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Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
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Aktenberge türmten. Sie würde sich damit abfinden müssen, dass Harrisons hübsches Gesicht sie nicht mehr willkommen hieß. Nie mehr.
    In dem Bemühen, ihre Kollegen nicht zu stören, schloss sie leise die Tür hinter sich und ging zu ihrem Platz hinüber. Gegenwärtig waren nur zwei Mitglieder der Truppe im Büro – die übrigen ermittelten außer Haus, und sie wünschte, sie wäre jetzt ebenfalls draußen im Einsatz. Im Büro wurde lediglich der quälende Papierkram erledigt, und sie vermieden es allesamt nach Kräften, sich hier aufzuhalten. Agent Hill, aus dem Dominium Kanada, war eifrig damit beschäftigt, seinen Bericht zu verfassen, fest entschlossen, so bald wie möglich aus dem Büro zu kommen, doch ihr Kollege aus Australien, Agent Campbell, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und lächelte sie an.
    Nicht heute, bitte, nicht heute, dachte sie.
    Ihr Gebet blieb unerhört.
    »Tagchen, Liza.«
    Bruce war zwar kein unattraktiver Mann: hochgewachsen, dunkelhaarig, grüne Augen, im Grunde genau der Typ Mann, zu dem sie sich hingezogen fühlte. Doch seine kläglichen Versuche, witzig zu sein, machten jeden Gedanken an eine heimliche Romanze zunichte und offenbarten, was er wirklich war: ein selten dämlicher Hund.
    »Harte Nacht mit der Herde gehabt, wie?«
    Ach, ja, die Schafwitze. Einzig ihre eiserne Willenskraft hielt sie davon ab, ihm den Stuhl unterm Hintern wegzutreten. »Agent Campbell« , sie beugte sich vor und fixierte ihn mit ihren blauen Augen , »Sie haben ja gar keine Ahnung, wie viel Spaß ich habe, wenn Sie nicht hinsehen.«
    Seine makellos weißen Zähne leuchteten in einem Gesicht, das von der kraftvollen Sonne der südlichen Hemisphäre noch immer gut gebräunt war. Er hielt zwei Eintrittskarten hoch und wedelte damit vor Elizas Augen herum. »Wie wäre es denn dann mit ein wenig Spaß gemeinsam ? Logenplätze für das neueste Stück im St. James Theatre. Dachte, wir könnten hinterher noch zu Abend essen … oder vielleicht frühstücken. Sie wissen schon – da wir doch gewissermaßen Nachbarn sind und so.«
    Es sah Bruce ähnlich, selbst die geografische Nähe ihrer Herkunftsländer – Australien und Neuseeland – für sich ins Feld zu führen. Das Einzige, was sie in Wahrheit gemein hatten, war der Umstand, dass die Briten auf sie als »Kolonisten« herabschauten.
    Wohl kaum ausreichend, um mit ihm eine Liebesnacht zu verbringen. »Lieber steige ich mit einem Ihrer Kängurus in den Boxring, als neben Ihnen aufzuwachen, Bruce. Ich dachte, ich hätte das bei etlichen Gelegenheiten deutlich gemacht.« Sie stolzierte an ihm vorbei, zog ihren Mantel aus und brachte ihn an die Garderobe. Sie wusste ganz genau, dass Bruce genüsslich ihr Hinterteil betrachtete – das war eben einer der Nachteile, wenn man Herrenhosen, Hemd und Weste trug. Doch die Bewegungsfreiheit, die diese Kleider boten, war es allemal wert. Und eigentlich hatte sie sich auch noch nie geziert, ihre Vorzüge zur Schau zu stellen.
    Er wartete, bis sie an ihrem Schreibtisch Platz genommen hatte, bevor er verkündete: »Der fette Mann von oben will Sie sehen.«
    »Sie meinen Dr. Sound?«, gab Eliza scharf zurück.
    Campbell winkte ab. »Nennen Sie ihn, wie Sie wollen – für mich ist er der ›fette Mann‹. Feiner Pinkel, elender.« Er zog ein Stück Papier hervor und klatschte es vor sie auf den Schreibtisch. Eliza erkannte Shillingworths präzise Handschrift, die forderte:
    Schlag neun Uhr. Seien Sie bitte pünktlich.
    Eliza räusperte sich, stand auf und zog die Taschenuhr aus ihrer Weste. »Wahrscheinlich will er mir zu meiner letzten Mission gratulieren.«
    Es war neun Uhr drei. Verdammt.
    Bruce’ ungläubiges Schnauben drang noch an ihr Ohr, als sie bereits quer durch das Büro hechtete. Der Aufzug zu den anderen Stockwerken verbarg sich hinter der Eichenvertäfelung am Ende des Flurs. Eliza schlüpfte durch den geheimen Zugang, schob das winzige Uhrwerkmedaillon, das sie an ihrer Halskette trug, in das Schlüsselloch und drückte auf die Ruftaste. Während sie in dem kleinen Vorraum stand, wo man Motoren und Zahnräder leise surren hörte, rasten die Gedanken durch ihren Kopf.
    Der Direktor des Ministeriums äußerte seine Meinung zu Missionen nur aus zweierlei Gründen: Entweder sie waren außerordentlich erfolgreich und reibungslos verlaufen, oder sie kamen einer totalen Katastrophe gleich. Elizas frühere Missionen konnten zwar stets als erfolgreich bezeichnet werden, ihr Ablauf jedoch niemals als reibungslos
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