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Bodycheck (German Edition)

Bodycheck (German Edition)

Titel: Bodycheck (German Edition)
Autoren: Rolf Redlin
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zum Ort hinaus. Zweihundert Meter weiter begann der Wald, und die Straße verschwand in tiefem Dunkel. Am Waldrand stand eine Bank.
    «Setzen wir uns einen Moment hin?»
    «Gern.»
    «Warum sind Männer wie du immer schwul?»
    Manfred lachte: «Das hab ich heute schon mal gehört, nur umgekehrt. Dass Männer wie ich immer hetero sind.»
    Verena kicherte leise.
    «War ein Spruch von einem tuntigen Kunden, den ich heute beliefert habe. Der hat mich vielleicht angeschmachtet!»
    «Na, für einen Mann bist du ziemlich attraktiv. Und ich habe viele Männer gesehen. Das kannst du mir glauben.»
    «Wann bist du in den Westen gegangen?»
    «Neunzig im Januar. Ich hatte den Kopf voller Flausen. Der versprochene Hoteljob in Frankfurt platzte. Stattdessen bin ich anschaffen gegangen.»
    «Hat man dich gezwungen?»
    «Nein, es war so ein gut aussehender Kerl wie du. Ich hab ihn geliebt. Und er hat mich ausgenutzt. Diese Typen finden immer wieder ein dummes Schaf, das darauf reinfällt.»
    Verena lehnte sich an Manfreds Schulter. Wie anlehnungsbedürftig diese äußerlich so resolute Frau war! Leise sprach sie weiter: «Ein Glück, dass du schwul bist.»
    Verena kuschelte sich noch enger in Manfreds Arm, und er strich ihr übers Haar. Dann redeten beide nichts mehr. Nach einer Weile stand sie auf. Manfred nahm sie in den Arm und begleitete sie das letzte Stück zu ihrem Haus. Zum Abschied gaben sie sich die Hand. Beide sprachen kein Wort.
    Auf dem Rückweg durch den stockdunklen Wald näherte sich von hinten ein Auto. Manfred hörte den wummernden Bass der Audioanlage eher als den Motor. Das Auto wurde langsamer und blieb dann stehen. Die Musik verstummte, und das Seitenfenster fuhr herunter. Was mochte das werden? Zu Manfreds Erleichterung saß nur eine Person im Auto. Es war die bodygebuildete Glatze.
    «Hast ’n Moment Zeit?», fragte die Glatze.
    «Kommt drauf an, wofür.» Manfred bemühte sich um einen Spagat zwischen schroffer Ablehnung und freundlicher Unverbindlichkeit.
    «Du hast einen meiner Kumpels plattgemacht», stellte die Glatze trocken und sachlich fest.
    «War keiner da, der auf ihn aufgepasst hat.» Nachts allein auf der Landstraße war das eine ganz schön gewagte Antwort.
    «Schon gut, wollte dich nur mal anschauen. Mein Kompliment, hätte nicht gedacht, dass jemand den Marko so schnell schafft.»
    «Einmal ist immer das erste Mal.» Manfred bemühte sich, weiter cool zu bleiben.
    «Für einen Schwulen hast du ’ne ganz ordentliche Handschrift.»
    Die unverblümte Feststellung verblüffte ihn, der Spagat schien zu misslingen. Manfred forschte im Gesicht der Glatze nach Anzeichen aufkeimender Aggressivität und konterte: «Was dagegen?»
    Die Glatze wertete das anscheinend als rein rhetorische Antwort und ging nicht weiter darauf ein. Der Typ blieb sachlich und lächelte sogar. «Soll ich dich mitnehmen ins Dorf?»
    In den tiefergelegten Wagen einzusteigen schien Manfred ein echtes Risiko zu sein. Der Glatzkopf konnte überall mit ihm hinfahren, wenn er erst einmal im Auto saß. Außerdem wäre der sicher kein so leichter Gegner wie dieser Marko. Manfred suchte im freundlichen Gesicht des Fahrers nach einer Entscheidungshilfe. Die Kopfhaut schimmerte im fahlen blauen Licht der Audioanlage, die Ohren warfen ihre Schatten auf den Hinterkopf. Kräftige Oberarme wölbten sich unter knappem Feinripp. Manfred zuckte mit den Schultern. Warum nicht? Er ging um den Wagen herum und stieg ein.
    «Ich heiße Toralf», stellte die Glatze sich vor.
    «Manfred.»
    Manfred gab sich wortkarg. Was zum Teufel wollte der von ihm? Ärger? Schon möglich. Ihn anbaggern? Sehr unwahrscheinlich. Die Audioanlage wummerte in dumpfem Rhythmus. Nach ein paar schweigsamen Minuten kamen sie am Gasthof an. Manfred stieg aus.
    «Danke fürs Mitnehmen.»
    «Nichts zu danken, Kumpel.»
    Verena hatte recht behalten. Der Glatzkopf sah zwar gefährlich aus, war aber gutmütig wie ein großer Hund. ‹Der tut nix›, dachte Manfred beim Einschlafen.

5
    In dieser Nacht schlief Manfred tief und fest. Vor seinem Zimmerfenster stand eine große Linde, im Raum war es angenehm dunkel. Erst gegen neun Uhr wachte er auf. Manfred duschte, zog sich an und machte sich auf den Weg zu seiner Mutter. Das Haus war schon voller Leute. Eberhards Söhne, deren Frauen und Kinder waren eingetroffen. Gerade räumten die Frauen den Frühstückstisch in der Diele ab. Mama zog Manfred in die Küche und deckte ihm dort ein Frühstück.
    «Tut mir leid, Mama, ich hab
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