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Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Titel: Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer
Autoren: Luc Deflo
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rein.«
    Der Kopf verschwand ebenso schnell, wie er aufgetaucht war. »Essen kommen«, glaubte Rasha zu verstehen. Inzwischen hatte ihr der lüsterne Gartenzwerg das Garagentor aufgeschlossen.
    »Ruf einfach ein paar Mal hinten im Garten, falls die Tür zum Schuppen auch abgeschlossen ist«, murmelte er, als er wieder zurückging. Dann drehte er sich noch einmal um. »Und nichts anfassen in der Garage, verstanden, Schnuckelchen?« Seine Augen funkelten bösartig, als er das letzte Wort im Flüsterton anfügte.
    Da haben wir’s. Typisch
. Rasha ignorierte die Bemerkung und durchquerte die Garage in Richtung Garten. Auch sie kletterte über den Sattel des Motorrad-Oldtimers. Im Garten wuchs weder Obst noch Gemüse, und im dürren Gras lagen überall leere Whiskyflaschen herum. Vor den Schiebetüren zum Schuppen waren mindestens drei zu Bruch gegangen.
    Geschickt wich Rasha den Glasscherben aus und lächelte. Ihre neuen Buffalos, weiß mit einer mindestens sieben Zentimeter dicken Sohle, boten mehr als ausreichend Schutz, falls sie aus Versehen in eine Scherbe treten sollte.
    Sie zerrte an den rostigen Handgriffen, aber die Türen bewegten sich nicht. In der Mitte schienen sie allerdings einen kleinen Spalt auseinanderzugehen, waren also wohl nicht abgeschlossen, sondern klemmten irgendwo an den Seiten.
    Rasha Benaoubi drückte ihre Schuhsohle gegen den linken Bügel und riss mit aller Kraft an dem rechten. Knirschend rollte die Tür über die Schienen. Das junge Mädchen atmete tief ein und trat argwöhnisch durch die Doppeltür. Nach zwei Metern wurde es stockdunkel in der Lagerhalle, und ein Lichtschalter war nirgends zu entdecken. Von links oben fiel ein wenig Sonnenlicht herein. Rasha lief zur Treppe und rief den Namen ihres Bruders, erhielt jedoch keine Antwort.
    Fluchend erklomm sie die steile Treppe. Oben angekommen, atmete sie tief ein und ließ ihrem Körper Zeit, sich zu erholen. Die Tür hinten rechts stand einen Spalt offen. Als ihr Atem regelmäßiger wurde, setzte sie sich in Bewegung. Ein starker, süßlicher Geruch stieg ihr in die Nase. Sie guckte in die Aldi-Tüte und runzelte ihre hübsch geschwungenen dunklen Augenbrauen.
    »Yussuf? Yussuf? Bist du da? Ich bin’s. Rasha. Mama hat mir was zu essen für dich mitgegeben. Yussuf!« Sie ballte die Fäuste. Ihr Ärger gewann allmählich die Oberhand, sie vergaß ihr Misstrauen und ging mit großen Schritten auf den Türspalt zu. Der Geruch wurde penetranter, je näher sie kam.
Wie lange hat dieser Schlamper seine Mülltüten nicht rausgebracht?
Mädchenhaft, aber energisch warf sie ihre schwarzen Locken zurück und ging mit in die Taille gestemmten Händen auf die offene Tür zu.
    Irgendetwas ließ sie unvermittelt innehalten, und sie blieb vor dem Türspalt stehen. Vorsichtig spähte sie hindurch. Einen Moment später schnappte sie entsetzt nach Luft. Der Schrei blieb ihr im Halse stecken. Sie schlug die Hände vors Gesicht, und ihr Mund verzog sich zu einer Grimasse.
    Rasha Benaoubi schaute in die gebrochenen Augen ihres Bruders. Kreischend flüchtete sie die Treppe hinunter, die Plastiktüte noch immer krampfhaft in der Hand. Sie schrie, dass es einem durch Mark und Bein ging.

[home]
    8
    D er Mann auf dem Sofa öffnete urplötzlich die Augen. Als hätte man Rashas schrecklichen Schrei bis nach Mechelen hören können. Deleus Rückenmuskeln waren verspannt, und er hatte einen salzigen Geschmack im Mund. Er rieb sich über die Lippen und schaute schlaftrunken auf seine Rolex.
    Oh nein. Schon halb drei. Was ist heute für ein Tag? Samstag? Nein, Freitag. Ich muss ins Rathaus!
    Er rappelte sich auf und schwankte ins Schlafzimmer. Nach und nach fiel ihm alles wieder ein. Gestern Abend hatte er versucht, seine Freundin zu erreichen, aber ihr Handy war ausgeschaltet gewesen. Bosmans hatte ihm erzählt, dass die Razzia ein Flop gewesen sei, Nadia aber alles gut überstanden habe.
    Und dann? Eingeschlafen auf ihrem Sofa
.
    Deleu zog die Tür zum Schlafzimmer auf. Es war leer, das Bett unberührt. Er eilte ins Treppenhaus und sprang in den Aufzug.
    Freitagnachmittag. Muss denn keiner von diesen Leuten arbeiten?
    Die Terrassen der Lokale am Grote Markt waren voll besetzt. Deleu blieb am Brunnen auf dem Botermarkt stehen und spritzte sich ein wenig Wasser ins Gesicht. Das kühle Nass rann quälend langsam in den Kragen seines offen stehenden Sommerhemds.
    Er bog um die Ecke, weil er eigentlich durch die Boucherystraat, die kaum drei Meter breit und daher immer
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