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Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Titel: Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer
Autoren: Luc Deflo
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mit beiden Händen abgestützt hätte, wäre er sofort wieder umgekippt. Er nickte unentwegt, mit einem debilen Grinsen auf den Lippen.
    Der ohrenbetäubende Knall ließ den Lampenschirm erzittern. Die Polsterfüllung rieselte in großen Flocken auf den Teppichboden, und im Lederbezug des Sofas klaffte ein beinahe faustgroßes Loch, zwei Zentimeter neben Tacks baumelndem Bein. Dieser sah den Einschlag desinteressiert und matt an, als gingen die Geschehnisse vollkommen an ihm vorüber. Er öffnete einen Knopf seines Jeanshemds und fasste sich in das gekräuselte Brusthaar.
    »Wenn ich an deiner Stelle säße, hättest du jetzt kein Knie mehr.«
    »Noch fünf.« Deleu spannte den Hahn.
    »Willst du mich wirklich über den Haufen schießen? Ein Polizist, der einen anderen Polizisten umbringt, ohne den geringsten Beweis, ohne Prozess? Na schön.«
    »Ich bin kein Polizist«, erwiderte Deleu trocken. Die Worte erzielten die gewünschte Wirkung, denn Tack rutschte an den Rand des Sofas und stützte den Kopf in beide Hände.
    »Kopfschmerzen?«
    Tacks Gemurmel war nicht zu verstehen.
    »Weißt du, was die im Gefängnis mit einem Lackaffen wie dir anstellen?«
    Jetzt lachte Tack lauthals. Richtiggehend ausgelassen.
    Deleu sah ihn überrascht an.
    »Wenn du wüsstest, wo ich schon überall gewesen bin, du kleiner Bulle.« Sein Kichern artete in lautes Hohngelächter aus, und er wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln. »Verspaille«, zischte er. »Claude Verspaille. Das ist der Mann, den du suchst. Merk dir das.«
    Deleu erschauerte.
Abrams rotes Notizbuch. V. C. Verspaille, Claude.
    »Warum?«
    »Weil er mich erpresst, Deleu. Weil er Dinge über mich weiß, die … Ach, Scheiße. Bring mich um, aber mach es richtig. Frank Tack ist schon mehrmals vom Tode wiederauferstanden.« Sein erneuter Lachanfall wurde von Deleus klingelndem Handy unterbrochen. Deleu sagte nichts, er war viel zu erschöpft, und er spürte, wie ihm die Augen zufielen. Unaufhaltsam. Während sein Telefon hartnäckig weiterklingelte, klopfte er sich mit der freien Hand auf die Wange.
    »Erzähl mir mehr, ich will alles wissen!« Der Lauf der Magnum zeigte nun genau auf die Stelle zwischen Tacks Augen, der heftig anfing zu blinzeln, als könne er dadurch die Gefahr bannen.
    »Was soll’s. Ist ja sowieso alles egal. Du kannst es ruhig wissen, alles. Verspaille ist der widerlichste Psychopath, der auf dieser Erde herumläuft. Verspaille, nicht Frank Tack!« Die letzten Worte schrie er mit sich überschlagender Stimme heraus, und sein warmer Tenor war in ein schrilles Kreischen umgeschlagen.
    »Aber Frank Tack wird jetzt feierlich beichten«, erwiderte Deleu tonlos.
    »Ein Mord. So lautete die Absprache. Ich sollte Dewolf umlegen und im Gegenzug eine neue Identität erhalten. Das war der Deal. Ich bin ein Ehrenmann, Deleu. Ich halte mich immer an meine Absprachen. Bei mir ist ein Ehrenwort noch ein Ehrenwort. Jetzt mal ehrlich, was hat die Welt an einem wie Dewolf verloren, diesem faschistoiden Unruhestifter? Und was hat sie von einem wie Verspaille, den sollte man doch …«
    »Halt die Schnauze, Frank«, unterbrach Deleu ihn gereizt.
    »Hör auf zu predigen! Ich bin nicht an irgendwelchen Wildwestgeschichten interessiert, ich will die Wahrheit wissen!«
    Die Kugel streifte Tacks linke Wange. Er griff nach der Stelle, mit beiden Händen, in Zeitlupe, mit ungläubigem Blick. Er betrachtete seine klebrigen Fingerspitzen und steckte sie in den Mund.
    »Nach dem Mord hatte mich der Bastard in der Zange. Wenn ich nicht mitgearbeitet hätte, hätten die meinen Sohn …« Tack sank das Kinn auf die Brust. »Also, du warst der Idiot, der Claude diesen Heidenschrecken eingejagt hat«, murmelte er. »Wie in Gottes Namen bist du bloß an meine Nummer gekommen?«
    »Gott hat nichts damit zu tun, Frank. Ich habe sie in Abrams Notizbuch gefunden, in dem roten kleinen Buch. Was für eine Rolle spielte er? Abram war wahrscheinlich derjenige, der die Drogen gestohlen hat. Und nicht Benaoubi.«
    Tack grinste ihn bewundernd an. »Wow. Solide Ermittlungsarbeit. Abram, dieser Dummkopf hat geglaubt, wir bräuchten Maroufs Fingerabdrücke auf dem Päckchen, um ihn für den Mord an Dewolf in den Knast zu bringen.« Sein höhnisches Lachen klang hohl.
    »Wie hat Abram die Drogen wieder in die Hand bekommen? Er behauptete, er habe sie von el Hidrissi erhalten, der sie wiederum von Benaoubi haben soll.«
    »Er ist ein Idiot, Deleu. Abram muss zurückgekehrt sein, nachdem ich
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