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Bodycheck (German Edition)

Bodycheck (German Edition)

Titel: Bodycheck (German Edition)
Autoren: Rolf Redlin
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Manfred zur Treppe, um ihm sein Zimmer zu zeigen.
    «Willkommen im Nirgendwo», sagte sie mit kaum verhohlenem Sarkasmus, während sie die Treppe hinaufstiegen.
    Manfred lachte zustimmend.
    «Aber schau es dir am besten selbst an, unser Kleinow.»
    «Das werde ich tun.»
    Verena öffnete das Zimmer und übergab Manfred den Schlüssel: «Hier, der ist für das Zimmer und für die Seitentür nach draußen. Damit kommst du auch nach Kneipenschluss rein und raus. Ich muss dann wieder runter. Frag, wenn du was brauchst.»
    Das Zimmer war geschmacklos eingerichtet und abgenutzt, aber wenigstens sauber. Toilette und Dusche auf dem Gang waren vor ein paar Jahren renoviert worden, augenscheinlich aber unfachmännisch von Heimwerkern, wie Manfred auf den ersten Blick feststellte. Er warf die Tasche auf das Bett und legte sich einen Moment hin. Nun war er also in Kleinow. Draußen dunkelte es. Wenn er bei Mama noch vorbeischauen wollte, wurde es Zeit. Dörfler gingen früh ins Bett. Manfred schloss das Zimmer hinter sich ab. In der Gaststube waren keine Glatzköpfe mehr anwesend. Verena erklärte ihm den Weg zur Geschwister-Scholl-Straße. Irgendwie grotesk, ging es ihm durch den Kopf: ein Dorf im Nirgendwo, Kurzhaartypen mit nationaler Gesinnung in der Gaststube und die Straßen nach antifaschistischen Widerstandskämpfern benannt.
    Die Straße war leicht zu finden. Er schaute sich um. Gleichförmige Häuser reihten sich aneinander, ihre Krüppelwalmdächer zeigten mit der Traufseite zur Straße. Sicher waren die mehr als hundert Jahre alt. Manche von ihnen waren im Laufe der Zeit mit Rauputz aufgehübscht worden, andere ließen noch das ursprüngliche Fachwerk sehen. Mittendrin fiel ein Haus mit schlichtem Satteldach auf. Es war in den Fünfzigern errichtet worden, sollte wohl ausbrechen aus dem überlieferten Einerlei und reckte seine Giebelseite trotzig zur Straße. Die Hausnummer stimmte.
    Er drückte den Klingelknopf. Hoffentlich kam nicht Eberhard an die Tür, dachte er. In einem Fenster neben der Haustür bewegte sich die Gardine.
    Mama öffnete die Haustür. «Manfred!» Sie fiel ihm um den Hals, ihre Augen strahlten vor Freude, und gleichzeitig schimmerten die Tränen. «Ich wusste sofort, dass du es bist. Hier aus dem Dorf klingelt nämlich keiner, alle klopfen sie an die Küchentür. Schön, dass du gekommen bist.»
    «Du siehst prima aus, Mama», lobte Manfred. Ihre unverändert kurzen Haare hatte sie leicht in der ursprünglichen dunkelblonden Farbe getönt. Sie trug eine Art Hausanzug.
    Hinter ihr im Flur stand Eberhard und begrüßte Manfred mit männlich hartem Händedruck. Manfred erwiderte den Gruß mit beherztem Griff.
    Es knackte hörbar in Eberhards Hand. «Aber hallo!», entfuhr es ihm.
    «Wie du weißt, verdiene ich den Lebensunterhalt mit meiner Hände Arbeit», erwiderte Manfred spitz.
    Mama zog den Sohn in die Küche. «Du hast doch bestimmt noch nichts gegessen?! Ich habe dir was warm gestellt. Falscher Hase. Das isst du doch so gern.»
    Manfreds Gesicht hellte sich auf. «Super, Mama. Mir hängt der Magen sonst wo. Am besten eine Megaportion!» Er nahm am Küchentisch Platz. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen. Bei Mama gab es immer falschen Hasen.
    Im Wohnzimmer hatte Eberhard den Fernseher angestellt. Die Titelmelodie der Tagesthemen tönte herüber. Sie schnitt eine dicke Scheibe ab, legte sie dem Sohn auf den Teller und übergoss alles üppig mit Soße. «Ich hab ihn mit Speckstreifen gespickt. Nur Kartoffeln hab ich leider nicht mehr, die sind vorhin alle geworden.»
    «Mhh, das riecht gut. Und Kartoffeln müssen nicht sein!» Manfred aß schweigend und mit großem Appetit. Wortlos öffnete seine Mutter eine Bierflasche und stellte sie auf den Tisch. Als sie ein Glas aus dem Schrank holte, winkte Manfred ab. «Lass mal, geht so …» Er nahm einen kräftigen Schluck aus der Flasche.
    Während Manfred seinen falschen Hasen verzehrte, berichtete Mama von Hertha. Beim Anbau ihres Hauses war das Dach neu einzudecken. Herthas Sohn war Dachdecker, und daraufhin hatte Mama mit der einstigen Dachdeckerlehre ihres Sohnes geprahlt. Hier auf dem Dorf war nachbarschaftliche Hilfe unvermeidlich, daher hatte sie Unterstützung durch Manfred angeboten. Manfred schluckte den letzten Bissen herunter und lächelte. «Kein Problem, Mama, für dich tu ich doch alles.» Große Lust verspürte er zwar nicht, aber etwas Abwechslung war allemal besser, als sich in diesem Kaff zu Tode zu langweilen.
    «Und Herthas
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