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Bodycheck (German Edition)

Bodycheck (German Edition)

Titel: Bodycheck (German Edition)
Autoren: Rolf Redlin
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Umweg immer wieder gern. Malte war höchstens Mitte zwanzig, fast zu jung für Manfreds Geschmack. Und außerdem war er Student, studierte auf Lehramt Oberstufe oder wie sie das so nannten. Manfred fand, dass dieser Malte irgendwie auf einem anderen Stern lebte, fernab der Realität. Wohnte in einer Eineinhalb-Zimmer-Wohnung, jobbte hier und da, bekam Geld von Papa und wusste alles besser.
    Eigentlich hätte er ihm gleichgültig sein müssen, wäre da nicht dieser blonde Wuschelkopf und der zottelige Vollbart gewesen. Sonst bevorzugte Manfred ja eher kurze Haare, aber dieser Malte, jung und dabei groß und schwer, wirkte wie ein tapsiges Bärenjunges.
    Das Bärenjunge stand am Straßenrand und wartete geduldig. Manfred hielt an.
    «Moin, Manfred.»
    «Moin. Neues Kapu-Shirt?» Malte nickte. Auf der Brust prangte breit das gelbe Logo eines Herstellers von Berufsbekleidung.
    Malte streckte genüsslich die Beine aus und strahlte Manfred an. «Habe ich eigentlich schon gesagt, dass ich deinen Wagen ziemlich krass finde?»
    «Mehrfach …», brummte Manfred, «um genau zu sein, jedes Mal, wenn ich dich mitnehme.»
    Malte schwärmte für den beinahe zwanzig Jahre alten VW-Transporter vom Typ T2 mit Pritsche und Doppelkabine. Manfred hatte den Wagen in Eigenarbeit restauriert.
    «Wenn meine Kohle mal reicht, hol ich mir auch so ein Ding. Hilfst du mir dann beim Schrauben?»
    «Fang doch erst mal mit Sparen an», brummte Manfred und ließ offen, ob Malte mit seiner Hilfe rechnen konnte.
    «Übrigens kommen heute Abend vielleicht zwei Neue …», verkündete Malte voller Stolz. Kurz nachdem er bei der Ringergruppe aufgetaucht war, hatte er eine Website ins Netz gestellt und sich damit schnell unentbehrlich gemacht.
    «Und?» Manfred war skeptisch. «Kann man die ernst nehmen?»
    «Wart’s ab. Einer von beiden, so ein Kleinerer, ist auch Student …»
    Manfred stöhnte auf: «Und der andere?»
    «… der andere ist wohl so groß wie wir und Friseur.»
    Manfred stöhnte noch einmal: «Kannste bestimmt vergessen, wahrscheinlich beide ohne Kampferfahrung.»
    Sie parkten gleich um die Ecke und hatten nur wenige Schritte zu gehen. Manfred öffnete die schwere alte Eingangstür und ließ Malte den Vortritt. «Willkommen an deinem zukünftigen Arbeitsplatz.»
    Malte lachte kopfschüttelnd: «Das ist ’ne Realschule.»
    «Egal, ich finde es hier unheimlich!» Die Gründerzeitfassade der Schule glich mehr einer Trutzburg als einer Lehranstalt. Manfred fühlte sich in die wehrlose Kinderzeit zurückversetzt. Wenigstens war die Turnhalle neueren Ursprungs.
    Drinnen warteten tatsächlich zwei Neulinge. Wenige Minuten später erschien auch Coach Paul, ein stämmiger vierzigjähriger Schotte. Neben dem Ringen hatte er in seiner Jugend mit Leidenschaft Rugby gespielt; beide Sportarten hatten seine Statur nachhaltig geprägt. Manchmal vertrat Manfred den Coach. Als Gründungsmitglied gehörte er zwar zum harten Kern der Ringergruppe, blieb aber lieber ein unauffälliges Teammitglied und ließ gern auch mal einen Trainingstermin sausen.
    In der Umkleide taxierte Manfred die beiden Neuen. Der Große mit den langen kräftigen Armen musste der Friseur sein. Er trug einen ungewöhnlich akkuraten Kurzhaarschnitt, und seine Ohren standen ein klein wenig ab. Der Kleine dagegen war ein schmaler, feingliedriger Mensch. Typischer Student, fand Manfred.
    Die fünf warteten noch ein paar Minuten, doch weitere Gruppenmitglieder tauchten nicht auf. Sie trabten erst eine Weile im Kreis, darauf folgten Dehnübungen. Manfred reckte mit Verbissenheit die angewinkelten Ellenbogen nach hinten. Wegen der Neulinge ließ der Coach sie Fallübungen machen. Wäre ich bloß zu Hause geblieben, dachte Manfred.
    «So, nun wollen wir mal sehen, wozu das alles gut war», unterbrach Paul das Fallen. «Ihr stellt euch jetzt paarweise gegenüber, hüpft auf einem Bein, verschränkt die Arme und versucht den anderen umzustoßen. Wer zuerst fällt oder das Bein absetzt, hat verloren.» Eine wilde Rangelei setzte ein. Der Friseur hatte leichtes Spiel mit dem Studenten, der immer wieder Halt suchen musste. Malte setzte sein ganzes Körpergewicht ein und schaffte es tatsächlich, Manfred aus dem Gleichgewicht zu bringen. Er johlte vor Vergnügen.
    In der nächsten Übung hielten sie ein Bein des Gegenübers am Sprunggelenk fest. Mit der anderen Hand umfassten sie ihn am Nacken. Der Student fiel sofort, kam ungeschickt auf und rieb sich den linken Ellenbogen. Malte und Manfred
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