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Bluttaufe: Thriller

Titel: Bluttaufe: Thriller
Autoren: Michael Koglin
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so etwas wie Ländergrenzen, Zuständigkeiten und den ganzen Scheiß? Warum fischt ein Hamburger Kommissar in niedersächsischen Gewässern?«
    »Keine Ahnung«, sagte Mangold. »Ich weiß nur, dass mein Chef mich hierhergeschickt hat. Und der macht so was bestimmt nicht grundlos. Schon gar nicht morgens um sechs.«
    »Oh, heilige Hierarchien der Innenbehörde, mit Sicherheit nicht. Welcher Chef?«
    »Ganz oben.«
    »El Presidente?«
    Mangold nickte und sagte:
    »Du hättest im Bett bleiben können.«
    Hensen brummte eine unverständliche Antwort und drückte eine mannshohe Tanne zur Seite.
    Ein Fotograf feuerte seinen Blitz auf die nähere Umgebung ab. Kriminaltechniker in weißen Overalls knieten
neben dem Zelt und suchten mithilfe ihrer Lampen und Pinzetten den Boden ab. Ein hagerer Mann, der die Kapuze so zugezogen hatte, dass nur Nase, Augen und Mund zu sehen waren, hielt eine beleuchtete Lupe auf die Grasnarbe.
    Auf dem Zeltstoff zeichnete sich ein Schatten ab, dann schlug ein schnurrbärtiger Mann die Eingangsplane beiseite. Um seine gedrungene Figur schlackerte ein viel zu großer Anorak. Das dünne Haar war mit Gel in Form gebracht, der Hemdkragen war fleckig. Er bemerkte Mangold und Hensen und stapfte in weißen Gummistiefeln, die mit einem durchsichtigen, bläulichen Überzug umwickelt waren, auf die beiden zu.
    »Sind Sie Mangold? Der Hamburger Kommissar? Ich bin Klanke, Hauptkommissar Klanke.«
    Mangold schüttelte die ausgestreckte Hand und deutete auf Hensen.
    »Das ist Jan Hensen, ist so eine Art Berater.«
    »Berater? Können wir gebrauchen, dringend sogar«, sagte Klanke. »Verfluchte Sauerei, so was.« Er blieb stehen und blickte Mangold an. »Und glauben Sie nicht, ich übertreibe. Ist nicht die Zeit zum Übertreiben. Herrgott, bin ich froh, dass ich noch nicht gefrühstückt habe!«
    Sie gingen zurück zum Zelt. Klanke schlug die Plane beiseite und deutete hinein.
    »Ich bin verdammt noch mal zu alt für diesen Scheiß, viel zu alt.«
    Mangold brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen, was er dort sah.
    Arme und Beine der entkleideten Leiche waren abgetrennt, aber so am Torso angeordnet, als hätte der Täter nachträglich wieder einen Menschen daraus machen wollen.
Den Kopf mit den langen braunen Haaren hatte der Täter an den Ellenbogen des linken Arms gelehnt, als hätte es sich die junge Frau gerade für ein Nickerchen bequem gemacht.
    Die Haare hatte er mit einem Haarfestiger zu geraden Strahlenbündeln geformt, die vom Kopf wegstrebten und aussahen wie der göttliche Strahlenkranz eines Heiligen auf einer Ikone. Genauso hatte er die Haare eingefärbt: übersprüht mit Goldbronze.
    Neben der Toten lag sauber übereinandergestapelt ihre Kleidung. Sie sah aus, als hätte der Täter sie schrankfertig zusammengelegt und dabei peinlich genau darauf geachtet, dass die Stapel quadratisch waren. Daneben eine Handtasche, aus der ein Beamter gerade die Utensilien mit einer Pinzette herauszog und sie auf einer Plastikunterlage ausbreitete. Puderdose, Portemonnaie, ein Deostift, eine Packung Tempotaschentücher, eine weitere Packung mit Schmerztabletten, zwei Kugelschreiber.
    Mangold spürte, wie etwas Saures seine Speiseröhre hinaufkroch.
    »Ein wirklicher Künstler«, sagte Hensen.
    Klanke nickte.
    »Eine Tat im Affekt können wir wohl ausschließen.«
    »Sieht aus wie eine Art Hampelmann, dem die Schnüre gerissen sind«, sagte Mangold.
    Hensen kratzte durch seine Bartstoppeln.
    »Oder wie ein Heiliger, der die Torturen der Inquisition durchgemacht hat.«
    Klanke nickte.
    »Ein durchgedrehter religiöser Eiferer. Schon möglich.«
    »Ich verstehe ja, dass Sie da Verstärkung brauchen«,
sagte Mangold. »Aber gibt es einen Grund, warum Sie einen Hamburger Kommissar einem Kollegen aus Hannover vorziehen?«
    »Gibt es«, sagte Klanke. »Kommen Sie.«
    Hensen blieb im Zelt zurück und zog Block und Bleistift aus der Tasche. Klanke klappte die Kofferraumklappe seines Audis hoch. Vor ihm standen vier Kisten mit bereits eingetütetem Beweismaterial.
    »Wir haben den üblichen Scheiß gefunden. Verrostete Kugelschreiber, vergammelte Zigarettenkippen, einen verbrauchten Lippenstift, den Ausweis. Sie heißt Carla Kanuk und ist in Hamburg gemeldet. 32 Jahre alt. Meine Leute sagen, dass dies hier nach dem ersten Augenschein wohl nicht der Tatort, sondern lediglich der Ablageort ist.«
    Mangold nickte.
    »Nur weil das Opfer aus Hamburg stammt, werden wir zu Ihrem Tatort geschickt?«
    Klanke griff in eine der
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