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Bombenbrut

Bombenbrut

Titel: Bombenbrut
Autoren: Erich Schütz
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Keller gekommen war, will er später, ohne Herbert kopieren. Jovial legt er seinen Arm um Stengele und schiebt ihn aus dem abhörsicheren Raum zum Aufzug. »Komm, lass uns hochfahren, wir haben noch einiges zu besprechen«, fordert er ihn freundschaftlich auf.
    Stengele nickt zustimmend und steigt als Erster in den Aufzug. Das Gebäude hat offiziell nur drei Stockwerke, aber oben, über dem dritten Stock, hat sich Schwanke auf dem Dach ein Chefzimmer in einer Art gläsernem Penthouse eingerichtet. Der Fahrstuhl führt direkt in das Chefzimmer.
     
    Der Aufzug ist für vier Personen gebaut, wobei Schwanke, mit seinem riesigen Bauch, Platz für zwei beansprucht. Die Enge und zwangsläufige körperliche Nähe ist für die beiden alten Bekannten kein Problem, bis der Aufzug plötzlich im ersten Stock stoppt. Die Tür geht auf, vor ihnen steht Verena, die frischgebackene Witwe.
    Sie hat sich modisch schnell umgestellt. Ihre brünetten Locken fallen über ein schwarzes Kleid, das figurbewusst betont, dass sie auch als Witwe noch überaus weibliche Reize zu bieten hat. Ihr Make-up gibt ihr einen blässlichen Teint, ihre Lippen sind, dem Anlass angepasst, ausnahmsweise nicht grell-, sondern bordeauxrot geschminkt, ihre Augen schwarz umrandet.
    Hüftabwärts allerdings scheint sie ihre neue Rolle noch nicht verinnerlicht zu haben. Der Rock reicht knapp über ihre festen Pobacken, die Netzstrümpfe sind weitmaschig genäht und blau, während ihre hochhackigen High Heels in knalligem Rot kreischen.
    Die beiden Männer schauen Verena überrascht an, danach sich gegenseitig ratlos.
    »Freunde, ihr könnt mich jetzt nicht im Stich lassen«, appelliert Verena Kluge lautstark, »ich bin total überfordert.« Dabei drückt sie sich hemmungslos in den engen Fahrstuhl, verschafft sich Platz vor Herbert Stengele, verstreut den plumpen Duft ihres süßlichen Parfums und blickt den beiden Männern provokant ins Gesicht.
    »Meine liebe Verena«, beschwichtigt Schwanke in leisem Ton, »wir sind immer für dich da, das ist doch klar, Matthias war unser Freund, und du gehörst zu uns, wie zu einer Familie. Auch nach diesem schrecklichen Unglück.«
    »Unglück! Unglück?«, schreit Verena schrill, »Mord ist Mord! Das ist kein Unglück, das ist in eurem Sprachgebrauch vielleicht ein Betriebsunfall! Ein Ergebnis eurer Arbeit in diesem unmenschlichen Business.«
    Herbert Stengele schaut unsicher zu ihr. Gunther Schwanke schiebt lächelnd seine für seinen Bauchumfang viel zu kurzen Arme nach vorn, um Verena zu umarmen.
    Sie haucht ihm zwei Küsschen, eines rechts eines links, auf die Wange, um sofort schrill fortzufahren: »Da könnt ihr euch nicht einfach aus der Verantwortung stehlen, ich habe der Polizei gesagt, dass der Mord nur mit seinem Job zusammenhängen kann. Wer hätte ihm denn sonst so etwas antun wollen?«
    Herbert Stengeles Muskeln in der rechten Wange beginnen nervös zu zucken, doch er beißt standhaft die Zähne zusammen und malmt dabei seinen Unter-gegen den Oberkiefer, während er hilflos zu seinem Chef schaut. Für ihn selbst ist der Moment unerträglich. Am liebsten würde er Verena in seine Arme nehmen, so wie es eben Schwanke tat. Doch er steht unbeholfen neben den zweien, weiß nicht, wohin mit sich und seinen Händen, ist sich unsicher, wie er ihr begegnen soll. Er denkt noch immer, dass sie ihn in den Studententagen verlassen hat, weil Matthias immer Geld hatte, und er nicht. Scheu schaut er zu ihr, begierig saugt er ihren süßlichen Parfumduft ein, bald wird er reich sein!
    Sie begegnet seinem schmachtenden Blick cool und faucht böse: »Du, du hast die ganze Scheiße zu verantworten, dein ewiges Getue um dein Teleskop. Seit hundert Jahren hast du nichts anderes im Kopf. Das ist der Grund. Dieser Spiegel, um den es Matthias seit Wochen ging.« Sie schnappt nach Luft, ringt nach Atem, zerrt an ihrem viel zu tief ausgeschnittenem Dekolleté. Ein Knopf löst sich und springt von ihrem engen Kleid ab. Daraufhin lässt sie einen verzweifelten Schrei los.
    Gunther Schwanke lächelt still vor sich hin. Herbert Stengele ist aufgebracht. Er will Verena zur Hand gehen, er will den Knopf aufheben, will sich bücken, aber es ist zu eng in dem kleinen Fahrstuhl. Er stößt mit seinem Kopf an ihre pralle Brust und hält, damit er nicht stürzt, sich schnell mit beiden Händen an ihren breiten Hüften fest. Schließlich bricht er sein Unterfangen wieder ab und steht mit hochrotem Kopf vor ihr.
    Sie stöhnt genervt. »Herbert, du,
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