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Blutwelt

Blutwelt

Titel: Blutwelt
Autoren: Jason Dark
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hatte. Irgendwie waren alle besorgt um mich, was mich auch freute. Aber gerade jetzt wollte ich eigentlich nur mit meinem alten Freund Marek Geburtstag feiern. Außerdem war es ein besonderer, denn er lag genau in der Mitte zwischen 60 und 70. Da gingen andere Menschen in Rente, falls sie nicht schon vorher von der Arbeit weg waren.
    Bei Frantisek Marek konnte ich mir das nicht vorstellen. Er hatte eine Aufgabe durchzuziehen, und er würde sie auch bis zu seinem letzten Atemzug ausführen.
    Gepackt hatte ich. Zum Airport wollten wir mit der Bahn fahren. Getrennt. Erst in Heathrow würden wir uns treffen. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass es allmählich Zeit wurde, denn ich kannte den Verkehr in London. Ich musste noch bis zum Bahnhof und dort einsteigen.
    Ich schloss den Reißverschluss der Tasche. Alles fertig, klar zur Abreise. Auch meine Beretta hatte ich mitgenommen. Dank eines besonderen Schreibens würde es mit dem Zoll keinen Ärger geben. Wahrscheinlich musste ich die Pistole nur während des Flugs beim Kapitän abliefern, aber das war kein Problem.
    Als ich die Wohnungstür hinter mir abgeschlossen hatte und im Lift nach unten fuhr, horchte ich in mich hinein und fragte mich, ob ich mich auf die Reise und auf den Geburtstag meines Freundes Frantisek überhaupt freute.
    Ich hätte es tun sollen, können, müssen – wie auch immer. Seltsamerweise aber blieb ein leicht unruhiges Gefühl in mir zurück. Es konnte daran liegen, dass die Reisen nach Rumänien für mich eigentlich nie so glatt über die Bühne gegangen waren, denn Ärger hatte es im klassischen Land der Vampire immer gegeben…
    ***
    Das Scheppern klang sehr leise. Dennoch erwachte Marek, der Pfähler in Sekundenschnelle.
    Dass die Matratze quietschte, störte ihn nicht, das passiert beim Aufrichten immer wieder, aber das Scheppern war so etwas wie ein Warnsignal gewesen, und das mitten in der Nacht.
    Er blieb sitzen.
    Noch leicht benommen, aber das legte sich bereits nach einigen Sekunden. Da war er wieder voll da und konnte seine Ohren als Lauschposten bezeichnen.
    Das Scheppern wiederholte sich in der nächsten Minute nicht, die dem Pfähler sehr lang vorkam. Beruhigt war er trotzdem nicht. Was er gehört hatte, das hatte er gehört. Zudem hatte er es sich zur Gewohnheit gemacht, sozusagen nur mit einem Ohr zu schlafen, denn seine Urfeinde schliefen ebenfalls nicht. Besonders nicht in der Dunkelheit. Sie waren Geschöpfe der Nacht, denn nichts liebten sie so sehr wie die Finsternis, in der sie auf Jagd gingen.
    In den letzten Wochen war es relativ ruhig gewesen. Da hatte es keinen Ärger gegeben, aber Marek glaubte nicht daran, dass dies so bleiben würde. Er kannte seine Pappenheimer. Es gab sie, und es gab sie immer wieder. Es würde sie auch noch dann geben, wenn es ihn nicht mehr gab, doch bis dahin wollte er so viel wie möglich von ihnen vernichtet haben.
    Fast hätte er aufgelacht, als er daran dachte, dass sein Geburtstag bereits begonnen hatte, denn die Tageswende war bereits um acht Minuten überschritten.
    »Herzlichen Glückwunsch«, flüsterte er vor sich hin. »Andere werden nicht so alt wie du.«
    Er nahm diesen Geburtstag locker, und als er daran dachte, wer ihn besuchen würde, da freute er sich, denn John Sinclair und Bill Conolly gehörte zu seinen besten Freunden. Er wäre auch nicht traurig gewesen, wenn sie nicht hätten kommen wollen, denn er kannte den Job der beiden Freunde. Schließlich gehörten sie zu den Menschen, die ebenfalls die verfluchten Wesen der Finsternis jagten, und dazu zählten nun mal auch die Vampire.
    So sehr er sie hasste, so sehr er sich wünschte, sie vernichten zu können, an seinem Geburtstag wollte er von ihnen nicht belästigt werden und seine Ruhe haben. Danach konnten sie wieder kommen, dann wartete er praktisch auf sie, aber bitte nicht an dem einen Tag, den er wie ein normaler Mensch verleben wollte.
    In diesen langen Minuten glitten seine Gedanken zurück in die Vergangenheit, und er dachte an Marie, seine Frau, die durch einen Vampirbiss zur Blutsaugerin geworden war.
    John Sinclair hatte sie damals töten müssen. Zuerst hatte Marek ihn dafür gehasst, dann aber hatte er nachgedacht und festgestellt, dass es für John die einzige Möglichkeit gewesen war, sie von ihrem Fluch zu erlösen. Die Freundschaft der beiden Männer war dann noch fester geworden.
    Er räusperte sich, wischte über seine Stirn hinweg und merkte, dass sich ein dünner Schweißfilm auf seiner Stirn gebildet
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