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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel
Autoren: Timothy Carter
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entgegnete Fon Pyre. »Für mich stellt er keine Gefahr dar.«
    »Das werden wir ja noch sehen«, fauchte Hammond, richtete sich blitzschnell auf und machte einen Satz auf Fon Pyre zu.
    Der Dämon streckte die Hand aus, fing den gefallenen Engel ab und hob ihn hoch. Betont gelangweilt gähnte er.
    »Du würdest mir nicht den Gefallen tun«, meinte er zu mir, »und deine Anweisung, dass ich niemanden verletzen darf, zurücknehmen, oder?«
    »Nein«, antwortete ich.
    »Mist!«, sagte Fon Pyre und schleuderte Hammond zurück auf die Pritsche, als wäre es eine seiner leichtesten Übungen. »Wenn ich dich hier rausholen soll, müsstest du mir aber wenigstens erlauben, dass ich den Cops da oben ordentlich eine verpassen darf. Wenn wir vorne rauswollen, führt nämlich kein Weg an ihnen vorbei.«
    »Gibt es auch einen Hinterausgang?«, erkundigte sich Chester.
    »Ja«, gab Fon Pyre zurück. »Aber das Problem bleibt dasselbe. Oben wimmelt es nur so von Uniformträgern. Wenn du also nicht zufällig weißt, wie du uns per Magie an einen anderen Ort transportieren kannst, solltest du mir grünes Licht geben, damit ich wenigstens einer Handvoll Polizisten eins überbraten kann.«
    Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn aber gleich wieder. Als ich mir Fon Pyres Worte noch mal gründlich durch den Kopf gehen ließ, kam mir eine Idee. Nein, es war mehr als eine Idee. Ein Plan.
    Ein gefährlicher Plan. Ein verrückter Plan. Wenn er jedoch funktionierte …
    »Komm schon, Stu«, drängte Chester mich. »Gib deinem Dämon die Lizenz zum Prügeln, damit wir endlich von hier wegkommen.«
    »Nein«, sagte ich mit einem Lächeln.
    »Nein?«, fragte Chester.
    »Nein?«, wiederholte Fon Pyre. »Es ist ganz toll, dass du so anständig bist und dass du Gewalt verabscheust. Aber wenn du ausbrechen möchtest, dann …«
    »Wir werden nicht ausbrechen«, unterbrach ich ihn. »Wir werden uns zu Mr. Brightly bringen lassen.«
    »Stu!«, rief Chester.
    »Spinnst du jetzt vollkommen?«, meinte Fon Pyre.
    »Vielleicht«, entgegnete ich. »Ich habe einen Plan, Fon Pyre. Wenn er funktioniert, sind wir die Engel und die Dämonen auf einen Schlag los.«
    »Und was, wenn er nicht funktioniert?«, fragte Fon Pyre.
    »Dann sind wir tot«, antwortete ich knapp. »Und jetzt erzähle ich euch, was ich vorhabe …«

 
     
     
     
     
     
     

     
     
    Freitagnachmittag um halb vier wurden wir entlassen und in die Obhut unserer Mütter gegeben. Sie waren gemeinsam mit dem Pick-up von Chesters Mom gekommen – genau dieses Auto hatte ich wegfahren sehen, nachdem der Ziegelstein in unserem Wohnzimmerfenster gelandet war. Ich fragte mich, ob Chesters Mutter überhaupt wusste, dass ihr Auto für Randale benutzt worden war, entschied aber, das Thema nicht anzuschneiden.
    Nachdem unsere Mütter die Kaution entrichtet hatten, führten sie uns zum Wagen. Abgesehen von »Los, beweg dich!« und »Rein mit dir!« sprachen die beiden keinen Ton mit uns. Ich vermutete, dass sie sich die Standpauke aufsparen würden, bis wir auf dem Highway waren, Chester blickte so nervös drein, dass ich dachte, er könne sich jeden Moment übergeben. In erster Linie machte ich mir jedoch Sorgen darüber, was geschehen würde, wenn wir Ice Lake erreichten. Was hatte Mr. Brightly wohl mit uns vor? Und würde mein verzweifelter Plan aufgehen?
    Immerhin war Mr. Brightly nicht persönlich erschienen, um uns in Empfang zu nehmen. Mit seiner Gabe, Gedanken zu lesen, hätte er im Nu herausgefunden, was ich vorhatte. Sowohl Fon Pyre als auch Hammond hatten mir zahlreiche Tipps mit auf den Weg gegeben, wie ich verhindern konnte, dass der Engel in meinen Geist eindrang, aber keiner davon garantierte mir hundertprozentigen Schutz. Fon Pyre hatte vorgeschlagen, meinen Verstand mit zusammenhangslosen Bildern zu füllen, damit Brightly nicht entscheiden könne, worauf er sich konzentrieren solle. Hammond meinte, ich solle an nichts denken, denn so könne der Engel auch nichts entdecken. Kurzfristig würden beide Strategien sicher funktionieren. Sobald ich dem Einfluss des Engels jedoch länger ausgesetzt wäre, gäbe es nichts, das mich beschützen würde. Früher oder später würde sich ein Gedanke einschleichen, der mich verriet.
    Fon Pyre hätte mich zwar gegen Brightly abschirmen können, aber der Engel hätte seine Gegenwart zu schnell gewittert. Davon abgesehen hatte ich dem Dämon eine andere Aufgabe gegeben. Ich betete, dass er es rechtzeitig schaffte. Und natürlich, dass
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