Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel
Autoren: Timothy Carter
Vom Netzwerk:
alles klappte.
    »Ich hoffe, ihr zwei habt die Zeit im Gefängnis genutzt, um zu beten und einmal gründlich in euch zu gehen«, sagte Chesters Mom, als wir gerade auf den Highway eingebogen waren. »Immerhin habt ihr eine Menge Schuld auf euch geladen.«
    »Das haben wir, ehrlich«, gab Chester kleinlaut zurück. »Ich werde nie wieder ein Polizeiauto stehlen.«
    »Das meine ich nicht, und das weißt du genau«, erwiderte seine Mom.
    »Ach wirklich?«, sagte ich. »Einen Polizeiwagen zu klauen ist also nicht so schlimm, wie sich einen runterzuholen?«
    »Stuart!«, rief meine Mutter. »Es gibt keinen Grund, sich so vulgär auszudrücken und sich derart aufzuführen.«
    »Das kommt darauf an«, antwortete ich, »was mit uns geschieht, wenn wir nach Hause kommen.«
    »Ihr werdet eure gerechte Strafe bekommen«, erklärte Mom.
    »Das haben wir uns schon gedacht«, entgegnete ich. »Von welcher Art Bestrafung sprechen wir denn?«
    »Eine, die euren Vergehen angemessen ist«, meinte Chesters Mom und klang dabei in meinen Ohren so, als wäre sie nicht sonderlich überzeugt.
    »Sie klingen nicht sonderlich überzeugt«, sagte ich. »Sind Sie wirklich der Meinung, dass Ihr Sohn und ich verdienen, was Mr. Brightly sich für uns überlegt hat?«
    »Nun …«, setzte sie an, hielt inne und hüllte sich in ein langes Schweigen. Eines, das neue Hoffnungen in mir weckte.
    »Ja, das sind wir«, schaltete meine Mom sich ein, womit sie mir gleich wieder den Wind aus den Segeln nahm. »Wir wollen nicht vergessen, dass du den Stein erst ins Rollen gebracht hast.«
    Ich hätte darauf hinweisen können, dass Mr. Brightly hinter der ganzen Hysterie steckte, aber welchen Zweck hätte das gehabt? Und bei genauer Betrachtung war eigentlich mein Bruder an allem schuld, weil er mich verpetzt hatte. Doch auch das behielt ich für mich – es hätte nichts genutzt, es auszusprechen.
    »Ist Dad sehr wütend?«, fragte Chester.
    »Das ist nur eine Frage der Zeit«, antwortete seine Mutter. »Ich habe nämlich seine Kreditkarte benutzt, um die Kaution zu bezahlen.«
    »Das hast du getan?«, meinte Chester und wirkte beinahe erfreut.
    »Geschieht ihm recht«, sagte sie. »Hätte er dich nicht vor die Tür gesetzt, wäre dein Vergehen eine Familienangelegenheit geblieben. Dann wärst du nie bei … ihm gelandet.« Sie warf mir einen bitterbösen Blick zu.
    »Sie sprechen hier über meinen Sohn, vergessen Sie das bitte nicht«, wies meine Mom sie zurecht. Ich strahlte innerlich. Das ließ mich sogar beinahe vergessen, was sie in Mr. Brightlys Apartment mit mir vorgehabt hatte. Aber eben nur beinahe.
    Zwanzig Minuten später fuhren wir auf den Parkplatz der Kirche. Im Wender’s Park hinter der Kirche wimmelte es von Menschen. Es schien, als hätte sich die gesamte Stadt versammelt, um sich die Show anzusehen. Und dass es eine Show werden würde, war deutlich zu erkennen: In der Mitte der Wiese war eine Bühne aufgebaut worden, um die die Zuschauer im Gras saßen.
    Ich wusste nicht, um was für ein Spektakel es sich handelte, aber mich plagte das ungute Gefühl, dass ich die Hauptattraktion dabei war.
    »Kommt mit«, befahl meine Mom, als wir ausstiegen. »Die anderen warten schon.«
    Einen Moment lang spielte ich mit dem Gedanken wegzulaufen. Das wäre zwar feige, aber Tapferkeit hatte sich in letzter Zeit ohnehin nicht sonderlich ausgezahlt. Wenn ich jedoch weglief, würde mein Plan nicht aufgehen. Damit würde ich zwar meine eigene Haut retten, aber zwei Städte ihren gestörten gefallenen Engeln überlassen. Ich hatte die Möglichkeit, sie aufzuhalten, und ich musste sie nutzen.
    Die Tatsache, dass Officer Harpur uns mit gezückter Dienstwaffe in Empfang nahm, hatte meine heldenhafte Entscheidung natürlich überhaupt nicht beeinflusst. Na ja, vielleicht ein bisschen.
    »Meine Damen«, begrüßte er unsere Mütter und lüpfte den Hut, ehe er Chester und mich ins Visier nahm. »Wo ist mein Wagen?«, knurrte er.
    »Wir … äh«, setzte Chester an.
    »Ich habe ihn zu Schrott gefahren«, schaltete ich mich ein. »Als ich auf der Flucht vor der Highway-Polizei war.«
    Chester warf mir einen verdutzten und zugleich dankbaren Blick zu.
    »Du hast was?«, entfuhr es Harpur.
    »Aber keine Sorge, mir geht es gut«, antwortete ich.
    »Fragt sich nur, wie lange noch«, erwiderte er. »Hier entlang. Bewegt euch.«
    Der Officer führte uns um die Menge herum zur Bühne. Daneben entdeckte ich die anderen Mitglieder unserer Jugendgruppe. Und natürlich Mr.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher