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Bodycheck (German Edition)

Bodycheck (German Edition)

Titel: Bodycheck (German Edition)
Autoren: Rolf Redlin
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beiden sich eine kurze Pause. Hertha hatte eine Kiste Mineralwasser und belegte Brote in den Garten gestellt. Schweigsam saßen die beiden Männer im Gras und kauten an ihren Broten. Manfred betrachtete ungeniert Toralfs austrainierten Oberkörper. Toralf schaute ebenso ungeniert zurück.
    Endlich unterbrach Toralf das Schweigen. «Bist du dir sicher, dass du mit dem Geschleppe weitermachen willst?»
    «Ja, ist in Ordnung. Verbrennt wenigstens ein bisschen Fett.»
    «Da seh ich aber nicht viel Überflüssiges von.»
    Wohlwollend registrierte Manfred das Kompliment. «Danke. Du bist ja auch nicht von schlechten Eltern. Wie häufig trainierst du?»
    «Drei- bis viermal die Woche.»
    «Aber ihr habt doch hier in Kleinow keine Muckibude?»
    Toralf lachte. «Nein, da fahr ich nach Parchim rein, heute übrigens auch noch. Komm doch einfach mit! Sonnabends steht Bankdrücken auf meinem Trainingsplan.»
    Manfred schaute Toralf an. Das ewige Lachen, konnte der das nicht mal abschalten? Sogar die beiden Ohren schienen ihm zuzuwinken. Wie sollte man da widerstehen? «Du hast recht. Ist vielleicht keine schlechte Idee. Sind wir zur Geburtstagsfeier meiner Mutter wieder zurück?»
    «Immer, sonst krieg ich’s ja mit meiner Mutter zu tun», lachte Toralf.
    «Alles klar. Bankdrücken in Parchim – das wollte ich immer schon mal ausprobieren.»
    Sein Aufenthalt in Kleinow begann interessant zu werden. Dieser Toralf war ja ganz knackig und wahrscheinlich auch ein ganz klein bisschen schwul, aber ausleben würde so einer das nie. Wie sollte er auch, hier in Kleinow, wo das Leben im schlichten Dreieck zwischen Arbeit, Golfklub und Sportstudio pendelte. Schade eigentlich.
    «Woran denkst du?» Toralf riss Manfred aus seinen Überlegungen.
    «Ach nichts. Hast du denn Trainingsklamotten für mich?»
    «Kein Problem. Größenmäßig müssten dir meine Sachen passen. Welche Schuhgröße hast du?»
    «Fünfundvierzig.»
    «Na, dann ist ja alles im grünen Bereich. Hab ich auch.»
    Die beiden Männer gingen wieder an die Arbeit und kamen zügig voran. Toralf hatte sich vorgenommen, dass sie heute nur die eine und morgen die andere Dachseite eindeckten. Manfred war das recht so.
    Am späten Nachmittag stiegen die beiden Dachdecker in Toralfs Golf. Im Studio würden sie sich ohnehin umziehen müssen, daher behielten sie die Arbeitsklamotten an. Manfred hatte sein T-Shirt wieder übergezogen. Das durchgeschwitzte blaue Kapuzenshirt ließ er bei Toralf, dafür war es mittlerweile zu warm. Toralf hatte die Musik im Wagen aufgedreht. Mitten im Wald verringerte er plötzlich die Lautstärke und wandte sich an Manfred: «An dieser Stelle hab ich dich letzte Nacht aufgegabelt.»
    Manfred lachte. «Im ersten Moment ist mir ja ganz schön die Muffe gegangen.»
    «Ernsthaft? Hattest du Angst?» Nun lachte Toralf.
    «Hab jedenfalls erst mal einen Schrecken gekriegt.»
    «Na immerhin», entgegnete Toralf, «und warum keine Angst?»
    Manfred kratzte sich am Kopf. «Warum ich keine Angst vor dir hatte? Vielleicht merkt man irgendwie, dass du keine Dumpfbacke bist? Aber keine Sorge: So wie du aussiehst, hat bestimmt jeder Respekt vor dir.»
    Toralf lächelte wieder, anscheinend zufrieden mit der Antwort.
    «Nun frage ich dich. Hast du heute keine Angst?» Manfred drehte den Spieß um.
    Toralf schaute verwirrt. «Wieso? Wovor?»
    «Na, ich meine, dich mit einem Schwulen in deinem Studio blicken zu lassen. Was werden die denken?»
    Toralf winkte ab: «Also erst mal weiß es keiner. Und außerdem siehst du ja nicht so aus.»
    Scherzhaft verfiel Manfred in einen affektiert nasalen Tonfall: «Und wenn dem so wäre, mein Süßer? Würdest du mich dann auch mitnehmen?» Er streckte den rechten Arm mit abgeknicktem Handgelenk in Toralfs Richtung aus.
    Toralf brachte den Wagen mit einer Vollbremsung zum Stehen. Das Antiblockiersystem ließ die Reifen rubbeln. Die vielen Lachfalten in Toralfs Gesicht waren verschwunden, und seine Augen funkelten. «Lass das!», herrschte er Manfred an, «sonst schmeiß ich dich auf der Stelle raus! Dann gehst du zu Fuß zurück. Und nenn mich nie wieder Süßer.»
    Manfred hatte zwar mit einer Reaktion gerechnet, doch nicht in dieser Heftigkeit. Herzhaft stieß er Toralf in den Oberarm und lachte dabei. Nur langsam beruhigte der sich wieder. Scherze waren anscheinend nicht sein Ding. Dieses böse Gesicht macht dich verdammt sexy, dachte Manfred.
    Im Sportstudio angekommen, zahlte Manfred fünf Euro in die Kaffeekasse als Obulus für
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