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Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Titel: Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer
Autoren: Luc Deflo
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ging, wohnte über der Garage. Als Yussuf ihm mal zufällig begegnet war und ihn gebeten hatte, sein Motorrad nicht direkt vor dem Gartentor, sondern etwas weiter hinten abzustellen, hatte er lediglich ein Ende seines herunterhängenden Schnurrbarts gezwirbelt, die Zähne entblößt und auf den Boden gespuckt. Das war die einzige Unterhaltung gewesen, die sie je geführt hatten.
    In der Woche zuvor war es zu einer heiklen Situation gekommen. Vanderauwera hatte Besuch gehabt. Aus seiner Wohnung dröhnte lautstark altmodische Rockmusik, und die Konversation auf dem Balkon war nicht gerade aufgeschlossen multikulturell. Die Kerle waren rabiate Ausländerhasser. Als die erste leere Bourbonflasche an der Metallschiebetür zum Lagerschuppen zerschellte, hatte sich Yussuf wohlweislich hinuntergeschlichen und die Kette um die eisernen Handgriffe geschlungen.
    Jetzt ging er über die krumm und schief verlegten Bodenplatten durch den Garten auf die verrostete Doppelschiebetür zu. Der Jugendliche erschrak, als er mit den Fingern über den unregelmäßigen Spalt in der Mitte fuhr.
Nichts!
Vorsichtig drehte er den Schlüssel im Schloss und schob die Tür ein Stück weit auf. Sie knirschte in den Führschienen. Der achtzehnjährige Marokkaner mit der spitzen Nase sperrte die Augen auf und hielt den Atem an, denn der Pappschnipsel, den er zwischen die Schiebetüren zu klemmen pflegte – effizienter als die teuerste Alarmanlage –, war verschwunden.
    Yussuf Benaoubi sah sich gehetzt um und beobachtete den rostigen Balkon auf der gegenüberliegenden Seite des Gartens.
Der war’s. Dieser schmierige Harley-Freak da oben. Der Drecksack hat Lunte gerochen. Hätte ich doch bloß die Jointkippe nicht in den Garten geworfen!
    Der Junge rollte die Tür ins Schloss und rannte so schnell er konnte die eiserne Wendeltreppe hinauf. Auf der vorletzten Stufe blieb er stehen. Er ging in die Hocke, hielt die Luft an, griff sich mit einer Hand an die Stirn und wischte sich die Schweißtropfen in die Haare. Er hörte Geräusche in seinem Zimmer.
Die Bullen! Nein, unmöglich. Das Garagentor war fest verschlossen
. Angestrengt starrte Benaoubi ins Dunkel.
Vanderauwera! Der elende Mistkerl hat einen Zweitschlüssel!
Er atmete ein paar Mal tief ein und aus. Das half.
Ich muss Said anrufen. Aber der geht garantiert nicht dran. Dieser Feigling. Gut, also nur wir beide, bleicher Fettsack. Dann wirst du jetzt eben die Zakouskie-Connection kennenlernen
. Yussuf Benaoubi, die designierte rechte Hand von Murat Marouf, lachte breit. Er griff in die Gesäßtasche seiner Jeans und klappte mit einer geschmeidigen Bewegung sein Butterflymesser auf.

[home]
    6
    Donnerstagabend, 23.00 Uhr.
     
    A ls Deleu, völlig außer Puste vom Treppensteigen, Nadia Mendoncks Wohnung betrat, war sie nicht zu Hause. Er betrachtete den Haustürschlüssel in seiner Hand.
    Jetzt bloß nicht besitzergreifend werden, Dirk!
    Obwohl er einen Schlüssel von ihrer Wohnung besaß, war es ungewohnt für ihn, allein hineinzugehen. Deleu nahm sich eine Dose Bier aus dem Kühlschrank und öffnete sie.
    Das Designersofa mit dem Leopardenmuster sah zwar schick aus, war aber ziemlich unbequem. Er rutschte auf dem steinharten Möbelstück hin und her, und sein Blick fiel auf den Toaster in der Küche. Wie hypnotisiert starrte er ihn an.
Nadia und Dirk. Dirk und Nadia
. Als er die Dosenlasche abbrach und durch die Durchreiche warf, spukte ihm Barbaras Bild im Kopf herum. An, aus, an, aus. Er schloss die Augen und trank einen großen Schluck.
Donnerstag. Am Samstag muss ich Rob abholen. Charlotte nicht. Die ist noch zu klein. Was soll ich mit Rob anfangen? Hierher können wir nicht, so viel ist klar. Verdammt noch mal, Nadia könnte Robs Schwester sein!
Deleu grinste, obwohl er nicht wusste, warum. Er nahm noch einen kräftigen Schluck, fühlte sich allerdings nicht erfrischt, sondern nur noch müder.
    Eine ganze Woche schlafen. Das würde mir guttun
.
    Er seufzte, warf sich eine Erdnuss in den Mund und lutschte daran. Als sich das Salz aufgelöst hatte, zerkaute er sie langsam.
    Salpetersäure ins Gesicht. Was wissen wir eigentlich über Johan Dewolf? Sein Vater ist ein wohlhabender, einflussreicher Industrieller, der ungekrönte König zumindest der europäischen Teppichindustrie. Stur und unzugänglich wie ein Granitbrocken im Hochgebirge. Rechtsgerichtet selbstverständlich. Schon dieser Name! Ewoud … Du meine Güte
.
    Flankiert von drei Staranwälten, hatte der Mann während seiner über
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