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Bluttaufe: Thriller

Titel: Bluttaufe: Thriller
Autoren: Michael Koglin
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Lesezeichen fiel nur ein gepresstes vierblättriges Kleeblatt zu Boden. Tannen dachte an seine Freundin Joyce. Ein wenig von der romantischen Ader dieser Carla Kanuk hätte er auch ihr gewünscht. Er schob den Gedanken beiseite.
    Die beigefarbenen Sofakissen standen in der Sitzecke wie zwei Schoßhündchen, die hier die Feierabendgemütlichkeit bewachten. Stoisch, aufrecht und mit einem Knick in der Mitte.
    Tannen ließ sich auf dem Sofa nieder und sah hinüber zu einem kleinen Globus, der allerdings nicht die Erde, sondern den Sternenhimmel zeigte. Er knipste die Beleuchtung an und wieder aus und öffnete die Tür zum Schlafzimmer, um sich bei seinem Kollegen Marc Weitz zu erkundigen, ob der etwas gefunden hatte.
     
    Tannen traute seinen Augen nicht.
    »Das könnte ein Spurenträger sein, verflucht noch mal!«
    Weitz winkte ab und blieb im Bett liegen.
    »Wir sollen uns hier umsehen und nicht im Bett eines Opfers pennen.«
    »Vergiss es. Neue Methoden, Tannen. Wollte mal hineinhorchen, was die Frau so gedacht, was sie hier so gefühlt hat.«
    »Mangold wird sich freuen.«
    »Himmel, Mangold! Der feine Herr kann mich mal, der hat doch nicht alle Tassen im Schrank.«
    »Und wenn das hier der Tatort war?«

    Weitz stöhnte auf.
    »Tannen, hast du was mit den Augen? Die Frau wurde portioniert, in viele handliche Einzelteile. Siehst du Blut? Hirnmasse, Schlachtermesser, Sägen, Haarbüschel in der Badewanne, häh?«
    »Und wenn der Täter alles gründlich gesäubert hat?«
    »Unsinn, warum sollte der sich die Mühe machen. Der hat sich die Tussi geschnappt, seinen Spaß gehabt und dann ein Puzzlespiel aus der Frau gemacht. Eine kranke Type, weiß der Teufel, womit diese Carla den Kerl auf 180 gebracht hat.«
    »Du bist doch nicht ganz dicht.«
    Auch das Schlafzimmer war peinlich aufgeräumt. Auffällig war ein Schminktisch, der aus den 1950er Jahren stammen musste.
    Marc Weitz ächzte, als er sich erhob und die Schubladen im Nachttisch aufzog.
    Tannen nahm sich die Küche vor. Nein, hier deutete nichts auf ein Verbrechen hin. Die Wohnung war bereit, ihre Bewohnerin zu empfangen. So wie jeden der vergangenen Abende, nur, dass sie nie mehr kommen würde.
    Tannen untersuchte einen Papierstapel, der in einem weißen Pappkarton im Regal verstaut war. Haftpflichtund Hausratsversicherung, ein Schreiben des Vermieters, der zusicherte, die Heizungsthermostate auszutauschen, Rechnungen über den Monatsbeitrag für ein Fitnessstudio … das Übliche eben.
    »Hey Tannen, wonach suchen wir eigentlich?«
    Im Türrahmen zum Schlafzimmer stand Weitz und kratzte sich im Schritt.
    »Keine Ahnung, Auffälligkeiten.«

    »Das ist ja ganz toll, Auffälligkeiten! Dass ich nicht selbst drauf gekommen bin. Unser Herr Kriminalinspektor Tannen ganz im Auftrag seines Herrn und Meisters sucht Auffälligkeiten. Wo steckt der überhaupt? Macht sich die Finger nicht dreckig, was?«
     
    So ganz Unrecht hatte Weitz nicht. Mangold war unberechenbar. Erst letzten Monat hatte er ihm einen Berg unerledigter Akten auf den Tisch gelegt und sich dann in einen längst aufgeklärten Fall vertieft. Als Tannen nachgefragt hatte, war von Mangold nur ein »Das muss Sie jetzt nicht interessieren« gekommen. Nein, das musste ihn nicht interessieren. Er durfte Klinken putzen, unter Demenz leidende Zeugen befragen und durch die ganze Stadt telefonieren, um herauszufinden, wo es überall Videotheken mit einem bestimmten Film gab.
    »Was ist mit dem Flur?«
    »Was soll damit sein?«
    »Du weißt, ich wühl mich so richtig gern durch die Taschen fremder Leute«, sagte Weitz.
    Tannen setzte sich auf die Couch. Nein, hier war nichts zu holen. Möglich, dass der Computer etwas hergab, E-Mails, vielleicht Fotos, die eine Verbindung von Carla Kanuk mit ihrem Mörder andeuteten. Für ihn war es eine Beziehungstat.
    In seinen vier Jahren bei der Mordkommission hatte er, mit Ausnahme eines Falles, bei dem der Täter aus dem Rotlichtmilieu stammte, auch noch nichts anderes erlebt. Und selbst dieser Zuhälter hatte eine Beziehung zu seinem Opfer gehabt. Eine Prostituierte, die nicht mehr genug Geld anschaffte und mit der er über eine andere, jüngere Prostituierte in Streit geraten war. Sie hatten nicht
mal zwei Tage gebraucht, um den Fall aufzuklären. Mord und Totschlag, das fand unter Ehepaaren, unter Verlobten oder in schiefgelaufenen Liebesbeziehungen statt. Und bei Stalkern.
    Sicher, es gab da noch die Leiche, die sie halb verwest in einem Fleet gefunden hatten, und die
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