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Bombenspiel

Bombenspiel

Titel: Bombenspiel
Autoren: Gmeiner-Verlag
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schmalen Wänden der Schlucht, langsamer floss und die ungebändigte Kraft des Hochwassers schon wieder eingebüßt hatte. Nur Geröll und Schlamm, entwurzelte Sträucher und niedergewälzte Vegetation zeugten noch von der Wasserkraft, die hier vor wenigen Minuten geherrscht hatte.
    Alans starker Arm umfasste Lindas Hand und zog sie zu sich heran, dann packte er sie mit beiden Händen und riss sie aus der tiefen Flussmitte in den flacheren Bereich. Linda kam unsanft auf die Beine und taumelte, von Alan gestützt, ans rettende Ufer.
    »Alles in Ordnung mit dir?« Besorgt streichelte er ihr nasses Gesicht.
    Linda nickte vor Kälte schlotternd und gab ihm einen zittrigen Kuss auf die Wange. Sie waren im Streit auseinandergegangen, doch das schien Lichtjahre her zu sein. Sie lag in den Armen des Mannes, den sie liebte, und nur das schien in diesem Augenblick zu zählen. Er erwiderte den Kuss und sie genoss das vertraute Gefühl, ließ es nicht zu, dass diese Berührung endete und vergrub ihre nassen Finger in seinen Haaren.
    Heulend vor Glück und bibbernd vor Kälte wärmte sie sich an ihm und dachte erst nach einigen Minuten daran, Karin das vereinbarte Zeichen zu geben.
    »Bist du einem Mann begegnet, einem Einheimischen, ohne Ohren?«
    »Nein«, antwortete Alan, »aber ich habe eine Leiche gefunden, dort drüben, am Fuß einer Kletterleiter.«
    Linda nickte. »Das ist Paul Dhlomo. Ich erzähle dir gleich alles. Karin ist noch in der Schlucht.«
    Sie riefen beide, damit es besser zu hören war, wie verabredet Karins Vor- und Zunamen und einige Minuten später lag auch sie erschöpft und frierend auf der verschlammten Sandbank am Ufer des Tugela.
    Alan suchte, während sich die Frauen im Jeep in Wolldecken wickelten und aufwärmten, nach Spuren von Paul Dhlomos Mörder, doch das Einzige, was er einige Meter flussabwärts am Ufer in einem Dornbusch fand, war eine Wollmütze.
    »Hast du eigentlich etwas über diesen Goldbäck herausgefunden?«, fragte Alan, als sie sich auf den Rückweg machten.
    »Nein. Ich hatte noch keine Gelegenheit, mit Babs zu telefonieren. Aber etwas anderes hat sich geklärt. Die kryptische SMS, weißt du noch: Hoffnung = Sub Africa. Oel? « Alan nickte. »Sie stammte von Leo Merheim. Wir wollten ihn in Kapstadt aufsuchen, jedoch war er da bereits tot. Ich vermute, dass er genau wie Henning Fries sterben musste, weil er zu viel wusste. Nur der Inhalt dieser SMS ist mir nach wie vor ein Rätsel.«
    »Vielleicht kann ich dir weiterhelfen. Ich habe Jeff van Rossen gebeten, sich die Worte mal durch den Kopf gehen zu lassen. Er hat sie mir auf Afrikaans und Zulu übersetzt. Eines ist mir aufgefallen. Du hast mir die Namen einiger Leute von der Stadionbaustelle genannt. Einer davon war uThembani, richtig?«
    »Ja«, bestätigte Linda, »uThembani Mthetwa. Der Sicherheitsingenieur. Was ist mit ihm?«
    »Nun«, dehnte Alan und betonte jedes Wort, »sein Name. uThembani bedeutet Hoffnung!«
    »Nein!«, entfuhr es Linda. uThembani = Sub Africa! »Wir müssen sehen, dass wir nach Durban kommen. Um halb neun ist das Spiel. Wenn der Sicherheitsingenieur Mitglied bei ›Sub Africa‹ ist, muss er aufgehalten werden.« Sie zerrte ihr Handy aus der Tasche. »Mist! Nass. Reagiert nicht. Hast du deines?«
    »Ja, aber wen willst du anrufen?«
    »Die Polizei!«
     
     

Moses-Mabhida-Stadion, Durban
    Das Spiel der Deutschen Nationalmannschaft im Moses-Mabhida-Stadion hatte begonnen. Die Vuvuzelas der Fußballfans röhrten unter dem gigantischen Membrandach, als die Trillerpfeife des Schiedsrichters ertönte und der Anstoß unter dem Scheitelpunkt des Skywalk erfolgte.
    »Wir schaffen es nicht mehr rechtzeitig!« Linda war verzweifelt.
    Sie hatte versucht, die Polizei zu informieren. Der genervte Beamte, der den Notruf entgegengenommen hatte, war offensichtlich überfordert oder hatte ihren Anruf für einen Scherz gehalten. Jedenfalls hatte er sich nicht so angehört, als ob er etwas unternehmen wollte.
    Wieder und wieder wählte Linda auf Alans Handy die Nummer von Constabler John Chuene, dessen Karte Karin in ihrer Tasche gefunden hatte. Doch was konnte der Constabler aus Capetown bewirken? Würde er ihren Verdacht ernst nehmen?
    »Wie weit noch?«
    »Zehn Kilometer.«
     
    Für uThembani Mthetwa war es kein Problem, in den VIP-Bereich zu gelangen. Zum einen kannte er seit der ersten Bauphase alle Wege in dem monströsen Bauwerk, zum anderen sicherten ihm seine schwarze Uniform und der Zugangscode in seinem Ausweis
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