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Bombenspiel

Bombenspiel

Titel: Bombenspiel
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Aus zwei Gründen.« Der Inder hatte beschlossen zu pokern. »Es ist mir egal, wer du in Wirklichkeit bist. Solang ich lebe, kann ich schweigen. Aber wenn ich tot bin, wird die Welt die Wahrheit erfahren.« Er verstummte, um seine Worte wirken zu lassen. Der andere rührte sich nicht.
    »Wie meinst du das?«, fragte Kalkoen schließlich.
    »Ganz einfach: eine Frage der Programmierung.« Raghu deutete auf den PC. »Ich bin nicht naiv. Die Wahrheit über dich ist so hinterlegt, dass sie morgen automatisch veröffentlicht wird.« Er machte eine bedeutungsvolle Pause. »Und nur ich allein kann das verhindern. Das ist der eine Grund.«
    »Und der andere?«
    »Die Bombe.«
    »Was ist damit?«
    »Nun, der Araber hat sie eingebaut. Und du wirst sie zünden.« Er machte eine Pause und betonte jedes Wort: »Mit der notwendigen Verzögerung, die dir erlauben wird, das Stadion vor der Explosion rechtzeitig zu verlassen. So habe ich es geplant. Wenn du verstehst, was ich meine!«
    Kalkoen nickte. Er hatte verstanden.
    »Die Bomben sind meine Lebensversicherung«, erklärte der Inder trotzdem. »Ich bin kein Anfänger. Wenn du mich erschießt, kann verdammt viel schiefgehen. Vielleicht schaffst du es dann nicht mehr lebendig aus dem Stadion, weil die Zündung zu früh erfolgt?«
    »Und woher weiß ich, dass du nicht bluffst?«
    »Das ist dein Risiko. Erschieß mich, und du wirst es herausfinden.«
    Kalkoen zischte wütend, steckte die Pistole ein und verließ den Raum.
    Raghunandan Rajah holte Luft und wandte sich wieder seinem Rechner zu. Es war an der Zeit, die Zündung vorzubereiten. So wie er es geplant hatte.
     
     

Tugelaschlucht
    Der Weiße, der sich in einem Jeep dem Canyon näherte, trug Safarikleidung und auf seinem Kopf saß eine Legionärsmütze, die bei Sonne das Dreitagebartgesicht beschattete. Alan Scott war mit Jeff van Rossen mehrmals zum Wandern im Royal Natal Nationalpark gewesen und kannte den Weg zur Tugelaschlucht.
    Er hatte Lindas erste SMS am Vortag gelesen und sich sofort auf den Weg gemacht. In ihrer zweiten Mitteilung hatte ihm Linda am Morgen das Ziel ihrer Wanderung mitgeteilt. Mit dem Jeep befuhr er routiniert den schmalen Pfad und war nur einmal irritiert stehen geblieben, als er geglaubt hatte, einen Schuss zu hören.
    Auch jetzt verharrte er und lauschte. Das Rauschen des Wassers war lauter geworden, nahm zu. Vor ihm, wo die Felsen sich teilten, lag der Eingang zur Schlucht. Dorthin wollte Linda mit diesem Paul Dhlomo wandern.
    Wirre Gedanken waren ihm durch den Kopf gegangen, seit er Olifants Goud verlassen hatte. Er hatte diesen seltsamen Arzt zum Flughafen nach Nelspruit gebracht, und sich überlegt, ebenfalls von dort über Johannesburg nach Durban zu fliegen. Dann, nachdem er von Lindas SMS über ihre Reisepläne informiert worden war, hatte er kurzfristig einen Flug nach Pietermaritzburg gebucht, von wo aus es nur halb so weit bis in die Drakensberge war.
    Die Information, die er von Jeff van Rossen, dem Besitzer von Olifants Goud bekommen hatte, war besorgniserregend gewesen und er wusste, dass es wichtig war, Linda so schnell wie möglich zu erreichen.
    Das Rauschen des Wassers war zu einem mächtigen Tosen angestiegen und nach der letzten Wegbiegung stand er dem reißenden Wildwasser des Hochwasser führenden Tugela gegenüber. Eine Minute später befand er sich am Eingang des Canyons. Von Linda, ihrer Freundin und dem Mann, mit dem sie sich getroffen hatte, fehlte jede Spur.
     
     

Oliviershoek Pass
    Mthetwa hatte nicht mehr die Zeit, Paul Dhlomo in den Drakensbergen aufzusuchen und ihm die Wahrheit über den Mann zu verraten, dem sie alle blind vertraut hatten. Von wegen, Kalkoen hatte mit dem ANC sympathisiert und war dafür sogar ins Gefängnis gewandert. Alles Lüge! Ebenso die Geschichte von seiner Freundin, dem Zulumädchen.
    Was stimmte, war die Tatsache, dass er sich in Kroonstad aufgehalten hatte, allerdings nicht als Gefangener, sondern als einer der brutalsten und am meisten gehassten Aufseher. Mthetwa hatte die Fotos gesehen und das Gesicht erkannt. Kalkoen hieß damals Andries van Wyk und hatte unter den Gefangenen den Ruf eines Sadisten und Folterknechts.
    Als die Apartheid kurz vor ihrem Ende gestanden war, hatte sich Andries van Wyk Gedanken über seine Zukunft gemacht und richtig kalkuliert, dass er eine neue Identität brauchte, um in einer Politik zu überleben, in der ehemalige Gefangene zu Helden und sogar zu Präsidenten wurden.
    Also vertauschte er in den Tagen,
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