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Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Michele Giuttari
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Leitplanke diente.
    Dort wartete er in der Hoffnung auf ein vorbeifahrendes Auto.
    Als er Motorenbrummen näher kommen hörte, sprang er auf.
    Er starrte auf die Kurve. Wenige Augenblicke später tauchte ein Alfa Romeo auf.
    Er wedelte mit den Armen.
    Immer wilder.
    Doch der Fahrer ignorierte ihn. Fuhr einfach an ihm vorbei, ohne auch nur vom Gas zu gehen, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Als hätte er ihn nicht gesehen.
    »Verdammte Scheiße! Was soll das, bin ich etwa ein Geist?«,schrie er dem Wagen hinterher. Automatisch betastete er seine Brust, die Beine, den Kopf.
    Er setzte sich wieder auf die Mauer. In der folgenden halben Stunde kamen weitere Autos vorbei, doch auch diese Fahrer übersahen ihn.
    Verflucht, wo bin ich hier eigentlich gelandet? Sehen die nicht, dass ich eine Kette an den Beinen habe? Oder gucken sie gerade wegen der Kette weg?
    Am Ende gab er es auf.
    Langsam ging er am Straßenrand entlang, mit dem Geräusch der Eisenkette, die auf dem Asphalt schleifte, als einziger Begleitung.

New York
    Das war er! Ja, kein Zweifel.
    Mary Cook fixierte die Zielperson durch die dunkel getönten Scheiben des Wagens hindurch.
    Im selben Moment ließ sich die gedämpfte Stimme eines der vermeintlichen Penner in ihrem Ohrhörer vernehmen, die ihr mitteilte, dass Luigi Cannizzaro gerade aus der Tür des rosa Hauses gekommen war. Sie sah, wie er übervorsichtig mehrmals nach links und rechts blickte, ehe er die Straße überquerte.
    Es war noch nicht einmal fünf Uhr morgens.
    Sie war keineswegs überrascht, ihn zu sehen, sondern hatte ihn vielmehr erwartet. Auch wenn das Telefongespräch nicht gerade in der Sprache Dantes geführt worden war, hatte der Übersetzer doch begriffen, dass es um etwas Gesetzwidriges ging.
    Luigi Cannizzaro, groß, sportliche Figur, distinguiert, wargenauso gekleidet wie am Abend zuvor, als sie ihn hatten nach Hause kommen sehen. Derselbe lange Mantel. Derselbe Hut, leicht schräg aufgesetzt. Er ging zu einem schwarzen Ford Mustang GT mit dem Abziehbild eines Boxerhundes neben dem Nummernschild am Heck. Er öffnete die Fahrertür und sah sich noch einmal um, ehe er einstieg. Dann ließ er den Motor an und trat aufs Gaspedal.
    Die Funkgeräte der FBI -Agents begannen zu knistern.
    Ihre Wagen nahmen auf den fast verlassenen Straßen vorsichtig die Verfolgung auf.

    Fast zur gleichen Zeit telefonierte Colonnello Trimarchi in San Piero d’Aspromonte mit Commissario Ferrara, um Bericht zu erstatten.
    Im Haus von Angela Fedeli hatten sie nur die Mutter angetroffen, die sich darauf beschränkte, ihnen zu sagen, dass ihre Tochter und ihre Enkelin am frühen Morgen abgereist seien. Der Rest des Dorfes war wie immer blind, taub und stumm. Zwecklos zu fragen, ob jemand die beiden gesehen hatte.
    »Was machen wir jetzt?«, wollte der Colonnello wissen.
    Ferrara antwortete nicht gleich.
    Er dachte nach.
    Etwas sagte ihm, dass es Komplikationen bei den Ermittlungen geben würde. Zuerst das Durchsickern von Informationen an die Presse und jetzt das Verschwinden von Prestipinos Frau und Tochter. Es bestand die Gefahr, dass die Mitarbeit des Zeugen endete, ehe sie recht begonnen hatte. Und dass sie sich vor den amerikanischen Kollegen ordentlich blamierten.
    »Dottor Ferrara?«, fragte es im Hörer.
    »Ja, ich bin noch da, Colonnello.«
    »Was machen wir also?«
    Der Colonnello wurde ungeduldig.
    »Wir müssen herausfinden, wo die Frau ist«, begann Ferrara. »Lassen wir die Mutter überwachen, man soll sie beschatten. Kann sein, dass sie uns zu ihr führt. Sie muss noch in San Piero sein. Allein schon, weil es am Telefon keinerlei Anhaltspunkte für eine Abreise gab. Trotzdem werde ich die Passagierlisten der Abflüge von Reggio Calabria und Lamezia Terme überprüfen lassen.«
    »Gute Idee, Dottore. Ich glaube auch nicht, dass sie wirklich abgereist ist.«
    »Bleiben Sie noch dort, Colonnello, und leiten Sie die Maßnahmen vor Ort ein. Ich kümmere mich um den Rest.«
    »Alles klar.«
    Sie beendeten das Gespräch mit einem Gefühl von Stagnation.
    Der Commissario ging hinüber in das andere Büro, wo die Amerikaner telefonierten. Es sah ganz danach aus, als ob sich bei ihnen etwas tat. Als Bill Hampton auflegte, grinste Bob Holley Ferrara an und sagte zufrieden: »Sie sind hinter Luigi Cannizzaro her. Er hat heute früh einen Anruf aus Italien bekommen und gerade das Haus verlassen.«

    Nach langem, beschwerlichem Gehen war Diego in Sichtweite einer bewohnten Ortschaft gelangt.
    Von einer
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