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Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)

Titel: Books & Braun: Das Zeichen des Phönix (German Edition)
Autoren: Tee Morris , Pip Ballantine
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bekam.
    Erst als Braun rief: »Jungs, zieht mich schnell rein, sonst ruiniert der Bücherwurm noch mein Lieblingsmieder!«, begriff Wellington, woran er sich da eigentlich festklammerte. Für den längsten Augenblick eines recht außergewöhnlichen Tages war er hin- und hergerissen zwischen Anstand und Überleben.
    Die Mannschaft hievte die beiden mit einem kräftigen Ruck ins Luftschiff, und Wellington war endlich in der Lage loszulassen. Die Röte auf seinen Wangen würde ihm jedoch noch eine ganze Weile erhalten bleiben. Während er ausgestreckt auf dem kalten Kabinenboden lag, drang ein leises Dröhnen an sein Ohr. Motoren. Propeller. Das Luftschiff neigte sich jetzt scharf zur Seite.
    Als er den Kopf hob, sah er Braun durch ein Bullauge spähen. Ihr Mieder schien ein wenig gedehnt worden zu sein, aber ansonsten war es unversehrt. Aus irgendeinem Grund erleichterte Wellington das ungemein. Ächzend rappelte er sich hoch und trat neben ihr ans Fenster.
    »Das war doch recht erfrischend.« Sie zog die beiden schmucken Revolver hervor und kicherte. »Insgesamt nur noch vier Kugeln übrig. Wirklich, Sie verstehen eine Dame gut zu unterhalten.«
    »Sekunde, Agentin Braun«, sagte Wellington, während er sich bemühte, etwas von seiner Fassung wiederzugewinnen. »Sie sagten doch, Sie hätten sich lieber für Sprengkraft statt für personelle Unterstützung entschieden. Wo ist der Sprengstoff geblieben?!«
    »Dort, wo ich ihn zurückgelassen habe, natürlich.«
    In diesem Moment erschütterte eine Explosion die Festung. Die Kanonen, die das Luftschiff vom kühlen Himmel zu holen drohten, kippten weg, während Feuersäulen und schwarzer Rauch in die Höhe schossen. Wellington konnte feindliche Soldaten ausmachen, die zu fliehen versuchten, doch eine zweite Explosion ließ die Bastion erbeben und schleuderte Trümmer in alle Richtungen. Dann verschwand die Festung in einem Ball aus orangeroten Flammen und pechschwarzem Qualm, als hätte sich der Schlund der Hölle aufgetan. Das Luftschiff legte sich abermals zur Seite, um sich Sekunden später wieder aufzurichten. Durch das Bullauge betrachteten sie die eisige Landschaft der Antarktis, die gezeichnet war von einem Mahnmal der Zerstörung und des Todes.
    Wellington starrte Agentin Braun an, als sähe er sie zum ersten Mal. »Großer Gott, Frau. Sie sind ein Idiot!«

Kapitel 2
    In welchem unser furchtloser Hitzkopf Eliza D. Braun für ihre tollkühnen Taten geradestehen muss
    Eliza D. Braun hasste es, Fehler zu machen, aber sie wollte sich auch gewiss nicht vorwerfen lassen, ein Feigling zu sein. Als sie die vertraute Reihe von Lagerhäusern am Themseufer erreichte, überquerte sie hastig die Straße. Die Ungewissheit ist das Schlimmste daran, sagte sie sich. Bisher war sie überzeugt gewesen, ihr Gewissen schon vor Jahren abgelegt zu haben, doch die Ereignisse der letzten Woche hatten bewiesen, dass diese Annahme ein Irrtum war.
    Der nüchterne Schriftzug über der offenen Tür des ersten Lagerhauses verkündete: »Miggins Antiquitäten: Edelste Importe aus dem Empire.« Vollgepackte Karren rollten durch das große Tor zur Warenannahme, derweil Kunden und Angestellte den kleineren Eingang zum Verkaufsraum und zu den Büros benutzten. Unvermittelt überkam Eliza ein seltsames Frösteln, und sie zog ihren langen, maskulinen Tweedmantel fester um sich, als sie das Lagerhaus durch letztgenannten Eingang betrat.
    Wie jedes Mal schlug ihr zuerst der muffige Geruch von alten Kunstgegenständen entgegen. Sie schüttelte den Kopf und nieste wie eine Katze. Bei Gott, im Erdgeschoss war es immerzu staubig. Glücklicherweise hatte sie ihr Büro nicht hier unten. Warum musste sich das Ministerium ausgerechnet einen Antiquitätenimport als Fassade aussuchen? Warum konnte es keine Parfümerie oder Boutique sein?
    Oder eine Bäckerei. Das wäre himmlisch gewesen.
    Eliza nickte den Angestellten zu, die keine andere Wahl hatten, als hier unten zu schuften. Die Nasen tief in irgendwelchen Kontobüchern und Korrespondenzen, bemerkten sie den Gruß nicht einmal. Sie bemerkten ihn nie. Womöglich war genau das der Grund für die Wahl dieser Fassade.
    Eine kurze Treppenflucht führte zu den Büros der Agenten, und Eliza konnte, befreit vom staubigen Muff, endlich wieder durchatmen. Das Büro hinter der schweren Eichentür war zweckmäßig, aber durchaus freundlich. Zwölf lederbezogene Schreibtische, und wie immer wanderte Elizas Blick unwillkürlich zu dem einzigen, auf dem sich keine
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