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Böser Bruder, toter Bruder

Böser Bruder, toter Bruder

Titel: Böser Bruder, toter Bruder
Autoren: Narinder Dhami
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atemlos. »Ist es jemand, de n … den wir kennen?«
    Mein Verdacht kann unmöglich wahr sein.
    Es gibt so viele Gründe, die dagegen sprechen.
    Und doc h …
    »Mann, Mia!« Bree hat angefangen zu schluchzen und kämpft sich weiter auf den Ausgang zu. »Ich weiß doch auch nichts! Hier schwirren überall SMS und Anrufe herum, aber ich hab keine Ahnung, welche Infos stimmen. Eben hat jemand gesagt, er sei im Anbau. Angeblich trägt er eine Maske. Vielleicht ist es ein Schüler. Keiner weiß was Genaues.«
    »Irgendjemand muss es wissen!«, schreie ich über den Lärm hinweg. Mein Gesicht ist nass, ich weine also auch.
    Und dann kann ich nicht mehr weitersprechen. Ich habe solche Angst. Und gleichzeitig bin ich unglaublich wütend. Ich will wissen, was los ist, aber niemand sagt es mir. Ich bin so wütend, dass ich jemanden verprügeln könnte. Wenn Kat Randall jetzt vor mir stünde, würde ich zuschlagen. Aber leider ist sie nicht hier.
    Sie ist im Nebengebäude.
    Jamie auch?
    Es ist völlig unmöglich, dass Jamie der Typ mit der Waffe ist. Aber andererseits erinnere ich mich an ein paar Vorfälle aus der Vergangenheit. Finstere und unheimliche Vorfälle, bei denen Jamie eine Rolle spielte.
    Bree sagt auch nichts mehr. Sie wirft sich mit aller Kraft ins Gedränge, um sich mit der Masse durch den Notausgang zu zwängen.
    Sie geht vermutlich davon aus, dass ich ihr folg e – tue ich aber nicht. Stattdessen presse ich mich gegen die Wand, um nicht vom Strom der Leute mitgerissen zu werden. Langsam, aber sicher schiebe ich mich in die entgegengesetzte Richtung, weg vom Notausgang.
    Keiner bemerkt mich, auch nicht die Lehrer. Der Flur ist gerammelt voll mit drängelnden, schubsenden, kreischenden Gestalten. Eine einzige Masse blinder Angst, und alle sind gleich, ob Schüler oder Lehrer. Niemand versucht, cool zu sein, wenn er dem Tod jeden Moment ins Auge sehen könnte.
    Während ich mich an der Wand entlang weiterarbeite und an der offenen Tür unserer Klasse vorbeikomme, dreht sich alles in meinem Kopf, als wäre ich seekrank.
    Ich habe es so satt!
    Ich werde alle wachrütteln . Auch Mum.
    Jetzt ist endgültig Schluss .
    Was hat er damit gemeint? Ich muss unbedingt herausfinden, was hier vor sich geht. Mein Leben hängt davon a b – und vielleicht auch das Leben anderer.
    Der Menschenstrom ist schier endlos, und mit einem Mal habe ich keine Kraft mehr, dagegen anzukämpfen. Als ich mit dem Rücken gegen den Türknauf der Abstellkammer stoße, taste ich hinter mich, drehe ihn und schaffe es, die Tür gerade weit genug aufzumachen, um hindurchzuschlüpfen.
    Erleichtert ziehe ich die Tür hinter mir zu. Die hysterischen Schreie und das Getrampel dringen jetzt nur noch gedämpft zu mir durch. In dieser relativen Stille versuche ich, meine wirren Gedanken zu ordnen. Sicher hat jemand gesehen, wie ich weggeschlichen bin. Mit klopfendem Herzen warte ich, dass einer nach mir ruft und die Tür aufreißt, aber nichts geschieht.
    Meine Beine zittern, als ich mir einen Weg zu dem winzigen Fenster bahne, um hinauszusehen.
    Von hier oben habe ich einen guten Blick über den Schulhof und den Parkplatz. Ich entdecke meine Klassenkameraden mit Bree, die, offensichtlich im Schockzustand, alle dicht beieinanderbleiben. Sie weinen und schreien und selbst die arrogantesten Großmäuler unter den Jungs halten sich aneinander fest.
    Jamie ist nicht unter ihnen.
    Ich sehe nach links, zum Nebengebäude. Auch dort strömen immer noch Schüler aus den Seitentüren, wo die Lehrer stehen und sie zu einzelnen Sammelstellen auf dem Parkplatz lotsen. Ich strenge meine Augen an, blinzele in der grellen Wintersonne und suche verzweifelt nach Jamie.
    Beim Nebengebäude ist er auch nicht. Es fehlen noch alle Schüler aus Kat Randalls Klasse, der 9 d, inklusive der Klassenlehrerin Mr s Lucas. Während ich dastehe und hoffe, dass sie doch noch auftauchen, höre ich die Sirenen der Polizeiwagen, die sich unserer Schule nähern.
    Erschöpft lasse ich mich auf einen Stapel Bücher niede r – lauter Macbeth -Ausgaben. Ich habe keine Ahnung, warum ich nicht mit den anderen geflüchtet bin oder was ich jetzt tun soll. Ich weiß nicht, wo Jamie steckt und ob er wirklich der Typ mit der Knarre ist.
    Allein der Gedanke ist doch völlig verrückt, sage ich mir. Er kann es nicht sein.
    Aber wenn nicht, wieso bin ich dann noch hier? Warum laufe ich nicht mit Bree davon und bringe mich in Sicherheit?
    Ich vergrabe das Gesicht in den Händen, als ich mir endlich die
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