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Bluttaufe: Thriller

Titel: Bluttaufe: Thriller
Autoren: Michael Koglin
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einzugeben.
    »Lass mich das mal im Internet checken«, sagte Hensen. »Ich glaube, da will einer die ganz große Oper.«
    Ja, so hatte er den ehemaligen Kriegsreporter kennen gelernt. Als jemand, der einen »Geruch« aufnahm und nicht locker ließ, bis er eine handfeste Spur hatte, die sich in eine konkrete Richtung verfolgen ließ.
     
    Vor zwei Jahren war Mangold ihm im Archiv des Polizeipräsidiums begegnet. Hensen sollte einen Bericht über die Verwicklung der Hamburger Polizei in den Nazi-Apparat erstellen und hatte dafür Zugang in alle Bereiche des Archivs und der Asservaten erhalten. Mangold war froh über ein intelligentes Gesicht gewesen und hatte ihn mit Kaffee versorgt. Gemeinsam hatten sie ein paar Mittagspausen verbracht und sich dabei angefreundet.
    Hensen hatte zu ihm gestanden, als nahezu alle seine Freunde und Bekannten sich für Vera entschieden hatten. Schon vier Wochen nach der Trennung gab es das nicht mehr, was einmal ein gemeinsamer Freundeskreis gewesen war. Dabei konnte er sie durchaus verstehen. Was sollten
diese Leute auch mit einem wortkargen Bullen anfangen, der im Dreck anderer Menschen herumwühlte und darüber noch nicht einmal frei sprechen durfte, einer, der zweimal am Tag duschte, um den Geruch von Gier und Hass und die Erinnerung an die öden Gesichter seiner Kollegen loszuwerden. Ab und zu hatten ihn Veras Freunde höflich nach seinem Alltag bei der Mordkommission gefragt und sich dann wieder den Assyrern, den Sumerern und neuen Grabungsprojekten gewidmet.
    »Du hast eine Nachricht von Dante Alighieri«, sagte Hensen.
    »Na klasse, die Göttliche Komödie auf der Autobahn. Da hat dir jemand etwas Bildung verpasst. Könnte es von deiner … könnte es von Vera sein?«
    »Kann ich mir nicht vorstellen. War ja auch nicht ihre Stimme.«
    »Das kann man von einem Hörbuch abnehmen.«
    »Was bedeutet es?«
    »In der Mitte meines Lebensweges fand ich mich wieder in einem dunklen Wald.«
    »Wie du siehst: Absender unbekannt.«
    »Wie unser Täter.«
    Mangold schüttelte den Kopf und schlug leicht auf das Lenkrad.
    »Unsinn, es wird ein Spaß sein. Vielleicht von einem meiner fantasiebegabten Kollegen. Ein freundlicher Morgengruß.«
    Dann klingelte das Handy erneut. Klanke schnaufte in das Telefon. »Ist doch ein Verrückter, der einen Fehler gemacht hat«, sagte er. »Ihr Kollege Hensen hatte Recht, dieses Zeug auf dem Oberschenkel hat sich beim Blick durch ein Mikroskop als Sperma erwiesen. Frisches Sperma.
Jetzt brauchen wir nur noch die DNA abzuwarten. Wer auch immer die Kleine zerstückelt hat, ich wette einen Hunderter gegen einen kalten Furz, dass wir dieses Arschloch in unserer Kartei haben.«
    Für den DNA-Abgleich bräuchten sie allerdings ein paar Stunden. Ohne sich zu verabschieden, unterbrach Klanke die Verbindung.
    »Wie wär’s mit einem Kaffee?«, fragte Mangold. Hensen nickte.
    Eine halbe Stunde später fuhr Mangold in eine Parkbucht im Hamburger Schanzenviertel. Jetzt am frühen Nachmittag waren die portugiesischen Cafés nur spärlich besucht. Im »Lisboa« lehnte ein junger Mann an der Theke. Während er die Zeitung durchblätterte, schlürfte er an seiner Tasse. An einem der Tische saß ein Pärchen, das sich ansah, als hätte es gerade die erste Nacht miteinander verbracht. Der vielleicht Dreißigjährige warf seine Rastalocken nach hinten, während das Mädchen etwas in seinem indischen Täschchen suchte.
    »Die guten alten Zeiten sind wieder da«, sagte Hensen. »Bin gespannt, wann die Reisewelle nach Goa wieder rollt.«
    Sie setzten sich an einen der Fenstertische. Während Mangold seinen Teebeutel auspresste, rührte Hensen Zucker unter seinen Galão.
    »Vielleicht gibt es Spuren in der Wohnung der Toten«, sagte Mangold.
    »Ich glaube, dass sie ein Zufallsopfer war. Zur falschen Zeit am falschen Ort.«
    »Die Untersuchung der Wohnung gehört zur Routine. Irgendwo und irgendwie muss sie dem Täter begegnet sein. Bis jetzt haben wir nicht mal einen Tatort.«

    »Du meinst, der Täter hat sie in der Wohnung umgebracht, zerteilt, die Leichenteile die Treppe heruntergeschleppt und dann knapp 100 Kilometer durch die Gegend gefahren? Vergiss es.«
    »Was ist mit einem abgewiesenen Liebhaber? Oder einem Chatpartner, der sie aus dem Haus gelockt hat? Wir stehen ganz am Anfang.«
    Hensen kratzte sich die Haarstoppeln.
    »Und was ist mit einem Polizisten?«
    »Willst du mich verarschen?«
    »Das sieht ganz nach jemandem aus, der sich gut auskennt. Und der das Timing
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