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Bony und der Bumerang

Bony und der Bumerang

Titel: Bony und der Bumerang
Autoren: Arthur W. Upfield
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ihm, was sich ereignet hatte – nur wer der Vater des Kleinen war, verschwieg ich ihm. Den Doktor konnte ich überreden, den Tausch stillschweigend zu dulden, und damit gehörte das Baby mir. Mein Zustand besserte sich jetzt rasch, ich lebte auf. Wir tauften das Kind auf den Namen Ralph. Drei Wochen waren wie im Fluge vergangen, als ich eines Abends mit dem Baby im Garten war. Da kam König Henry und forderte das Kind. Er hatte erfahren, daß mein Kind gestorben war. Ich gab ihm Geld, doch nach einer Woche erschien er wieder und forderte mehr. Ich sah ihm deutlich an, daß er entschlossen war, mich für alle Zeiten zu erpressen. Ich grübelte Tag und Nacht, war bereits entschlossen, ihn selbst zu töten. Dann dachte ich an William Sinclair, der seine Schwester mehrmals besucht hatte. Ich schrieb ihm den Brief, den Sie kennen, Mr. Bonaparte. Drei Tage später erfuhr ich von Martha, daß König Henry geflohen sei, weil William Sinclair die Ehre seiner Schwester rächen wolle.«
    Kate reichte Little Lady das Glas Wasser, und sie nippte daran.
    »Jahr um Jahr ging ins Land, und ich fühlte mich langsam sicher«, fuhr sie fort, doch ihre Stimme klang müde und so leise, daß Bony seinen Stuhl näher heranrückte. »Ich freute mich über das Gedeihen unseres Kindes, und als Ralph schließlich ein junger Mann wurde, war ich überzeugt, daß Mary sich entweder im Namen des Vaters geirrt hatte, oder daß ihr Geist kurz vor dem Tod verwirrt war. Eines Tages erzählte mir Martha, daß König Henry zurückgekehrt sei. Kurz danach entdeckte ich im Garten einen Mann, der bei den Orangenbäumen arbeitete. Sie können sich meine Erleichterung vorstellen, als ich hörte, dieser Mann heiße Clair. Ich wußte sofort, daß es Sinclair war – der Beschützer meines Sohnes. König Henry ließ mir durch Martha ausrichten, daß er mich am Abend in der Nähe der Bootsanlegestelle zu sprechen wünsche. Ich schickte Martha zu Sinclair, damit er Bescheid wußte, und er ließ mir ausrichten, ich dürfe nicht hingehen. Doch um halb neun ging ich mit Martha hinunter. Sinclair war darüber sehr verärgert, und er hätte uns weggeschickt, wenn es nicht zu spät gewesen wäre. Er schob uns hinter einen Eukalyptusbaum, weil sich am Ufer Schritte näherten. Sinclair warf den Bumerang, der gegen einen harten Gegenstand prallte und in unserer Nähe zu Boden fiel. König Henry sprang Sinclair an und streckte ihn zu Boden. Sinclair war zwar kräftig, aber nicht so kräftig wie König Henry. Ich weiß nicht, wie alles kam, aber plötzlich stand ich neben ihnen, den Bumerang in der Hand. Trotz der Dunkelheit konnte ich erkennen, daß König Henry Sinclair die Kehle zudrückte. Ich sah deutlich, daß der Schwarze ihn töten wollte, und dann hätte niemand mehr Ralph und mich beschützt. König Henrys weißer Haarschopf leuchtete in der Finsternis; da schlug ich mit dem Bumerang zu.«
    Little Lady schwieg. Keiner der Anwesenden schien zu atmen.
    »Martha half Sinclair auf die Beine«, fuhr die Frau des Schafzüchters mit müder Stimme fort. »Er war fast bewußtlos und rang fürchterlich nach Atem. Schließlich beugte er sich über König Henry und fühlte den Puls. Dann packte er mich am Arm und führte uns rasch zum Gartentor. ›Ganz gleich, was geschieht – ich habe König Henry getötet‹, sagte er. ›Sie müssen für den Jungen sorgen. Aber nun sind Sie frei.‹«
    »Und dann kam das Gewitter«, murmelte Dugdale.
    »Als der Blitz zuckte, stand ich mit Martha vor dem Gartentor. Ich lief auf mein Zimmer, und als ich zu mir kam, merkte ich, daß ich den Bumerang immer noch in den Händen hielt.«
    »Du hast also Sinclair gewarnt, als er verhaftet werden sollte?« sagte Thornton leise.
    »Ja.« Die Stimme seiner Frau war nur noch ein kaum wahrnehmbares Flüstern. »Ich fürchtete, er könne doch noch die Wahrheit sagen. Aber ich habe ihn falsch eingeschätzt. Sinclair war ein Gentleman.« Sie preßte die Hand auf ihr Herz. »Bringt mich bitte auf mein Zimmer. Und Bony – holen Sie Ralph. Ganz rasch.«

 
     
12
     
    Die Sonne stand im Westen über den Sandhügeln, und es wurde merklich kühler. Ein leichter Südwind strich über die endlose Wasserwüste, die sich im Osten dehnte, und in der sich das Laub der Buchsbäume widerspiegelte, die in der überschwemmten Niederung standen. Die Flut hatte ihren Höchststand erreicht.
    Vier Meilen nordwestlich von Barrakee erhob sich ein steiler Sandhügel. Auf der dem Wasser zugekehrten Seite war in halber
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