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Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn

Titel: Bosmans/Deleu 04 -Todeswahn
Autoren: Luc Deflo
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grenzenlosem Respekt in den wässrigen Augen. »Sechshunderttausend Euro!«
    Als ein Stapel Plastikhefter zum Vorschein kam, stürzte sich Nadia Mendonck darauf wie eine ausgehungerte Hyäne.
    »Hier! Sieh mal! Das ist es! Ziekenliedenstraat 253  – 2800 Mechelen. David Vandevelde. Das ist es!«
    »Ich …«
    »Du gehst jetzt nach Hause, Dirk. Und rufst einen Arzt.«
    Nadia zog blitzschnell ihr Handy aus der Handtasche und rannte zur Tür, gefolgt vom schielenden Pierre.
    »Du fährst, Pierre! Ich rufe Bosmans an!«
    Deleu, zu krank, um zu reagieren, rappelte sich mühsam von dem steinharten Sofa auf. Es fühlte sich an, als bliebe seine Haut an dem Leder kleben, und der Schweiß brach ihm aus. Er sah auf seine Armbanduhr und schwankte zur Tür, die noch angelehnt war. Nadia und Pierre waren bereits Hals über Kopf losgebraust.
    Deleu sah noch einmal auf seine Uhr und fluchte so laut, dass sich sein Zwerchfell verkrampfte.
    Ich müsste in einer halben Stunde bei Gericht sein!
    Als er sich hinausschleppte, stand die magere Nachbarin nach wie vor mit den Händen in der Taille in der Tür. Sie sah Deleu kopfschüttelnd an, ihr Blick schwankte zwischen Mitleid und Sensationsgier.
    »Mein Gott, Sie sehen aber gar nicht gut aus. Sind Sie denn wirklich von der Polizei?«
    Deleu nickte, machte den Versuch zu lächeln, drehte sich um und tappte zu seinem Auto. Als er seinen gequälten Körper – jeder Muskel brannte, und jeder Knochen im Leib tat ihm weh – endlich in den Golf verfrachtet hatte und den Zündschlüssel drehte, klopfte es laut an die Scheibe. Die alte Frau lehnte sich heftig gestikulierend über die Motorhaube.
    Deleu, zu müde, um auszusteigen, kurbelte das Fenster herunter.
    »Mijnheer Briels wird nicht begeistert sein, wenn er aus dem Urlaub kommt, und seine Haustür steht offen«, sagte sie streng.
    Deleu schnaufte tief aus, zog sich am Lenkrad hoch, gab aber seinen Versuch rasch wieder auf.
    »Schließen Sie sie doch bitte, Mevrouw.«
    Die Dame riss die Augen so weit auf, dass die Krähenfüße verschwanden.
    »O nein! Das werde ich nicht tun. Ich will nichts mit der Sache zu tun haben.«
    Sie spitzte die Lippen und schnalzte mit der Zunge. Deleu sah sie teilnahmslos an und blinzelte mit den müden Augen.
    Diesmal wird Barbara mich erwürgen.
    »Nein, Mijnheer Briels wird nicht begeistert sein, wenn ich ihm davon erzähle. Dabei müssen Sie wissen, dass er sogar Mieter hat, die schon über zwei Monate mit der Miete im Rückstand sind. Ein junges Paar. Er ist selbst hingefahren. Es stinkt schon bei denen, hat er mir erzählt. Diese unverschämten Leute tun so, als seien sie nicht zu Hause. Wer weiß, was die da alles anstellen? Er hatte einen Schlüssel dabei und wollte reingehen, aber er konnte nicht, denn es steckte ein Schlüssel von innen. Ojemine. Mijnheer Briels wird nicht begeistert sein. Und er ist ohnehin kein einfacher Mensch.«
    Vor Deleus Augen senkte sich ein Schleier.
    »Entschuldigen Sie!«
    Deleu öffnete so abrupt die Fahrertür, dass die Frau wohl oder übel mit einem Satz zur Seite springen musste.
    »Und warum erzählen Sie das jetzt erst?«
    »Na, weil mich niemand danach gefragt hat. Und ich habe bisher noch keinen Beweis dafür gesehen, dass Sie wirklich von der Polizei sind. Ich hätte nach Ihrem Ausweis fragen sollen!«
    Deleu zog die Haustür zu und sprang wieder ins Auto.

[home]
    Donnerstag, 27 . November – 9  Uhr 13
    A uf dem Weg zur Bank war Herman Verbist von einer eiskalten Ruhe erfüllt. Er erkannte sich selbst kaum wieder.
    Ich töte Chris, breche Ira Levins Tür auf, suche den Geldschein und miete eine andere Wohnung in einer anderen Stadt. Die Wohnung von Sandra, der Internethure, stecke ich in Brand … und Chrissie gleich mit. Ach nein, ich ziehe lieber nicht noch einmal um, Wichtchen braucht Stabilität, und ich bin zu erschöpft für einen Ortswechsel. Ich weiß es noch nicht, wir werden sehen.
    Er betrat die Filiale der Fortis-Bank und erklärte einer mit ihrem Schalter verwachsenen Dame, er wolle Kassenobligationen verkaufen.
    »Bitte warten Sie einen Augenblick, unser Anlagefachmann wird Ihnen gleich weiterhelfen.«
    Blöde Kuh, dachte er, sagte aber: »Vielen Dank, Mevrouw.«
    Er nahm im Warteraum Platz, wo ein Video lief. Es ging um Versicherungen und Murphys Gesetz: Wenn etwas schiefgeht, dann gleich richtig.
    Verbist überlegte, den Versicherungsfachmann der Bank zu fragen, ob man sich gegen sich selbst versichern könne, aber er beherrschte sich.
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