Raum, dicht gefolgt von zwei Artgenossen, die sich unter dem Bett versteckt hatten.
    Keuchend schaute Deleu sich um und begriff erst in diesem Moment, dass das Obergeschoss noch vollständig möbliert war. Außer dem Wandschrank und dem Bett entdeckte er eine Frisierkommode, zwei Nachttischchen und ein
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