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Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Titel: Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer
Autoren: Luc Deflo
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schattig war, zum Rathaus spazieren wollte. Er war mit Naib Abram verabredet, unter dem Vorwand, einige ergänzende Informationen zu benötigen. In Wirklichkeit wollte er die Behauptung des Politikers überprüfen, Murat Marouf noch nie begegnet zu sein. Außerdem hatte er einen Termin mit einem Standesbeamten. Besser, man informierte sich gründlich, bevor man sich scheiden ließ. Der Song »It’s a thin line between love and hate« von den Pretenders dudelte ihm im Kopf herum. Seine ohnehin schmalen Lippen verwandelten sich in eine abwärts gebogene Kerbe. Plötzlich verzog sich die Kerbe zu einer derart angewiderten Grimasse, als hätte man einer Hyäne eine Portion Tofu vorgesetzt. Der Anlass für seine plötzliche Missstimmung saß auf der Terrasse des Eiscafés Negrita: Nadia Mendonck und Frank Tack. Über das ganze Gesicht lachend, einen Rieseneisbecher vor der Nase. Nadia tupfte sich mit einem Taschentuch die tränenden Augen ab. Tack, der gerade mit dem Feuerzeug die Wunderkerze anzündete, bleckte dabei die Zähne. Den protzigen roten Camaro hatte er so vor dem Café geparkt, dass nicht mal mehr die Fahrradfahrer durchkamen.
    Mein Gott, was für eine Qualle!,
dachte Deleu, zog den Kopf ein und machte rechtsum kehrt. Den Blick starr zu Boden gerichtet, drehte er eine Runde um den Grote Markt. Als er sich gerade verstohlen in den Eingang des Rathauses hineindrückte, klingelte sein Handy.
    »Deleu.«
    »Dirk, ich bin’s, Jos. Was machst du gerade?«
    »Ich schaffe Ordnung in meinem Leben.«
    »Hm … Kennst du den Balkweg in Zemst?«
    »Ja. Nein. Wieso?«
    »Kennst du ihn, oder kennst du ihn nicht?«
    »Ja, doch. Warum? Komm schon, rede nicht so um den heißen Brei herum.«
    »Wir haben da einen Mordfall. Fahr mal hin und sieh dich um.«
    Der Ermittler gab sich nicht die geringste Mühe, seinen tiefen Seufzer zu unterdrücken. »Aber ich habe einen Termin mit diesem marokkanischstämmigen Stadtratsmitglied von den Grünen. Erinnerst du dich?«
    »Fährst du bitte sofort hin?«
    »Ja, ja, ist ja schon gut!«
    »Ruf mich an. Ach, und wimmle die Presse ab, ja? Behaupte einfach, jemand sei die Treppe heruntergefallen oder meinetwegen geschubst worden. Die Sache scheint ernst zu sein.«
    Anstatt zu antworten, eilte Deleu zu seinem Golf, der eine ganze Ecke entfernt am Ring stand.
Dieser blöde Idiot mit seinen Faxen und seiner Aufschneiderei. Genau der Richtige für Nadia. Mit einem Cabrio vor der Tür.
    Die Parkplatzsuche in der Stadt hatte er schon immer gehasst, aber das Laufen auch. Vor allem bei diesen Temperaturen. Manchmal konnte Deleu nicht mal sich selbst leiden. Als er die Haupteinkaufsstraße überquerte, hätte ihn beinahe ein schwarzer Kleinwagen erfasst.
    Deleu eilte auf die andere Straßenseite, auf der Suche nach Abkühlung, die es jedoch nicht gab und wohl auch nie mehr geben würde.

[home]
    9
    W as ist denn passiert?«, fragte der Mann vor dem Haus im Balkweg unverhohlen sensationslüstern.
    »Nichts, Mijnheer«, antwortete Deleu mit undurchdringlicher Miene. »Es sei denn, Sie wollen sich freiwillig als Zeuge melden.«
    »Nein danke«, murmelte der Mann. »Ich weiß nichts.«
    »Ist das Ihre Garage?«
    »Ja … nein«, stotterte er. »Genau genommen ist es eine Gemeinschaftsgarage. Wir haben alle einen Schlüssel, ich, Vanderauwera, der obendrüber wohnt, und der Marokkaner hinten im Taubenschlag. Ist er tot?«
    »Wie kommen Sie denn darauf, Mijnheer …?«
    »Kuypers. Ich habe eben einer jungen Marokkanerin die Tür aufgemacht, und ein paar Augenblicke später ist sie schreiend weggelaufen. Hat er sie etwa verprügelt? Bei denen weiß man ja nie.«
    »Würden Sie jetzt bitte von der Tür wegbleiben, Mijnheer Kuypers?«
    Der Angesprochene warf einen raschen Blick über die Schulter.
    »Immer schön langsam, Mijnheer. Sind Sie sicher, dass Sie keine Zeugenaussage machen wollen?«
    »Ja, ganz sicher. Ich weiß von nichts.«
    Als Dirk Deleu, keuchend von der steilen Treppe, das Hinterzimmer betrat, wich er instinktiv zurück, da ihn ein greller Lichtblitz blendete. Er rieb sich mit den Fin ger knöcheln über die Augenlider und sah den diensthabenden Polizeifotografen, umgeben von einem roten Schleier. Der Mann war von dem plötzlichen Eindringling genauso überraschte, grinste aber, als er Deleu erkannte.
    »Linke Sache, Dirk.«
    Der Ermittler nickte langsam und abwesend. Auf dem Boden lag die Leiche eines jungen Mannes. Deleu ließ die Szenerie einen Moment lang auf sich wirken. Obwohl er
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