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Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Titel: Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn
Autoren: Luc Deflo
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an.
    Während sich Verbist aufrichtete und mit knackenden Knien zum Computer ging, flüsterte Deleu: »Das Baby. Das Baby weint!«
    Nadia Mendonck hielt es nicht mehr aus. Ihr kritischer Punkt war erreicht. Sie zerrte Deleu zur Seite und trat mit dem Absatz ihres rechten Springerstiefels kraftvoll gegen die Tür. Das Schloss krachte, hielt aber.
    Verdammt noch mal! Weiber!

[home]
    Donnerstag, 27 . November – 9  Uhr 57
    Liebste Chris,
     
    ich gelobte, dass ich meine Kräfte dir und dem, was dir gehört, weihen würde – habe ich nicht mein Gelübde gehalten?
    Mit klopfendem Herzen und strömenden Augen rufe ich gerade jetzt
    die Phantome von tausend Stunden
    jedes aus seinem stummen Grab:
    Sie haben in traumhaft geschauten Gemächern
    von beflissenem Eifer oder Liebeswonne
    mit mir die missgünstige Nacht durch Wachen überwunden –
    Als Verbist nach langem Zögern endlich mit gekrümmtem Zeigefinger auf »Entfernen« drückte und sein Gedicht an Chris endgültig löschte, erzitterte die Tür mit lautem Krachen in ihren Angeln.
     
    Nein, Molok. Hier kommst du nicht rein. Diesmal habe ich gewonnen.
     
    Wichtchen hatte inzwischen ihren Protest aufgegeben. Mit der Nase auf den molligen Händchen, die sie auf den Rand des Korbes gelegt hatte, blickte sie interessiert auf den flackernden Bildschirm. Ein Hustenanfall schüttelte ihren zarten kleinen Körper.
    Draußen im Flur schnaubte Pierre wie ein wilder Hengst. Er stieß sich von der Wand ab und rammte mit dem ganzen Körper die Wohnungstür.
     
    Die ICQ -Blume leuchtete grün auf.
     
    Ricardo ist zurück.
     
    Als die Tür gegen die Wand knallte und Pierre: »Polizei, keine Bewegung!«, brüllte, würdigte ihn der flüchtige Straftäter Verbist keines Blickes.
    Er wusste, dass dieser Schlag einen Riss in der Tapete verursacht haben musste. Einen Riss, der groß genug war, um Molok und all seine Höllenhunde hereinzulassen. Er warf einen Blick über die Schulter und sah, wie Wichtchen ängstlich zur Tür blickte.
    Er schenkte ihr einen lauten Luftkuss. Wichtchen drehte sich um, sah ihm in die Augen, und sie lächelten.
    Alle beide.
    Bei diesem unerwarteten, rührenden Anblick blieben Pierre, Deleu und Nadia reglos stehen. Keiner der drei sah die Leiche des erwürgten Mädchens, die halb hinter dem Wohnzimmertisch verborgen lag.
    Verbist umklammerte mit beiden Händen den Computerbildschirm und flüsterte: »Hab keine Angst. Hinter den Bergen scheint die Sonne.« Er riss die Augen auf, entblößte die Zähne und rammte den Kopf in den Monitor.
    Das Baby drehte die Händchen hin und her und stieß bewundernde kleine Schreie aus, als das knisternde Feuerwerk das Zimmer geisterhaft erleuchtete. Verbists lebloser Körper zuckte ein letztes Mal von links nach rechts, und dem kleinen Mädchen stieg der Gestank von verbranntem Fleisch in die Nase. Es begann zu weinen.
    Selbst als Verbists Hände mit lautem Klatschen auf den Schreibtisch fielen, blieben die drei Ermittler wie angewurzelt stehen.
    Deleu, der schwitzte wie ein Rind, wandte den Blick ab und starrte entgeistert die silberfarbene Tapete an. Dann betrachtete er seine schweißnassen, zitternden Hände. Pierre stieß einen lauten Fluch aus, als er das in schwarzes Nylon gehüllte Frauenbein neben dem Wohnzimmertisch entdeckte.
    Nadia setzte sich als Erste in Bewegung. Sie wischte eine Glasscherbe ab, die durch die Wucht der Implosion auf ihrem Ärmel gelandet war, und ging mit steifen Knien zu dem weinenden Baby.
    Sie hob das strampelnde kleine Wesen aus dem Korb, steckte es unter ihre Bomberjacke und streichelte die zarten Flaumhaare. Als sie mit den Fingerspitzen die ausgemergelten Schulterchen berührte und das Baby einen Hustenanfall erlitt, traten ihr Tränen in die Augen.
    Sie spürte Deleus Hand auf ihrer Schulter.
    »Alles okay, Dirk.« Sie wischte sich mit dem Handrücken die Wangen ab. »Halt du dich fern, denn du bist krank. Alles okay.«
    Deleu tupfte sich die feuchte Stirn mit seinem Taschentuch ab und trat zu Pierre, der sich über die leblose Frau beugte, ihre Halsschlagader befühlte und verneinend den Kopf schüttelte.
    Deleu sah auf seine Armbanduhr und seufzte.
    Zu spät.
    Er zog das Handy aus der Innentasche seiner Jacke und tippte sehr langsam eine Nummer ein.
     
    Barbara Deleu, geborene Wittewrongel, schüttelte sich die Kälte aus dem Körper und nahm auf der harten Bank Platz. Über eine halbe Stunde hatte sie vergeblich auf dem Bürgersteig vor dem Amtsgericht gewartet. Zuerst
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