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Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Titel: Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika
Autoren: Barbara Brühwiler
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ausgesprochen für Häuser interessieren, können wir uns nach einigen Besichtigungen nicht mehr genau erinnern: Hatte das dritte eine Gästetoilette? Und wieviele Garagen?
    Abends sind wir todmüde, was sich am ersten Tag aber auch noch dem Flug zurechnen lässt.
    Am nächsten Morgen schreiben wir das trübe Licht zuerst den dunkelblauen Vorhängen in unserer Bed&Breakfast-Pension zu, doch es regnet schon wieder. Ist das nun der südafrikanische Sommer? Falls ja, müssten wir unseren Entscheid wohl nochmals überdenken!
    Wegen des Wetters ziehe ich Turnschuhe statt Sandalen an, was sich bald als vorteilhaft herausstellt: Der nächste Makler, Ockert, kutschiert uns mit einem dieser afrikanischen Safari-Jeeps herum, an denen hinten eine Leiter befestigt ist. Die Passagiere müssen geländegängig sein, um überhaupt hineinklettern zu können. Ein Bergsteiger-Brevet ist von Vorteil.
    Die folgenden Tage verbringen wir in den Autos verschiedener Makler und in rund 30 Häusern, die wir besichtigen. Mittlerweile haben wir Übung im Beurteilen einer Liegenschaft: Die Häuser sind meis-tens okay. Ausschlaggebend ist der Garten: Wir wünschen uns eine grosse gedeckte Terrasse und eine Wiese, die Platz für ein wenig Fussballspielen bietet. Zu sehen kriegen wir oft Gebäude mit riesigen, hotelähnlichen Vorfahrten – dafür fehlt dann hinter dem Haus der Auslauf. Der Garten besteht praktisch aus dem Swimming Pool, und auch der muss oft aus Platzmangel auf die Ausmasse eines durchschnittlichen mitteleuropäischen Kinderbades beschränkt werden. Unsere Prioritäten sind aber klar: Wir möchten mehr Raum für die Kinder als für die Autos!
    Wie verhältnismässig bescheiden die Liegenschaften in den südafrikanischen Estates sind, lernen wir an unserem dritten Abend in Südafrika: Wir sind bei Lukas’ Vorgänger eingeladen, dem scheidenden Chef von KehlTech Johannesburg. Er bewohnt mit seiner Familie ein Grundstück mit den Ausmassen eines Boutique-Hotels. Dieses Resort - denn anders kann das Haus mit riesigem Swimming Pool, Tennisplatz, himmelhohen Bäumen und Ententeich nicht genannt werden - befindet sich in Bryanston, einer der northern suburbs von Johannesburg. In der selben Strasse erspähen wir weitere Villen der selben Klasse, alle hinter hohen Mauern mit Stacheldraht und Alarmanlagen verborgen. Auf Schildern warnt man nicht vor dem Hund, sondern vor „ armed response “, sinngemäss übersetzt mit: „wir reagieren mit Waffen“. Und ein kleineres Schild weist auf die Lebensgefahr beim Berühren des elektrischen Drahts hin. Auf unser wissendes Lächeln von wegen „da besteht doch nicht wirklich Lebensgefahr“ ernten wir blankes Unverständnis: Natürlich ist die Stromdosis hoch genug, um einen Menschen auszuschalten! Schluck.
    Unsere Gastgeber Carmen und Urs stellen uns nach der Begrüssung ihren Kindern und ihrer maid vor. Das ist in Südafrika die Hausangestellte, die je nach Wunsch und Bedürfnis Haushälterin, nanny , Putzfrau und Mädchen-für-alles in sich vereint.
    Dann kommen wir in den Genuss einer Hausführung, die nur wirklich fitte Menschen bewältigen können, denn sie umfasst mehrere Kilometer Treppen steigen und circa eine Marathonlänge an Gängen und Repräsentationsräumen. Nach dem Billardzimmer erreichen wir die Bar und kommen dort zur allgemeinen Erleichterung zu einem Halt.
    Mit einem Glas südafrikanischen Weisswein in der Hand werden wir auf eine der Terrassen komplimentiert und versinken dort gemütlich in den Polstern eines Sofas. Der afrikanische Himmel bietet eine tolle Sonnenuntergangs-Show, da es gerade mal für fünf Minuten nicht regnet. Urs und Carmen sind beide Schweizer, etwas älter als wir, und nach langen Jahren in Südafrika ziehen sie nun in die alte Heimat zurück. Sie erzählen von ihren Erfahrungen in Südafrika, vom Job, von den Schulen, und ich fühle mich gemütlich-schläfrig nach einem langen Tag auf Haussuche. Ich lehne mich zurück und höre einfach zu, ehrlich gesagt manchmal auch nicht.
    Lange dauert meine Auszeit aber nicht, denn Carmen hat noch Pläne für mich: „Unsere Maid braucht einen Job, wenn wir bald Südafrika verlassen. Sie arbeitet seit zehn Jahren bei uns und ist super. Möchtet Ihr sie übernehmen? Möchtest Du gleich ein Vorstellungsgespräch mit ihr führen?“
    „Ja, nein, äh, natürlich ja. Also wir möchten schon eine Maid“, stottere ich, abrupt aus meinem Dösen aufgeschreckt, und wende mich hilfesuchend an meinen Mann. In meinem
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