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Bockmist

Bockmist

Titel: Bockmist
Autoren: Laurie Hugh
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fiel nichts ein, also ließ ich ihn weiterreden. »Denn da wußten sie ja auch noch nicht, was wir jetzt wissen.«
    Ich seufzte.
    »O Gott, ich bin von dieser Unterhaltung ja so begeistert, ich glaub’, ich krieg’ gleich Nasenbluten. Was haben Sie seither denn so verdammt Wichtiges erfahren, daß Sie mich zu dieser schlechthin grotesken Tageszeit herschleppen lassen?«
    »Herschleppen?«, fragte er, und seine Augenbrauen schossen zum Haaransatz hoch. Er wandte sich an Solomon. »Haben Sie Mr Lang hergeschleppt?«
    O’Neal war urplötzlich manieriert und verspielt geworden, und der Anblick war zum Speien. Solomon war offenbar genauso angewidert wie ich, denn er antwortete nicht.
    »Mein Leben verebbt in diesem Zimmer«, sagte ich genervt. »Kommen Sie bitte zur Sache.«
    »Aber gern«, sagte O’Neal. »Wir wissen inzwischen, was die Polizei noch nicht wußte, daß Sie vor einer Woche ein Stelldichein mit einem kanadischen Waffenhändler namens McCluskey hatten. McCluskey bot Ihnen 100.000 Dollar dafür, Woolf … auszulöschen. Wir wissen inzwischen, daß Sie in Woolfs Haus hier in London aufgetaucht sind, wo Ihnen ein Mann namens Rayner – alias Wyatt, alias Miller – in die Quere kam, den Woolf ganz legal als Leibwächter eingestellt hatte. Wir wissen, daß Rayner bei dieser Begegnung schwere Verletzungen erlitten hat.«
    Mein Magen schien sich auf die Größe und Dichte eines Cricketballs zusammengezogen zu haben. Am Rücken seilte sich dilettantisch ein Schweißtropfen ab.
    O’Neal sprach weiter. »Wir wissen, daß im Widerspruch zu der Version, die Sie der Polizei gegenüber erzählt haben, bei der Vermittlung gestern abend nicht ein, sondern zwei Notrufe eingegangen sind, der erste wollte nur einen Krankenwagen, der zweite die Polizei. Die Anrufe erfolgten im Abstand einer Viertelstunde. Wir wissen, daß Sie der Polizei aus noch ungeklärten Gründen einen falschen Namen genannt haben. Schließlich und endlich«, er sah mich an wie ein schlechter Magier mit einem Hut voller Kaninchen, »wissen wir, daß vor vier Tagen auf Ihrem Konto am Swiss Cottage die Summe von 29.400 Pfund eingegangen ist, was genau 50.000 US-Dollar entspricht.« Er klappte den Schnellhefter zu und lächelte. »Für den Anfang doch nicht schlecht, oder?«
     
    Ich saß auf dem Stuhl in der Mitte von O’Neals Büro. Solomon war verschwunden und kochte Kaffee für mich und Kamillentee für sich, und die Welt drehte sich etwas langsamer.
    »Hören Sie«, sagte ich, »es ist doch ganz offensichtlich, daß man mir aus unerfindlichen Gründen etwas anhängen will.«
    »Erklären Sie mir doch bitte, warum dieser Schluß so offensichtlich ist, Mr Lang«, sagte O’Neal.
    Er war zur Manieriertheit zurückgekehrt. Ich holte tief Luft.
    »Also, zunächst einmal kann ich Ihnen versichern, daß ich von dem Geld nichts weiß. Das hätte mir jeder überweisen können, von jeder Bank der Welt. Das ist ein Kinderspiel.«
    O’Neal zog eine Riesenshow ab, schraubte seinen Parker Duofold auf und machte sich auf einem Block Notizen.
    »Dann ist da die Tochter«, sagte ich. »Sie hat den Kampf verfolgt und sich gestern abend bei der Polizei für mich verbürgt. Warum haben Sie die nicht herzitiert?«
    Die Tür ging auf, Solomon kam rückwärts herein und balancierte drei Tassen. Er war seinen braunen Regenmantel irgendwo losgeworden und stellte jetzt eine ebenfalls braune Strickjacke mit Reißverschluß zur Schau. Sie ärgerte O’Neal offensichtlich, und selbst ich merkte, daß sie mit dem Rest des Zimmers nicht harmonierte.
    »Ich darf Ihnen versichern, daß wir Miss Woolf bei nächstmöglicher Gelegenheit zu befragen gedenken«, sagte O’Neal und nippte zimperlich am Kaffee. »Zum gegenwärtigen Zeitpunkt indes sind Sie für die Agenda dieser Abteilung von weit höherem Interesse. Sie, Mr Lang, wurden gebeten, einen Mord zu verüben. Auf Ihr Bankkonto wurde Geld überwiesen, ob nun mit oder ohne Einwilligung Ihrerseits. Sie tauchten im Haus des potentiellen Opfers auf und brachten fast seinen Leibwächter um. Als nächstes …«
    »Moment mal«, unterbrach ich ihn. »Bloß einen gottverdammten Moment mal. Was soll dieser Quatsch von wegen Leibwächter? Woolf war doch gar nicht zu Hause.«
    O’Neal starrte mich an und blieb auf widerliche Weise die Ruhe selbst.
    »Ich wüßte doch gern«, fuhr ich fort, »wie ein Leibwächter einen Leib bewacht, der nicht im selben Haus ist. Per Telefon? Haben wir es hier mit digitaler Leibwacht zu tun?«
    »Sie
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