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Boeser Traum

Boeser Traum

Titel: Boeser Traum
Autoren: Birgit Schlieper
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Vorschlags. Ihr ist nicht nach Lachen. Sie schüttelt nur müde den Kopf.
    Â»Fällt dir was Besseres ein?« Emilia klingt nicht beleidigt. Eher verzweifelt.
    Â»Ehrlich gesagt, nein. Ich habe wirklich alles versucht. Ich habe ihnen alles versprochen, was ich nur versprechen kann. Dass ich ab sofort wieder mittwochs in diesen französischen Konversationskursus gehe, dass ich auch in Physik und Chemie mehr machen würde. Dass ich mein Zimmer immer aufräume und sogar selber putze. Es hat nichts geändert.«
    Â»Ich rede mit deiner Mutter. Ich glaube, sie hat einfach keine Ahnung, was sie dir antut. Was sie uns antut.«
    Bei den letzten Worten war Emilia aufgestanden und hatte sich ihre Jeansjacke geschnappt. »Komm. Auf was wartest du?«
    Scheppernd holt sie ihr Rad aus dem Keller. »Setz dich hinten drauf«, befiehlt sie Charlotta. Emilia hat es eilig. Kräftig tritt sie in die Pedalen. Sie will das jetzt klären. Sie will von Claudine Brandt hören, dass sie es sich anders überlegt haben. Dass sie nicht geahnt hätten, wie sehr Charlotta darunter leiden würde.
    Â»Ich muss mir dir reden«, sagt Emilia direkt, als Charlottas Mutter die Haustür öffnet. Ihre Stimme sollte nur fest klingen, doch ein Beben schwingt mit.
    Claudine Brandt staunt, kaut langsam weiter. »Wir machen gerade eine kleine Brotzeit. Kommt doch rein.«
    Sie geht vor ins Esszimmer, wo Niklas am Tisch sitzt und ein Leberwurstbrot mümmelt.
    Â»Ich habe keinen Hunger. Danke«, lehnt Emilia ab. Charlotta ist im Türrahmen stehen geblieben. Ihr Blick klebt am Boden.
    Â»Charlotta kann nicht in dieses Internat. Ihr könnt uns nicht trennen. Das geht einfach nicht«, sagt Emilia nachdrücklich. Es wäre ihr jetzt lieber, sie würde Claudine Brandt nicht duzen. Aber vor einigen Jahren haben die Eltern beschlossen, dass dieses Tante-und-Onkel-Getue nicht zu Teenagern passe. Sie dürfen die Eltern der Freundin jetzt duzen. Eigentlich fanden die Mädchen das cool. Jetzt hätte Emilia lieber mehr Distanz. Sie würde bestimmter auftreten können, wenn sie in diesem Haus nicht auch fast zu Hause wäre.
    Claudine Brandt ringt die Hände. »Wir wissen, dass das für euch schwer wird. Aber es ist nur für ein Jahr. Und irgendwann müsst ihr sowieso mal getrennte Wege gehen. Das ist doch nicht gleich das Ende eurer Freundschaft. Euch können doch ein paar Hundert Kilometer nichts anhaben«, sagt sie einfühlsam.
    Â»Du hast keine Ahnung. Ich habe das Gefühl, als wolltet ihr mir den linken Arm abhaken«, brüllt Emilia plötzlich. Sie ist selber erschrocken über die Wucht und Lautstärke ihrer Worte. Niklas zuckt zusammen. So kennt er die Freundin seiner Schwester nicht. Ist das die Emilia, die stundenlang mit ihm Lego baut? Mit der er so gerne Verstecken spielt? Charlotta geht von hinten auf ihre Freundin zu, legt ihre Hand ganz leicht auf deren Schulter.
    Emilia fährt herum. »Charlotta, verstehst du nicht? Die denken, wir zicken jetzt nur ein bisschen rum. Die wissen nicht, wie sich das anfühlt.«
    Emilia wendet sich ab. Sie kann den Blick Charlottas einfach nicht mehr ertragen. Diesen schwimmenden Blick, diese Müdigkeit und Trauer. Dann dreht sie sich wortlos um und geht. Sie fährt nicht direkt nach Hause. Sie fährt einfach los, muss sich bewegen, muss das Gefühl haben, irgendetwas zu tun.

A wie alleine
    E in Kribbeln liegt in der Luft, schwirrt durch die Schulflure. Nur noch wenige Tage bis zu den Sommerferien. Charlotta und Emilia erleben die Zeit wie in Trance. Sie reden nicht über das eine Thema. Charlotta wartet und Emilia zerbricht sich das Hirn. Sie kennen ihre Rollen.
    Â»Ihr beide könnt den Autoführerschein nur zusammen bestehen«, hatte Dagmar, Emilias Mutter, mal lachend erklärt. »Charlotta bremst und Emilia gibt Gas.«
    Was Emilia immer zu viel will, verlangt Charlotta zu wenig. So war es schon immer. Jetzt wollen beide dasselbe, und Emilia weiß, sie ist diejenige, die den Weg finden muss.
    Â»Da bist du ja. Ich habe gerade mit Claudine telefoniert. Brandts kommen am Freitag zum Grillen. Wir wollen die großen Ferien einläuten.« Gut gelaunt kommt Dagmar Engels ihrer Tochter entgegen.
    Die wirft ihre Tasche unter die Garderobe und zuckt nur mit den Schultern. »Ich wollte Freitagabend eigentlich ins Kino.«
    Â»Bei dem Wetter?« Dagmar Engels guckt ihre Tochter fragend an.
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