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Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Michele Giuttari
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Bucht am Straßenrand aus blickte er auf eine kleine Häusergruppe hinab, nur ein paar Hundert MeterLuftlinie entfernt. Er hatte es geschafft. Noch ein kleines Stück, dann würde ihm jemand helfen.
    Wenig später fiel sein Blick auf ein Straßenschild. Es war von der Sonne ausgebleicht und größtenteils auch verrostet. Am auffälligsten war aber, das es durch unzählige Pistolenschüsse oder Schrotkugeln aus einem Gewehr regelrecht in ein Sieb verwandelt worden war. Er versuchte, den Ortsnamen zu lesen, konnte aber nur ein paar Buchstaben entziffern: AST  … Z . Die anderen waren nicht einmal mehr zu erahnen.
    Vorsichtig näherte er sich den ersten Häusern. Nach einer Kurve eine kleine Villa, umgeben von einem Hof. Davor ragte ein längliches Schild auf die Straße hinaus. CARABINIERI stand darauf. Er blieb abrupt stehen, das Herz schlug ihm bis zum Hals.
    Er nahm seinen Mut zusammen und ging weiter.
    Dann sah er einen hochgewachsenen, schlanken jungen Mann in tadelloser dunkler Uniform aus dem Haus kommen und mit flotten Schritten auf ihn zugehen.
    »Wer sind Sie?«, wurde er gefragt.
    »Diego Lopez. Ich bin entführt worden und konnte fliehen.« Seine Stimme schien plötzlich ihre ursprüngliche Kraft wiedergefunden zu haben.
    Der Carabiniere starrte ihn verblüfft an. Er tat erst seit ein paar Monaten Dienst in dieser Station. Zwar hatte er von den Kollegen gehört, dass Geiseln der ’Ndrangheta schon gelegentlich aus deren Gefängnissen entflohen waren, aber er hätte nicht erwartet, so bald einer in Person zu begegnen. Er nahm den Fremden am Arm und sagte: »Kommen Sie mit auf die Station. Ich bringe Sie zum Maresciallo.«

New York
    Irgendwo bellte wütend ein Hund.
    Luigi Cannizzaro holte den Schlüssel aus seiner Manteltasche.
    Das FBI -Team war ihm nach East Brooklyn gefolgt − bis zu einer Lagerhalle, die schon seit einiger Zeit leer zu stehen schien. Die Halle war von eingezäunten Parkplätzen und Autowerkstätten umgeben. Das nächste Gebäude in der Nachbarschaft hatte zerbrochene Fensterscheiben und lag ein paar Hundert Meter weit entfernt auf der anderen Straßenseite. Dieses Viertel gehörte zu den gefährlichsten des Bezirks, selbst für Leute mit Pistolen und Dienstabzeichen. Hier wimmelte es nur so von Drogenabhängigen, Dealern und Prostituierten.
    Cannizzaro wollte gerade den Schlüssel ins Schloss stecken, als er hinter sich das Geräusch von Schritten hörte.
    Er drehte sich um.
    Ein Mann und eine Frau kamen auf ihn zu. Sie gingen eng umschlungen.
    Wachsam schob er das Rollladentor hoch, gerade als das Paar hinter ihm vorbeischlenderte. Er atmete auf und machte einen ersten Schritt in die Lagerhalle, da fühlte er, wie ihn jemand an den Schultern packte und mit Gewalt hineinstieß, während ein anderer nach seinem Hosengürtel griff. Er wurde mit dem Gesicht nach unten zu Boden geworfen. Sein Hut rollte davon und enthüllte die grauen, nach hinten gekämmten Haare.
    » FBI , keine Bewegung!«, schrie eine Frauenstimme. Er gehorchte, wurde auf dem Boden festgehalten und von oben bis unten abgetastet.
    Er war unbewaffnet.
    »Was tun Sie da?«, stieß er mühsam hervor, weil sein Mund auf den Betonboden gedrückt wurde.
    »Sie können jetzt aufstehen«, sagte dieselbe Stimme, während weitere Agents in die Lagerhalle kamen. Er drehte sich um, blieb aber sitzen und musterte das Liebespaar von eben mit seinen großen schwarzen Augen.
    »Zeigen Sie mir Ihre Ausweise«, verlangte er.
    Die Frau zog eine schmale Brieftasche aus ihrer Jeans, klappte sie auf und hielt ihm das Abzeichen vor die Nase: Goldgrund, ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen über einem Schild mit der Aufschrift US .
    »Special Agent Mary Cook«, stellte sich die Frau vor. »Stehen Sie jetzt auf und setzen Sie sich dorthin. Wir müssen diese Halle durchsuchen. Los, bewegen Sie sich!«
    Er erhob sich und starrte sie an. Dann wollte er den Durchsuchungsbeschluss sehen.
    Mary Cook holte ein Blatt Papier aus ihrem Lederblouson: »Hier, lesen Sie.« Ihr Blick blieb an der goldenen Rolex um sein Handgelenk hängen.
    SEARCH WARRANT . Das war der Durchsuchungsbeschluss, den Dick Moore sich am Vortag von Morrison hatte aushändigen lassen.
    Luigi Cannizzaro tat so, als würde er ihn gründlich lesen, überflog ihn aber in Wahrheit nur. Er wusste, dass zu seiner Ausstellung ein probable cause nötig war, ein hinreichender Tatverdacht, so sah es das Fourth Amendment der amerikanischen Verfassung vor. Er sagte nichts. Für einen Moment
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