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Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Titel: Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer
Autoren: Luc Deflo
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zwischen die Rippen verpasst, so kräftig, dass es einen ausgewachsenen Esel umgehauen hätte.
    Mit Schaum vor dem Mund beugte Frank Tack sich jetzt über sein Opfer. »Zum zweiten Mal falsch, Deleu! Ich habe Maroufs Sohn nicht ermordet!« Er rang nach Atem.
    »Ich hab dir doch schon gesagt, dass ich kein Kindermörder bin!« Er senkte die Stimme nach und nach zu einem heiseren Flüstern. »Deine letzte Chance, Kollege!«, zischte er drohend.
    »Wo hast du den Jungen versteckt?«
    »An einem sicheren Ort.«
    »Du klingst ja schon wie Dutroux. Der hat auch nichts …«
    Tacks Siegelring hinterließ eine Schramme auf Deleus Wange, die vom Ohr bis zur Nase reichte. Als Deleus Nasenbein brach, traten ihm Tränen in die Augen, und aus den Nasenlöchern spritzte das Blut. Er wand sich wie ein Aal am Angelhaken, und zwar als stecke der Haken nicht in seinem Oberkiefer, sondern risse seine Eingeweide entzwei.
    Er schnappte verzweifelt nach Luft, und sein Mund klappte auf und zu. Während er ein Auge öffnete, durchfuhr ihn erneut ein stechender Schmerz, zum wievielten Mal wusste er nicht. Seine Kopfhaut zog sich zusammen, als Frank Tack ihn an den Haaren packte und sein grimmiges Gesicht dem seinen bis auf wenige Zentimeter näherte.
    Meine Hände!,
schoss es Deleu blitzartig durch das überreizte Gehirn.
Meine Hände sind frei! Die Schelle hat nachgegeben! Ruhig. Ganz ruhig bleiben
.
    Am liebsten hätte er sofort an seine aufgerissene Nase gegriffen, aber unter Aufbietung all seiner Selbstbeherrschung gelang es ihm, diesen Impuls zu unterdrücken. Er röchelte mit weitgeöffnetem Mund, und das Blut, das noch immer aus seiner Nase floss, sickerte ihm über die Lippen und das Kinn auf das Sofa. Tack starrte mit stechendem Blick mitten durch ihn hindurch. Seine Augen schienen aus Eis, sahen aus wie gefrorenes Wasser, erleuchtet vom aufgehenden Mond. Gleißendes Blau, eisiges Weiß.
    »Hast du Kinder, Deleu?«
    Die Frage überraschte den Privatdetektiv derart, dass er nicht wie geplant angriff. Seine Muskeln verkrampften sich, seine Hände zitterten, hilflos öffnete und schloss er die geballten Fäuste. Aus Angst zu versagen, aus Angst, zuzuschlagen. Deleu gefror, er gefror in Todesangst.
    Tack schüttelte sein willenloses Opfer durch. »Und?«
    »Ja.«
    »Wie viele?«
    »Zwei.«
    »Hm. Möchtest du etwas trinken?«
    Deleu nickte schwach, und Tack drehte sich seufzend um.
    Das war der Augenblick, auf den Deleu so lange gewartet hatte, jener Augenblick der Unachtsamkeit. Er biss sich auf die Unterlippe, füllte seine brennenden Lungen mit Luft, spannte die Muskeln an, schwang seinen Körper hoch und nahm den Hals seines Peinigers in die Beinschere.
    Frank Tack wurde wie von einer Riesenfaust hintenüber gezogen. Mit allen zehn Fingern krallte er sich erst in Deleus Hintern fest und griff dann nach seinen Hoden. Deleu presste die Schenkel zusammen. Sämtliche Adern in seinem verkrampften Körper schwollen an, und während er unartikulierte Laute ausstieß, wurde alles um ihn herum blutrot. Nein, dunkler als das Blut, das aus seiner Nase rann und in Tacks strähnige Haare troff.
    Deleu krümmte den Rücken und schlang die Kette zwischen den Handschellen um Tacks Handgelenke, und bevor dieser begriff, was geschah, kreuzte er dessen Arme und riss sie hoch. Tack stöhnte auf, als die Kettenglieder ihm die Haut von den Handgelenken rissen, und durch die straff gespannte Kette erlahmte sein Griff. Deleu schnaufte und zerrte noch stärker an Tacks Armen. Er musste die Hände um jeden Preis von seinem Schritt wegbekommen. Frank Tack, der wie eine Ratte in der Falle saß, drehte den Kopf und schlug die Zähne tief in Deleus Oberschenkelmuskulatur. Als ihm der Schmerz durch Mark und Bein fuhr und über den ganzen Körper ausstrahlte, schrie er aus vollem Halse, doch er presste weiterhin die Schenkel fest zusammen. Zwei Männer, ehemalige Kollegen, im Kampf auf Leben und Tod. Zwei ringende Körper, zwei Tiere. Keine Regeln mehr, reiner Überlebensinstinkt.
    Während Deleus Zähneknirschen in ein heftiges Keuchen überging, krümmte sein röchelnder Widersacher in einer letzten Anstrengung den Rücken. Er schwang die Beine nach hinten, doch durch die abrupte Bewegung rutschte er hinunter, wodurch sein Kopf vollständig eingeklemmt wurde.
    Deleu, der jedes Gefühl von Raum und Zeit verloren hatte, spürte den Widerstand seines Feindes allmählich erlahmen und presste trotz seiner übersäuerten Muskeln immer weiter. Ein irres Funkeln
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