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Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer

Titel: Bosmans/Deleu 03 -Ins blanke Messer
Autoren: Luc Deflo
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denn der Lauf eines Revolvers bohrte sich tief in seine glattrasierte Wange.

[home]
    63
    D er schielende Pierre und Vanderkuylen waren zufällig gerade in der Nähe, als Walter Vereecken im Präsidium Mechelen Nadia Mendoncks Anruf entgegennahm. In wenigen abgehackten Sätzen informierte dieser seine Kollegen, und noch während er die Adresse angab, rannten die beiden den Flur hinunter. Walter Vereecken rollte fluchend hinterdrein.
    Weg sind sie. Hätten ja mal warten können.
    Hoffentlich hat Pierre sein Handy dabei. Und hoffentlich geht er dran!
     
    Nadia Mendonck presste ihr Ohr gegen die Tür von Franks Wohnung und hielt den Atem an. Sie hörte eine Stimme, konnte sie jedoch nicht zuordnen. Einen Moment erwog sie zu klingeln, tat es aber nicht. Langsam drückte sie die Klinke hinunter.
    Dann ging alles unglaublich schnell. Auf dem Sofa lag ein heftig blutender Mann. Ein anderer Mann saß rittlings auf einem Stuhl und starrte mit irrem Blick in ihre Richtung.
Frank und Dirk … Sylvain und Dirk!
    »Runter mit der Waffe!«
    Deleu drehte den Kopf weg und sah sie nicht an, Tack dagegen schon. Erleichterung blitzte in den blauen Augen auf, und Nadia Mendonck spürte einen stechenden Schmerz, als würde ihr Herz mit einem stumpfen Messer durchbohrt.
    »Auf den Boden!«
    »Was?«, krächzte Deleu.
    »Den Revolver! Auf den Boden! Wird’s bald?«
    »Nadia, bitte!«, keuchte Deleu mit ungläubiger Miene.
    Der Lauf der Magnum schwenkte in ihre Richtung. Eine exklusive Kristallvase aus Val-Saint-Lambert zerplatzte in tausend Scherben, und die Waffe fiel auf den Teppich. Dirk Deleu zitterte am ganzen Körper, als hätte er einen Anfall von Gelbfieber. Frank Tack sprang auf und rannte auf seinen Exkollegen zu, während Nadia Mendoncks überreizte Sinne unzählige Eindrücke gleichzeitig wahrnahmen. Jemand kam die Treppe heraufgerannt, und sie blickte sich instinktiv um. Tack erreichte die Magnum als Erster und richtete die Waffe auf Deleu, der fix und fertig auf seinem Stuhl hing.
    »Frank!«, schrie Nadia Mendonck, und Tack zielte mit der Waffe auf sie.
    Während sie in das schwarze Auge starrte, kam ein Mann hereingehechtet. Pierre zielte erst auf Deleu und hielt dann kniend seine Waffe auf Tacks Brust gerichtet.
    Die Szene hatte etwas Unwirkliches: vier Polizisten, drei Waffen. Die Wohnung strahlte Unheil aus und nahenden Tod. Die Ruhe vor dem Sturm, verkniffene Lippen, aufgerissene Augen, lauernde Blicke. Es war Frank Tack, der die Geschehnisse ins Rollen brachte.
    Er warf sich zur Seite und versuchte gleichzeitig, Pierre ins Visier zu bekommen. Der schoss, traf aber daneben. Er sah orangerotes Mündungsfeuer aufblitzen und spürte einen stechenden Schmerz, der seinen Unterarm lähmte. Die Walther P99 flog klappernd gegen die Wand. Während Pierre Vindevogel stöhnend in die Knie ging, nahm der rauchende Lauf der .44 die zu Eis erstarrte Nadia Mendonck ins Visier. Ohne nachzudenken, warf sich Deleu auf Frank Tack und griff nach dessen Handgelenken, der mit der Magnum nach seinem Angreifer schlug. Deleu parierte den Schlag mit der angehobenen Schulter, dennoch streifte der Kolben seine Schläfe. Der vernichtende Hieb ließ ihn zu Boden gehen, und krampfhaft krallte er sich in den hochflorigen Teppichboden.
    Nadia Mendonck kniff die Augen zu Schlitzen zusammen, als ihre Waffe durch den Rückschlag heftig aufwärtsfederte. Zweimal hintereinander ein trockener Knall. Als sie keuchend Luft holte und in die Knie ging, versengte sie mit dem glühenden Lauf der Python den Teppichboden und hinterließ ein Brandloch.
    Frank Tack wurde wie von einem Sturm rückwärts umgeblasen, und sein Rückgrat knackte, als er gegen das glänzende Büfett krachte. Als sein massiver Körper daran hinunterglitt, blieben auf der Schranktür zwei breite, feuchte Streifen zurück. Das Kinn sank ihm auf die Brust, und seine erstaunten Augen suchten die unregelmäßigen Löcher in seinem Hemd. Als er den Kopf mühevoll wieder hob, traf sein glasiger Blick den Nadias, und er starrte sie an. Er saß mit angezogenen Knien da und vollführte mit dem rechten Arm unkontrollierte Flatterbewegungen, wie der Flügel eines riesigen Albatros, der in einem Ölflecken gefangen ist. Voller Unglauben starrte er die sich ausbreitenden rotbraunen Kreise auf seinem Hemd an und zerrte röchelnd an seinem Kragen. Zwei schwarze Krater mitten in seiner Brust.
    Sein Mund klappte auf und zu, als seine Augen Nadias fanden, und er lächelte. Als er die Lippen öffnete, quoll
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