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Bluttaufe: Thriller

Titel: Bluttaufe: Thriller
Autoren: Michael Koglin
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rechten Hand ihre linke. Sie konnte das Zittern ihrer Finger einfach nicht unter Kontrolle bringen.
    »Kaja, es ist vorbei«, sagte Mangold.
    »Schon?«, sagte sie und versuchte zu lächeln.
    Die Laken rochen nach Waschpulver.
    »Ja, Sie sehen aus wie eine Squaw, der das Stirnband verrutscht ist«, sagte Weitz. »Echt erotisch.«
    Sie bewegte ihre knochentrockenen Lippen und brauchte ein paar Versuche, bis sie den ersten Satz herausbekam.
    »Ihr habt ihn?«
    »Tot«, sagte Mangold. »Wir haben gestürmt, und zeitgleich mit der Blendgranate ist auch eine Sprengladung im Nebenzimmer hochgegangen.«
    »Er hat sich in die Luft gesprengt«, sagte Weitz. »Hat sich in Tausende Einzelteile aufgelöst.«
    »Sicher?«, fragte Kaja Winterstein.
    »Wir haben Fragmente seiner Kleidung gefunden und konnten die DNA-Spuren zuordnen. Er muss die Sprengladung an seinem Körper getragen haben. Sagen jedenfalls die Techniker.«
    »Wir haben ihn aufgesammelt«, sagte Weitz. »In hübschen blauen Plastiktüten. So wie seine Opfer.«
    »Haben Sie sein Gesicht gesehen?«

    »Nein«, sagte Mangold.
    »Unser Pizzalieferant. Der Mann mit dem Goldzahn. Er war’s. Er war ganz nahe.«
    »Ja, ich hatte Recht«, sagte Hensen. »Er hat meine Skizzen mit den Anagrammen gesehen und beschlossen, mich nach Rhodos und Tarifa zu schicken. Das Genie fürchtete sich vor einer Zeichnung, unglaublich.«
    »Es ist vorbei, Kaja. Er hat es nicht geschafft, er hat Sie nicht unter Kontrolle gebracht«, sagte Mangold.
    Ihre Hand lag ausgestreckt auf dem Laken, doch er traute sich nicht, sie anzufassen.
    Mangold räusperte sich.
    »Er wurde als Kind operativ von seinem mit ihm verwachsenen Zwillingsbruder getrennt. Er wollte ihn wieder auferstehen lassen. Die Opfer haben sich seiner Meinung nach schuldig gemacht. Er hat sie benutzt.«
    »Wiedergeburt«, sagte Kaja Winterstein.
    »Wir sind schließlich darauf gekommen, dass er weder den Tag seiner Geburt noch den Tag seiner Abtrennung gewählt hat, sondern die Zeugung.«
    »Adresse?«
    »Seine Adresse?«, wiederholte Mangold. »Die haben wir nicht über diesen ganzen Sterneklimbim gefunden. Tannen hat die Adresse des Hauses herausgefunden, in dem seine Eltern gewohnt haben, als er gezeugt wurde.«
    »Wie Pizza besorgt?«
    Hensen hielt ihr einen Becher an den Mund, damit sie ihre Lippen benetzen konnte.
    »Sie werden es ja bald sehen. Er hatte ein komplettes Restaurantangebot in den Kühltruhen. Auch wenn wir die einzigen Abnehmer waren. Er muss Ihnen seine Pizzawerbung irgendwie untergeschoben haben.
Auch seine Zahntechnikwerkstatt haben wir gefunden.«

    Mangold öffnete seine Wohnungstür. Bevor er das Licht anknipste, warf er seine Schlüssel auf den Karton in der rechten hinteren Ecke. Doch sie fielen klirrend auf den Boden.
    Plötzlich flammte Licht auf. Lena stand im Flur. In der Hand einen gläsernen Kasten, in dem eine Kerze brannte.
    »Ist ein Fahrstuhl, ein Geschenk«, sagte sie. »Runterfahren, rauffahren, runter, rauf. Sieh dich um, ich hab eingeräumt.«
    Sie breitete die Arme aus und deutete auf Regale und einen Bambusschrank, den er noch nie zuvor gesehen hatte.
    »Aus einem Secondhandshop, gefällt’s dir?«
    Mangold schüttelte den Kopf.
    »Hast du keine Eltern oder Verwandte, denen du auf die Nerven gehen kannst?«
    »Nein, du bist perfekt. Deinen Sessel habe ich nicht angerührt.«
    »Ich bin jetzt wirklich fertig.«
    »Das sieht man.«
    Mangold blickte sich um.
    »Ich zieh aus«, sagte er.
    »Das Essen ist gleich fertig, und dann erzählst du mir von den Guten und den Bösen. Von der Jagd.«

    Kaja Winterstein sah durchs Fenster ihres Krankenzimmers hinaus. Vor ein paar Stunden war der Augenverband
entfernt worden, und sie hatte sich langsam an die Helligkeit gewöhnt.
    In dem kleinen Garten vor der Klinik blühten Rhododendren, Stiefmütterchen und Margeriten. Schlieren zogen über das Bild, und der Anblick erinnerte sie an die Bilder französischer Impressionisten.
    Sie wusste nicht warum, aber sie dachte an das Wohnwagengelände. Wie hatte er es geschafft, mit einer Leiche an den scharfen Wachhunden vorbei in den Wohnwagen zu gelangen? Unmöglich konnte er sie betäubt haben. Es musste eine Lösung geben.
     
    Und dann tauchte die Frage auf, die sie seit Tagen quälte und auf die sie einfach keine Antwort finden konnte: Warum ich? Wieso hat er sich ausgerechnet mich ausgesucht?
     
    »Kaja, er hat dir nichts getan. Ich habe es nicht zugelassen«, sagte die Stimme, die dunkel war und
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