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Blutzeichen

Titel: Blutzeichen
Autoren: Blake Crouch
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schon, Mami, es ist Freitagabend!«
    Während sie den Steg zurückging, freute sie sich über diesen kurzen Frieden – ihre Kinder hatten sie gerührt, was anderes zählte nicht, oder?
    Als sie den kühlen Rasen erreicht hatte, blickte sie zurück auf ihre Kinder und dann über den See auf die Viertelmeile des Ufers, an dem das Monster gelebt hatte.
    Nachdem Walters Auto in Vermont aufgetaucht war, hatte sie einen Brief von Andrew Thomas erhalten.
    Während sie ins Haus ging, sich einen Drink einschenkte und ihr Hochzeitsalbum durchblätterte, hörte sie das Echo von diesem Ding in ihrem Kopf:
     
    Liebe Beth.
    bevor ich anfange, sollst du wissen, dass ich meine Mutter nicht getötet habe. Und glaube nicht, was in den Zeitungen steht. Ich sage das nur, damit dir das, was ich dir über deinen Mann erzählen muss, im richtigen Licht erscheint. Beth, Walter ist tot und ich bin daran schuld und es tut mir unendlich Leid. Ich möchte, dass du weißt, dass er gestorben ist, um dich, Jenna und John David zu schützen, und dass er nicht gelitten hat. Und du sollst auch wissen, dass du und die Kinder dank seiner Bemühungen nun in Sicherheit seid. Er liegt in einem einsamen Kiefernwald in Vermont begraben. Ich wünschte, ich könnte dir diese Nachricht persönlich überbringen, doch ich muss jetzt verschwinden. Ich hoffe, dass du das verstehst. Ich bin kein schlechter Mensch, Beth. Ich habe versucht, die richtigen Entscheidungen zu treffen, und ich werde weiterhin versuchen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Aber das Böse lebt mitten unter uns. Und manchmal reicht das, was wir tun können, einfach nicht aus.
    Andy

3. Kapitel
     
    Ich heiße Andrew Thomas und lebe in einer Welt, die mich für ein Monster hält.
    Früher einmal war ich Krimiautor. Ich hatte Geld. Ich lebte in einem wunderschönen Haus an einem See in North Carolina. Ich hatte Freunde. Geliebte. Ich wusste, wie sich Ansehen und eine gewisse Berühmtheit anfühlen.
    Doch dann kam jemand und zerstörte alles.
    Er hieß Orson Thomas und war mein eineiiger Zwillingsbruder.
    Unter der Androhung, mich zu erpressen, verschleppte er mich in eine abgelegene Hütte in der Wüste von Wyoming.
    Er war ein Psychopath.
    Er zeigte mir eine Seite meines Ichs, die ich den Rest meines Lebens versuchen werde auszulöschen.
    Doch das Grauen von all dem, was sich in der Wüste zutrug, ist eine andere Geschichte.
    Am Ende gelang mir die Flucht.
    Mein Bruder wurde getötet. Seinen Komplizen – ein seelenloses Individuum namens Luther Kite – habe ich angeschossen und sterbend zurückgelassen, gefesselt an einen Stuhl auf der Veranda von Orsons Hütte, inmitten der riesigen, zugeschneiten Wüste.
    Das alles war im November 1996, und ich musste in eine Welt zurückkehren, die mich fürchtete und hasste.
    Auf meinem Grundstück am Norman-See waren Leichen ausgegraben worden.
    Ich wurde verdächtigt, meine Mutter umgebracht zu haben.
    Ich wurde verdächtigt, die Schuld am Verschwinden von Walter Lancing zu tragen.
    Ich war der zum Serienmörder gewordene Schriftsteller.
    Orson und Luther hatten mir auf jede nur erdenkliche Weise Indizien angehängt.
    Ich konnte nicht mehr zurück nach Hause.
    Ich wurde gesucht.
    Und obwohl ich absolut fragwürdige Dinge getan habe, um mein Leben zu retten, bin ich kein Mörder.
    Deshalb bin ich weggelaufen.
     
    Die kleine Stadt Haines Junction im Yukon hat mein Leben gerettet.
    Ich war seit zwei Jahren auf der Flucht und durch Wüstendörfer in Nordmexiko, der Baja California und durch Orte und Städte in Amerika gereist, bis ich sie gefunden hatte.
    Einen Sommer lang habe ich in einem Holzfällercamp in Macon, Georgia, gearbeitet.
    Eine Woche lang als Viehtreiber in Baltimore.
    Einen Winter lang als Hilfsarbeiter auf einer Ranch im Westen von Texas.
    Ich habe in Zelten geschlafen.
    In Obdachlosenheimen.
    Arbeiterbaracken.
    In kalten Nächten unter freiem Himmel.
    Ich ließ mein Haar wachsen.
    Ich habe mich nicht mehr rasiert.
    Nicht mehr gebadet.
    Orte gewechselt.
    Bin an neuen Orten angekommen.
    Ich habe aufgehört zu lesen.
    Aufgehört zu schreiben.
    Getrunken.
    Ich bin mit dem Bus gereist.
    Per Anhalter gefahren.
    In South Dakota auf einen Zug aufgesprungen.
    Habe nie mit jemandem geredet.
    Da mein Name für Mord und sogar Muttermord stand, lebte ich in ständiger Angst und konnte niemandem trauen.
    An einer Baustelle in London, Kentucky, hatte mich der Vorarbeiter gefragt, ob ich gerne Thriller lese. Vielleicht wollte er einfach nur
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