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Bombenspiel

Bombenspiel

Titel: Bombenspiel
Autoren: Gmeiner-Verlag
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die Felskante und klammerten sich fest. Der Ast gab nach, als sie ihren Fuß abdrückte, und wurde von der Wassermasse mitgenommen. Wie eine gewaltige schwarze Wand raste die Hochwasserwelle auf sie zu, über einen Meter höher als der bisherige Wasserspiegel des Tugela.
    Sie schaffte es gerade noch, ihre Beine über den Felsvorsprung zu ziehen und sich an Karin festzuklammern, als das Rauschen und Rasen des donnernden Wassers an ihnen vorbeitoste.
     
     

Oliviershoek Pass
    Mthetwas Finger fühlten die harte Oberfläche des Steins, der aus dem grasigen Boden hervorragte. Seine Fingerspitzen kratzen die Kanten frei, schabten Boden und Graswurzeln weg und gruben sich in die trockene Erde, bis er den faustgroßen Brocken mit seiner Hand umschlossen hielt.
    Er wartete, bis sich der Araber wieder erhob, um sich erneut mit seiner ganzen Kraft auf ihn fallen zu lassen, dann wühlte er den Arm unter seinem Körper hervor und zertrümmerte mit dem Stein die Kniescheibe seines Gegners wie zerberstendes Glas.
    Der Araber jaulte auf vor Schmerz, sein Opfer nutzte die Schrecksekunde, um an den Griff des Schwerts zu gelangen, zog es unter seinem Leib hervor und schwang es so, dass es dem Araber den Oberarm fast komplett durchtrennte. Abdul schrie auf und sackte in sich zusammen, hellrotes Blut färbte den Sand zwischen den Grashalmen dunkelbraun. Der Zulu richtete sich auf und wälzte den schweren Körper Abduls, der auf ihm gelandet war, von sich herab. »Jetzt sollst du büßen, du Schwein!«, schrie uThembani Mthetwa.
    Ein zweiter Hieb seiner furchtbaren Waffe trennte dem Araber den Arm vom Rumpf. Jaulend wie ein Hund zappelte er im Sand, kreischend fand sein Schmerz den Weg aus seinem Körper, seine Füße stampften ins Leere, der heile Arm schlug wild um sich, doch der Zulu stand ohne sichtbare Regung auf.
    Zu viele Menschen hatte er schon sterben sehen. Er dachte an die Pfähle, die Shaka seinen Feinden noch im Angesicht ihres Todes ins Gedärm getrieben hatte.
    Er sah sich um. Der wie ein Speer geformte Ast, der dort am Boden lag, kam ihm für seinen Zweck wie gerufen. Er ignorierte die flehenden Augen seines Gegners und versah Minuten später seinen Schwertgriff mit einer weiteren Kerbe.
    Den Rest würden die Hyänen erledigen.
     
     

Tugelaschlucht
    »Verdammt, wir müssen hier raus!«, schrie Linda und versuchte, den Lärm des Wassers zu übertönen. Der Gedanke, hier in der Tugelaschlucht festzusitzen und nicht verhindern zu können, dass auf den Skywalk des Stadions Durban ein Anschlag verübt werden sollte, machte sie verrückt. Sie hatte den Eindruck, dass der Pegel des Wassers schon wieder sank, und doch schien es ihr zu riskant, von dem rettenden Felsvorsprung ins Flussbett zu springen und sich mit dem Wasser aus der Höhle treiben zu lassen. Der Gedanke war ihr vor wenigen Minuten gekommen, als ein dicht belaubter Busch an ihnen vorübergetrieben war. Wie groß war die Chance, auf diese Weise getarnt an dem Mann vorbeizukommen, der vielleicht noch immer am Eingang zur Schlucht auf sie wartete?
    Linda war eine gute Schwimmerin, sogar Taucherin mit internationalem Brevet, doch selbst ein Tauchgang im kalten dunklen Bodensee war nicht zu vergleichen mit einem Sprung in das eiskalte reißende Wildwasser des Tugela.
    Sie warteten weiter.
     

Durban
    Raghunandan Rajah saß vor seinem PC und ließ die Bilder auf dem Arbeitsschirm tanzen. Klickklickklick machte die Maus, als er eines nach dem anderen öffnete und plötzlich innehielt.
    Das faltige Truthahngesicht leuchtete ihm entgegen, zehn Jahr jünger vielleicht, Hautlappen und Tränensäcke etwas weniger stark ausgeprägt und teilweise im Schatten der Mütze verborgen, wie sie die Aufseher des Gefängnisses von Kroonstad zu jener Zeit trugen.
    Der Zulu hatte sich also nicht geirrt! Kalkoen war nicht der Mann, der er zu sein vorgab. Er war in Wirklichkeit einer der übelsten Rassisten, der seit dem Ende der Apartheid nicht mehr aufzufinden war. Wenn es Mthetwa gelungen war, die Hintergründe dieses Verschwindens aufzudecken, hatten sie Kalkoen in der Hand.
    Raghunandan Rajah fuhr herum, als er das kalte Metall an seiner Schläfe spürte. Er war zu sehr in den Anblick der Bilder vertieft gewesen, um den Luftzug zu spüren, als die Tür sich geräuschlos geöffnet hatte und der Mann hinter ihn getreten war.
    »Das war’s dann, Rajah! Du hast genug geschnüffelt!«, fauchte Kalkoen und der Inder wagte nicht, sich umzudrehen.
    »Du solltest nicht abdrücken, Kalkoen.
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