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Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Titel: Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer
Autoren: Luc Deflo
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schwarzen Rauch weg, der sich in seiner Phantasie aus dem kurzen Lauf kringelte. Er ließ die Waffe um den Zeigefinger rotieren, stockte aber mitten in der Bewegung.
    Heulende Sirenen.
    Das Geräusch kam rasch näher. Er drehte sich um und überlegte, die Waffe in seinem Schlafzimmer zu verbergen, das gleichzeitig als Rumpelkammer und Stauraum diente, doch ihm fiel so schnell kein geeignetes Versteck ein. Mit zitternden Händen schob er die Waffe unter seine verschlissene Federkernmatratze. Der Flaschenhals stieß klirrend gegen das Glas, als er sich noch einen Whisky eingoss.
    Sobald der erste Streifenwagen vor dem Haus anhielt, schlich er zum Fenster. Vorsichtig spähte er durch einen Spalt zwischen den verschossenen Gardinen und sah drei Streifenpolizisten aus dem Auto springen. Kuypers stand bereits aufgeregt winkend in der Eingangstür. Ein zweites Fahrzeug, ein Krankenwagen, blieb mitten auf dem schmalen Balkweg stehen.
    Kuypers, du widerlicher Schleimer.
    Ein Mann kam aus dem Garagentor. Ein Kerl mit langer, spitzer Nase.
Garantiert ein Bulle in Zivil.
Er ging eilig zu einem alten Golf, der ein Stück weiter weg geparkt war.
Scheiße! Hab die Ratte gar nicht kommen sehen.
    Vanderauwera schaute auf die drei eintätowierten Punkte auf seinem linken Handballen. Während er an dem Stand-spiegel vorbeiging, der drei Jahre nach seinem unfreiwilligen Umzug noch immer im offenen Kamin lehnte, bewunderte er sich. Als er die Muskeln anspannte, schwollen die Adern auf seinen sehnigen Armen, die aus der ärmellosen Lederjacke hervorschauten. Er nahm eine rostige Hantel vom Kaminsims und setzte sich rittlings auf seinen Sessel. »
No pain, no gain
«, flüsterte er, während er in den Spiegel blickte und das selbstgestochene Tattoo
Maaike forever
auf seiner Schulter anstarrte.

[home]
    11
    D er Golf erwachte stotternd zum Leben, und die Temperaturanzeige kletterte rasend schnell in den roten Bereich. Deleu holte sein klingelndes Handy aus dem Handschuhfach.
    »Jos?«
    »Dirk?«
    »Die Sache stinkt.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich weiß es noch nicht. Aber da ist was faul. Ich möchte noch mal in die Wohnung. Allein.« Deleu fluchte. Der Handwerker mit dem vollgepackten Renault dachte gar nicht daran, ihn einfädeln zu lassen. Deleu kurbelte auch das rechte Seitenfenster herunter.
Nur noch mit Klimaanlage. Nie wieder ohne.
Mit Vollgas raste er auf den Brusselsesteenweg.
    »Ich bin unterwegs zu den Eltern des Jungen.«
    »Was hast du vor, Dirk?«
    »Ich möchte das Mädchen vernehmen.«
    »Welches Mädchen?«
    »Die Schwester. Sie hat ihn gefunden.«
    »Okay, aber sei bitte vorsichtig.«
    »Was willst du denn damit sagen?« Deleu fuhr dem Renault bis an die Stoßstange auf.
    »Ich will damit sagen, du sollst keine Dummheiten ma-chen. Nichts, was gegen die Vorschriften verstößt.«
    Die Verbindung riss abrupt ab. Deleu verfluchte den Busfahrer, der ihm die Vorfahrt genommen hatte, und warf das Handy in das offen stehende Handschuhfach.
Barbara ist eine Idiotin. Alle Frauen sind Idiotinnen. Die wollen doch alle nur das eine. Geborgenheit. Immer müssen sie sich in alles einmischen. Und von allem Besitz ergreifen. Ständig wollen sie Klamotten kaufen! Klamotten, die dann sowieso nur im Schrank hängen.
    Als der Verkehr wieder ins Rollen kam, streckte er den Kopf zum Fenster hinaus. Der frische Wind tat ihm gut. Er dachte an die wunderbaren Urlaube in den Cevennen zurück, und es versetzte ihm einen schmerzhaften Stich.
    Camping Les Sources. Der gemütliche Patrick, Jean-Claude, der Pétanque spielende Grundschullehrer, und Ludo Pastis, der jeden Morgen den Swimmingpool reinigte. Ludo, der rebellische Bruder von Gilles, dem Patron von Les Sources. Gilles, der grauhaarige Kommisskopf, der mit seinem altertümlichen Fahrrad über den Campingplatz patrouillierte und die Gäste zur Ruhe anhielt. Auch Barbara wird den Campingplatz vermissen. Ganz bestimmt. Und Rob? Ach nein, Rob hatte den ruhigen, beschaulichen Ort schon lange bis obenhin satt. Nicht genug Action. Nicht genug Weiber, denen die Jeans weit unter dem Bauchnabel auf den Hüften hängt.
    Deleu zog den Kopf wieder ein und atmete tief aus, bis ihm schwindelig wurde.
Im Eiscafé Negrita, verdammt noch mal! Nie wieder setze ich einen Fuß da rein, nicht in tausend Jahren.
    Dann stiegen die Bilder in ihm auf. Unwillkürlich. Er konnte sich nicht dagegen wehren. Wie wild gewordene Insekten, die ins versengende Licht flogen.
Der Junge hört, wie sich jemand am Schloss zu
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